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Wer klopfet an?

Stell dir sich vor, du irrst bei Minusgraden durch Innsbruck. Geld hast du keines, die Wohnung haben sie dir weggenommen – du bist, was der Innsbrucker Volksmund so charmant als „Sandler(in)“ bezeichnet. Auch wenn dir das in deiner derzeitigen Lebenssituation vielleicht (bzw. hoffentlich) unrealistisch erscheinen mag – dieses Schicksal kann jede(n) treffen: 461 Menschen waren in Innsbruck laut Statistik wohnungslos.
 
Es sind Asylsuchende, Menschen mit psychischen Problemen und solche, die nach einer Scheidung oder einer ähnlichen Lebenskrise durchs soziale Netz fallen. Aber da gibt’s doch sicher Stellen, an die man sich wenden kann, wirst du dir denken. Ja, die gibt es: Die Notschlafstelle in der Trientlgasse verfügt über 35 Plätze. Sieben Feldbetten in fünf Räumen, Frauen und Männer schlafen getrennt.
 
Christlich-sozial – ein Hohn!
 
Zwei Wochen wurde gestritten, ob die Notschlafstelle bis Mitte April offen haben sollte – und nicht nur bis Mitte März wie geplant. Zur Erinnerung: Im April 2010 hat es noch mehrmals geschneit. Franz X. Gruber, ÖVP-Vizebürgermeister und Sozialstadtrat, hat sich bis zum Schluss gegen diese Verlängerung gewehrt. Die Innsbrucker Sozialpolitik ist laut Gruber „zielorientiert und bedarfsgerecht“.
 
Nach langer Diskussion hat der Gemeinderat am 18. November ganz knapp der Verlängerung um einen Monat zugestimmt. Gegen die Stimmen der beiden Regierungsfraktionen „Für Innsbruck“ und ÖVP. Was hältst du von meinem Vorschlag: Franz Gruber soll ab 15. März den Selbstversuch wagen: Stell dir vor, er irrt bei Minusgraden durch Innsbruck …
 
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Andreas Wiesinger

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