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Zur Erinnerung: Es geht auch ohne!

Kleine AutosOhne Autos nämlich. Dieses unglaubliche Ereignis trug sich am Samstag zu, dem 2. Juni 2012: Die Innstraße war teilweise gesperrt! Eine Spur musste – die IVB wollte ihren Machtbereich nicht kampflos aufgeben – mit Gittern für die Busse frei gelassen werden.

 Links das Leben, rechts die BusspurLinks das Leben, rechts die Busspur

Daneben belebten Menschen statt sich dahin quälender Autos den Asphalt. Kinder spielten vergnügt und brauchten keine Angst zu haben. An „normalen“ Tagen ist der Gehsteig nämlich so schmal ist, dass zwei Menschen kaum nebeneinander gehen können. Spielende Kinder sind dann höchst unpassend.

 Platz für BegegnungenPlatz für Begegnungen

Leider ein Ausnahmefall, aber vielleicht eine Anregung, solche Feste öfter zu veranstalten? Und damit ich noch konstruktiver werde, die Überlegung eines Nicht-Architekten:
Wie wäre es, wenn die Auto-Innstraße verkleinert und der Menschen-Gehsteig – es gibt nur einen – verbreitert würde?

Dann könnten dort zwar weniger Maschinen stinken, aber mehr Fußgänger gehen, verweilen, staunen über diese wunderschöne Häuserzeile, die derzeit niemand genießen kann. Die Autofahrer blicken aus ihren Gefährten nämlich bloß auf die Ampeln – und die Fußgänger haben keinen Platz.

Übrigens auch nicht in der Höttinger Gasse. Sie kann bekanntlich nur unter Herzrasen in Angriff genommen werden. Hinauf düsen Autos, herunter bisweilen Radfahrer. Vor wenigen Tagen meldete die Tiroler Tageszeitung, dass ein Fußgänger von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden war. Seit langem weist eine Bürgerinitiative darauf hin, dass die Höttinger Gasse eine gefährliche Zumutung ist.

Genügt ein Schwerverletzter, um die Vorschläge dieser Initiative in die Tat umzusetzen? Oder braucht es einen Toten?
 

Erich Ledersberger

4 Comments

  1. Warum machen wir nicht BLECHbruck zu BIKEbruck? Mit massivem Ausbau von Radlwegen, billigere und bessere Bim (eigene Trasse) und weniger Parkplätze – mehr Parks und keine Rennpisten. Vorteile: Luft- und Lebensqualität, Stadtraum, mehr Ruhe und weniger Ruß.

  2. Ich sehe das ganz genauso. Ein Shared Space oben am Hans-Brenner-Platz ist bereits angedacht, und die Innstraße gehört, auch wenn man sie nicht völlig vom mIV befreien wird können, zumindest mit Baumreihen versehen und die Parkplätze auf einer Seite gehören weg.

    Das Verkehrskonzept von 1991 sah vor, die Innstraße auf Höhe der Kirschentalgasse für den Durchzugsverkehr zu unterbrechen (ausgenommen Linienbusse und Radverkehr). Diese Idee wurde in einem aktuellen Konzept wieder aufgegriffen.

    Wir haben ja jetzt glücklicherweise eine neue Stadtregierung, und ich bin mir ganz sicher, dass sich da einiges tun wird. Die Herrschaft des Autos in dieser Stadt wird schwächer werden. Endlich!

  3. treibhaus news letter

    der treibhaus-capo hat im letzten newsletter auch das thema von st nikolaus  angerissen

    und nachdem das foto das anliegen bestens verdeutlicht…..

    offener brief

    an die

    IVB
    innsbrucker verkehrsbetriebe
    z.h.
    DI Martin Baltes
    Pastorstraßüe 5
    6010 Innsbruck

    Was freu ich mich, endlich einmal einen Brief so zu beginnen, wie ich ihn oft von Politikern in ähnlicher Anrede erhalte und worüber ich noch immer Kopf schüttle:

    Sehr geehrter Herr Baltes,
    lieber Martin!

