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Asche zu Asche: Heidi Holleis

HolleisBild

“I´ve never done good things / I´ve never done bad things / I´ve never did anything out of the blue, woh-o-oh / Want an axe to break the ice / Wanna come down right now / Ashes to ashes, funk to funky” (David Bowie)

Es gibt sie, die geradezu unheimlichen Zufälle. Am 10. Jänner starb David Bowie und mit ihm eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der gegenwärtigen und nicht nur Pop-Kultur. Nun, am 19. Jänner, an einem schon seit Monaten feststehenden Termin, erscheint in Innsbruck ein bereits ende letzten Jahres inhaltlich fertig gestellter Kunstkatalog, auf dessen Rückseite Bowies Porträt erkennbar ist, und das bewusst nach einem Werk von Bowie benannt ist: „Ashes To Ashes“ der Künstlerin Heidi Holleis, die bereits ihren ersten dazu gehörenden Werkzyklus „zu“ Musik Bowies geschaffen hat.

Heidi Holleis, 1974 in Innsbruck geboren, auch als Zeichnerin und Illustratorin tätig und beim RLB-Kunstpreis 2014 vertreten, arbeitet seit 2011 mit dem Material Holzasche, gebunden mit Eitempera. In Zeiten und Verhältnissen, in denen große Antworten und Fragestellungen ungern aufgebracht werden und in denen noch so bombastische Entwürfe zu nur so kleinteiliger Praxis ziehen, schreckt die sofort gegenwärtige große Symbolik von Asche wohl manche zuerst ab. Asche als Sinnbild von Vergänglichkeit und Reinigung ist „nun einmal“ stark mit religiösen Erinnerungen behaftet. Wenn diese gegangen sind, bleibt Asche dann eher noch als Entsorgungsproblem übrig, als Relikt einer schlecht angesehenen industriellen Vergangenheit und zunehmend schief angeschauter Genüsse – oder irgendwann einmal als Deko-Material fürs gewollt Echte und Authentische. Vor diesem Hintergrund mit Asche künstlerisch zu arbeiten ist sicher mutig.

Doch der Mut lohnt sich. Heide Holleis Aschebilder sind eine Schule des genauen Hinschauens. Sie leben von den Verdichtungen, Phrasierungen und Verzögerungen, die im Bild wahrnehmbar und aufschließbar sind. Von Material und Verfahren her ergeben sich Texturen zwischen feiner Konkretheit und Expressivität, durch die sich zuletzt auch Figurhaftes abzeichnet. Hier wird – um im naheliegenden Pathos der Symbolik zu bleiben – nicht die Asche angebetet, sondern eine Flamme des Kunstprozesses weitergegeben. Und über die im traditionellen westeuropäischen Kontext zumeist mit Trauer und Buße verbundene Symbolhaftigkeit bewusst hinausgegriffen.

Bilder „aus Asche“ also, die sowohl den Betrachtenden einiges an Möglichkeiten eröffnen wie in der Auseinandersetzung damit den Ablauf von natürlichen Voraussetzungen, Veränderung des Grundstoffes durch Zerstörung, Reduzierung des Komplexen auf das Essenzielle, Inwertsetzung des scheinbar Wertlosen erforschen lassen. Und: wer das Gute wie das Schlechte verbrennt, dem bleiben die Aschehaufen diesselben, wusste der französische Symbolist Marcel Schwob. In Vielem ist Asche kein Alltagsgegenstand mehr und sollte es in der optimiert cleanen Lebensführung auch nicht sein. Dabei gäbe es noch genügend um uns herum, dass doch lieber zu Asche zerfallen sollte. Und das als Grundstoff für künstlicheres Arbeiten besser aufgehoben wäre: „Those midwives to history put on their bloody robes.“ (David Bowie)

KATALOGPRÄSENTATION
ASHES TO ASHES- – HEIDI HOLLEIS
Di., 19.01.2016, 19 Uhr, Kunstraum Innsbruck (Maria-Theresien-Straße 34)
mit einem Gespräch zwischen der Künstlerin, Univ. Prof. Dr. Markus Neuwirth, Universität Innsbruck und Karin Pernegger.

Matthias B. Lauer

Fotos: Günter Kresser

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