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Kriegsrelikte – Jeder Schuss ein Russ

100 Jahre unserer Zeitrechnung sind verstrichen seit die erste „Urkatastrophe“ der industriellen Kriegsführung über die Welt hereinbrach. Weltkrieg I benutzte die Menschheit erstmals um Massenvernichtungswaffen, automatische Waffen und Luftwaffen im großen Stil an sich selbst zu erproben. Die Ziele waren klar definiert: “Jeder Schuss-ein Russ, jeder Stoss-ein Franzos, jeder Tritt ein Britt“. Ca. 18 Mio. Menschen mussten ihr Leben lassen um die Machtansprüche einiger weniger zu stillen. WK II forderte nur ein paar Jahre später ca. 4x soviele Opfer.

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Analysten, historische Fakten, Interpretationen und Experten gibt es zuhauf und der Interessierte darf sich seine Quellen selbst wählen – Ein wahrhaftes Zeugnis legen allerdings nur die Toten ab. Den Innsbrucker Zeugen des kollektiven Wahnsinns statten diese Zeilen einen Besuch ab.

Letzte Reste :

„Soldatenfriedhöfe“ sind etwas zutiefst beklemmendes und führen den Menschen an die Grenzen des erträglichen Bewusstseins. Aus den großen weltpolitischen Zusammenhängen und der generalisierten Geschichtsschreibung werden plötzlich Einzelschicksale. Namen oder Bilder treten mahnend aus einer Armee von gesichtslosen Uniformträgern hervor.

Eine besondere Friedensstätte findet der Spurenleser in einem Wäldchen nahe Schloß Ambras / Bergisel. Der Waldfriedhof am Tummelplatzweg  ist den unzähligen, auch Tiroler Soldaten, gewidmet die ihr Leben oft weit außerhalb ihrer Heimat für die Heimat verloren. Meist erfährt mann/frau den Namen evt. Rang und auf welchem Schlachtfeld der Welt wieder mal für die Heimat gestorben wurde.

tummelplatz

Eine etwas jüngere, aber weiter rückgedenkende letzte Ruhe ist hinter dem Pradler „Ost Friedhof“ zu finden. Hier liegen und gedenkt mensch Waffenbrüdern, Feinden aber auch Opfern des Tiroler Freiheitskampfes, WK1 und WKII. Dicht anneinander gereiht, macht der Tod jeden gleich und so sind Tiroler, K.u.K., Italien und Sowjetunion Soldaten am „Internationalen Militärfriedhof“ Amras zu ihrer letzten Mahnwache angetreten.

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Achtung Meinung! – Sprung in die Gegenwart:

Verfolgt mann/frau die aktuelle Berichterstattung zu den Olympischen „Wettkämpfen“ in Sotschi (Sochi) so überfällt mich manchmal die Erinnerung an die Propagandamaschinerie des Kalten Krieges. Dieser  forderte zwar auch genügend Opfer, allerdings angesichts des vermeintlich möglichen letztlich doch „kalt“ blieb.

Auch 2014 berufen sich gewisse Interessen wieder auf die „moralische Überlegenheit“ des  Westens und bauen das alte Klischee des unberechenbaren „russischen Bären“ auf. Natürlich gibt es unzählige Defizite im flächenmäßig größten Land der Erde – doch sollten genau jene Nationen (Deutsch/Österreich) die Russland bereits 2x den „totalen Krieg“ erklärten, sich mit ihren „moralischen“ Entrüstungen vielleicht etwas zurückhalten und auf den gemeinsamen, verbindenden, sportlichen Lernwillen setzen.

 

Schwere Literaturempfehlung:

Erich Maria Remarque – „Im Westen nichts Neues“ –  Ein Stück Weltliteratur; trifft den Leser wie ein Militärspaten

Schwerer Filmtipp:

„Steiner –  das eiserne Kreuz“ – Die Geschichte eines Soldaten der seine „Pflicht“ zwar erfüllt, aber niemals vergisst Mensch zu sein. (James Coburn, Maximilian Schell, Senta Berger…)

 

 

 

Martin Kapferer

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