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Mohau Modisakeng im Kunstraum Innsbruck

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Ein Tisch, zwei Stühle, darauf ein Kohlehaufen. Auf den beiden Stühlen jeweils ein Tuch. Auch auf dem Boden Kohle verstreut. Die Szene wirkt verlassen, die beiden Kontrahenten, sind schon gegangen. Haben ihr Meeting aufgegeben. Herausgekommen ist nichts.

So könnte eine Liebesbeziehung zu Ende gegangen sein. Die Kohle steht für vergangene Treue. Oder auch für das Innerste nach Außen gekehrte. Ein schönes Bild, das sich da dem Betrachter / der Betrachterin in der aktuellen Ausstellung im Kunstraum Innsbruck  einprägt. Aber es geht nicht um eine Beziehung, zumindest nicht vordergründig. Es geht um das Leben in Südafrika. Und der Künstler heißt Mohau Modisakeng. Er lebt und arbeitet in Kapstadt, ist auch bei der heurigen Biennale in Venedig vertreten und beschäftigt sich mit den Konflikten der Post-Apartheid-Ära. Mit der Dichotomie von Gewalt in einem Land, das zu den BRICS-Staaten gehörend aber doch noch von sozialen Spannungen und Konflikten beherrscht wird.

Der Künstler hat etwa in einer Performance Kohle in die Galerie geschleppt und sie auf eben jenem Tisch ausgeleert. Ehe er in den Haufen mit einer Machete dreingeschlagen hat, so dass der Haufen auseinandergestiebt ist. Ein schönes Bild. Es hatte etwas Feierliches, fast Religiöses, obwohl die Intention des Künstlers doch eine andere war. Eben die noch immer nicht restlos aufgearbeitete Geschichte der Apartheid in Südafrika. Es geht sehr viel um Trauer. Trauer über die blutige Geschichte dieses Landes, nicht zuletzt auch über ein erst vor einigen Jahren sich dort ereignet habendes Massaker an streikenden  Arbeitern einer Kohlenmiene.

Ich habe mir die Ausstellung gestern noch mal im Rahmen der Langen Nacht der Museen angeschaut. Und oft ist es ja so, dass wenn man eine Ausstellung öfters anschaut, man das Gefühl des „eben schon gesehen“ bekommt. Nicht aber hier, die Videos, die an den Wänden hängenden Schwarz-Weiß-Fotos  der Tisch mit dem Kohlehaufen drauf und die beiden verlassenen Stühle üben immer noch eine bestimmte Magie auf die Betrachterin / den Betrachter aus. Die Materialien Kohle und Asche, die auf den Bildern und den Videos zu sehen sind, die für Trauer stehen mögen, aber auch für eine Schönheit, die im Vergänglichen eine allgemeine Metapher für das vergängliche Leben sieht, wie es uns nicht zuletzt jetzt in den noch laubbunten Herbsttagen wieder an unsere Endlichkeit gemahnt. Und in der Trauerarbeit steckt doch auch immer wieder ein Neubeginn.

Zu sehen noch bis 24.10.2015

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Helmut Schiestl

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