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Die Welt wird immer bunter

Dass die Welt immer bunter wird, ist eigentlich schon ein Gemeinplatz, vor allem in der Werbung und Mode kann das ja hinlänglich beobachtet werden.
Was man vielleicht in der Kunst der letzten Jahre nicht immer sagen und sehen kann, wo doch mehr oder weniger die Konzentration auf das Spröde – sowohl vom Material als auch von ihrem mentalen Hintergrund her – die dominierende Konstante darstellt. Umso erfrischender wirkt daher eine Ausstellung, die zurzeit in der Galerie im Taxispalais läuft.
 
Unter dem Titel IMMER BUNTERAktuelle Malerei aus Österreich werden hier 11 Positionen aus der österreichischen Malerei der Gegenwart vorgestellt, die wohl alle etwas Gemeinsames verbindet. Nämlich den Hang zur Farbe und dem spielerischen Umgang mit ihr.
Das zeigt sich etwa am Beispiel von MANUEL GORKIEWICZ, der für die Malerei ungewöhnliche Materialen, nämlich Make-up und Hautcremen, verwendet, die er in verschiedenen Zusammensetzungen an die Wand bringt und dabei interessante Muster und Strukturen erzeugt.
 
Ähnlich verfährt der Tiroler HERBERT HINTEREGGER, der mit Kugelschreibertinte seine Abstraktionen auf die Wand appliziert, dabei ein wenig an Piet Mondrian erinnernd, wenngleich Hinteregger bei manchen seiner Werke die Zweidimensionalität des Bildes verlässt und dieses aus der Wand herausragen lässt.
 Sein Landsmann MARKUS BACHER ist mit zwei Arbeiten in der Ausstellung vertreten: zwei im abstrakten Malgestus gemale Bilder, eines im unteren Raum, das mit seinem über dem Glasdach im Freien angebrachten Zwilling korrespondiert, und so auf Transzendenz verweisend und  wohl ein wenig an Herbert Brandl erinnernd.
Das Flair des aktuellen Kunstgeschehens und des Kunsthandels verarbeitet MARTINA STECKHOLZER in ihrem Beitrag, der aus abstrakten Bildern besteht, die das Ergebnis ihrer Recherche auf der diesjährigen Art Basel zum Thema haben. Die Künstlerin hat mit ihrer Handycam dort verschiedene Bilder fotografiert und diese hernach auf leere Leinwände abstrahiert.  
Das Publikum bezieht dagegen CHRISTIAN FALSNAES in seine Arbeiten ein, indem er etwa bei der Vernissage Tuben mit Farbe verteilte, und dieses so eine Wand gestalten ließ. Das Ergebnis lässt sich in der Ausstellung sehen.
 
Eine Art Recycling betreibt LUISA KASALICKY, die in ihrer Wandinstallation Elemente aus früheren Ausstellungen verwendet, diese neu zusammensetzt, so ein Symbol des Spielerischen in der Kunst und zugleich auch auf die Konsum- und Warenästhetik im Sinne des (Konsum)Fetischs verweisend.
 
Mit den Mitteln des Kitsches spielt MARIANNE VLACHITS, indem sie in einem Raum der Galerie eine Strandlandschaft mit künstlichen Palmen, Meer und auf Liegestühlen liegenden Sonnyboys aus Pappe gestaltet hat. Für mich ein wenig zuviel Klischee, aber oft liegt die Kunst ja eben in der Übertreibung. Interessanter und innovativer finde ich da schon HERWIG WEISER, der seine Arbeit als technische Versuchsanordnung gestaltet hat. Auf einem Monitor ist sozusagen ein sich selbst malendes Gemälde zu sehen. Farben fließen über eine Glaswand, bilden Schlieren, explodieren dann immer wieder, eine Art farbliches Gezeitenkraftwerk im Miniformat, könnte man sagen.
 
Spannend finde ich auch die großformatigen Arbeiten von MAJA VUKOJE, die Inhalte der Populärkultur, des Postkolonialismus und der Umweltzerstörung thematisieren.
Faszinierend auch die Bilder von ALFONS PRESSNITZ. Dieser schafft mit seiner gegenständlichen Malerei eine Art Suspense, zeigt diese doch zerstörte Häuser in friedlichen Landschaften, dabei an diverse Fernsehbilder aus Bürgerkriegsgebieten oder ähnlichem erinnernd.
Auch die kleinformatigen Arbeiten von KATRIN PLAVCAK, die Politisches in eher ironischer Weise verhandeln, finde ich recht überzeugend. So etwa im Bild Gelebte Demokratie, das einen Haufen ringender Männer in Anzügen zeigt, so wohl auf die diversen politischen Debatten in der letzten Zeit verweisend.
 
Alles in allem: Eine interessante Ausstellung, die ein weites Spektrum heutiger Malerei mit den verschiedensten Materialien zeigt.
 
Noch bis 18. November!
 


Helmut Schiestl

One Comment

  1. Ich war auch dort und wurde positiv überrascht: Bin sonst kein Fan von Gruppenausstellungen, die auf mich oft eher zusammengewürfelt und recht beliebig wirken. IMMER BUNTER ist anders, durchdachter und als Summe mehr als ihre Teile. Besonders Maja VUKOJE und Katrin PLAVCAK haben mich sehr berührt  – Bilder, die verstörende Botschaften aussenden, die lange nachwirken und mit jedem Blick bereichern. Kann einen Besuch der Ausstellung nur empfehlen, einen interessanten Beitrag dazu aus dem Ö!-Kulturjournal findet Ihr unter: oe1.orf.at/artikel/316682 

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