    Ich war vergangenes Wochenende auf dem Anpruggen Fest in Maria-Hilf / St.Nikolaus. Es war eine Atmosphäre, die ich in Innsbruck auf einem Fest im öffentlichen Raum kaum erlebt habe, auf einem Stadtfest überhaupt noch nie. Fröhlich, bunt, international, urban, verplaudert.  
    Ich hab Gott und die Welt getroffen. Arno Ritter und Rens Veltman, Thomas Parth und Hubert Flattinger, dazwischen den grünen Gemeinderat meines Vertrauens, Sonja Ultsch und den Piraten, der ohne Pfarrersakko unterwegs war. Essen gabs von der Türkei bis Tibet, beim Innkeller war ausnahmsweise am Samstag Vollversammlung und der Early Bird fängt erste Würmer. Kinder trollten herum, Mädchen hatten sich herausgeputzt, manche mit Kopftuch – aber alle kicherten. Ateliers durften besucht werden und die Stadt-Stube der jungen Architekten hat als Ausguck mit Weitblick rundherum Klang versprüht: Weit und breit kein Bierzelt, keine Betrunkenen, kein dumpfes Getöse a la Innsbrucker Stadtfest und Innenstadt Fasching oder dergleichen. Das Fest in St Nikolaus war zart und privat, das Andenken der kleinen Seife – vor der Walde-Fabrik gepresst, ist noch in meiner Jackentasche, dieser süss- saubere Duft bleibt noch länger in meiner Nase, nostalgisch erinnert er mich an alte jugendbewegte Zeiten, an Stadtteilfeste in Kreuzberg und in Nürnberg.
    Alles hat gepasst. Das Wetter. Dass der Frühling wieder zurückgekehrt ist. Dass der Mond sich voll aufgebläht hat.
    Wunderbar.
    Wenn nur die IVB nicht gewesen wäre.
    Und die ist mein Ärger, noch immer.
    Wie oft weiß ich, daß die IVB für das vom Stadtmagsistrat bzw Stadtmarketing verordenete kollektive Besäufnis am Faschingsdienstag oder den dumpfen Stadtfesten einen großen Bogen um die Maria- Theresienstrasse gefahren ist oder am Bergsilvester überhaupt den innerstädtischen Betrieb eingestellt hat. Und das war gut so.
    Aber an dem Tag, an dem sich in St.Nikolaus die Bevölkerung zusammentut um mit den Vereinen und Betrieben, mit den Landsmannschaften und Vereinigungen zu feiern, sich zu treffen und zueinanderzufinden – um die Dorfstruktur in diesem noch intakten Innsbrucker Stadtteil aufleben zu lassen, just an dem Tag muß die IVB drüberfahren und das Fest zerreissen. Es war offensichtlich unmöglich, einen Nachmittag lang nicht durch die Innstrasse zu fahren oder gar über den Rennweg auszuweichen. Nein. Es wurde ein Korridor aus Polizeigittern durch den gesamten Stadtteil aufgebaut – auf Kosten der Festveranstalter – damit pro Stunde gezählte neun! Busse durchfahren konnten. Dieser entsetzliche Drahtverhau, der das Fest zerrissen hat für die freie Durchfahrt und die Taktung? eurer Busse war mehr wert als kreativ und mit Gespür an einem Fest der Bevölkerung mitzuwirken.  
    Die Veranstalter wollten mit Anpruggen Brücken bauen, ihr habt sie mit fast unüberwindbaren Barrikaden wieder abgerissen.
    Ich finde das kulturlos.
    Und bin enttäuscht.

    Gleichzeitig lese ich, daß die IVB selber Kultur-Veranstalter wird.
    (Mit den gleichen Voraussetzungen wie die Veranstalter des Anpruggen- Festes oder die zahlreichen Kulturinitiativen in dieser Stadt?) Fakt ist, dass die IVB vom 7. Juli bis 1.September den Sommer am Sparkassenpatz verlängern und täglich Jazzkonzerte bei freiem Eintritt veranstalten wird. Ich weiß zwar nicht, was die IVB am Sparkassenpatz sucht, denn Strassenbahngeleise sind dort keine verlegt, Haltestelle ist dort auch weit und breit keine – aber vielleicht hat die IVB am Sparkassenpatz das Konto oder muss für die Sparkasse eine Marketingschuld abtragen.
    Ich versteh das Konzept dieser Veranstaltung nicht. Die Affinität von Jazz und den Innsbruckern Verkehrbetrieben erschließt sich mir einfach nicht. Vielleicht gibts den einen oder anderen Herrn vom Aufsichtsrat, der privat schon einmal auf einem Jazzkonzert war. Vielleicht. Aber deswegen gleich ca 50 Konzerte im Selbstversuch auf dem Sparkassenplatz veranstalten? Bisher hab ich geglaubt, die Aufgabe der IVB sei es, mich möglichst angenehm und möglichst günstig innerhalb der Stadt von A nach B zu befördern. Eben: Innsbrucks ÖFFI – unsere Einrichtung zur Beförderung von Fahrgästen. Für die (Be-)Förderung der Jazzmusik hab ich bisher geglaubt, seien eher wir und nicht irgendwelche Verkehrsbetriebe zuständig. So kann man sich täuschen.
    Natürlich vergönn ich all den auftretenden Musikern ihre Gage und ich hoffe, die ist angemessen. Aber ich möchte trotzdem wissen, wer diese Veranstaltung bezahlt. Die Bands, die Technik, das Personal, die Werbung. Das Marketing. Das Grafikbüro. Weil: Einnahmen gibts ja keine
    – und das frage ich nicht nur als Kultur-Veranstalter Kunde sondern auch als Kunde und, daß das auch einmal gesagt sei: als Steuerzahler.

    Manche in der Pastorstrasse werden schlicht über diesen Brief den Kopf schütteln und das Neidargument zücken.
    Sie haben recht.
    Es ist Neid. Der blanke Neid sogar.
    Ich beneide die IVB – denn unter derartigen Bedingungen durfte ich noch nie veranstalten.
    Nicht nur, weil wir für Veranstaltungen im Treibhaus-Garten vom Stadtmagistrat unmögliche Lärm!auflagen vorgeschrieben bekommen, die bei uns praktisch jedes Konzert verbieten – Auflagen, die 200 Meter weiter westlich nicht mehr gelten. (am Donnerstag beim Pla-Pla-Platz- konzert sch….en wir drauf).
    Neid, weil ich in 30 Jahren noch nie unter ähnlichen Bedingungen veranstalten durfte.
    Zum Neid begeh ich auch gleich die zweite Haupt-Sünde: Zorn.
    Weil der Umgang mit den Inhalten und die Verachtung unserer Arbeit, die ich aus dieser Verlängerung am Sparkassenplatz herauslese, mir die Zornesröte ins Gesicht treibt. Wenns eine Kulturinitiative wär, ein Jazzverein, der unter ähnlichen Bedingungen wie wir 50 Konzerte in die Innsbrucker Kulturlandschaft pflanzen würde, das würd mich freuen und anspornen, noch lebendiger zu sein. Aber wenn eine städtische Einrichtung aus Marketinggründen sich an unserer Arbeit wie in einem Selbstbedienungsladen bedient und unter Bedingungen Kultur veranstaltet, die jede Theater- und Kulturinitiative in dieser Stadt verspottet, steige ich auf die Barrikade. Es macht keinen Spaß, jeden Groschen zusammenklauben zu müssen, Eintrittskarten zu verkaufen, mit dem Klingelbeutel Geld zu schnorren, bei Sponsoren zu betteln und mit Politikern zu streiten. Aber es ist Teil unserer Kulturarbeit, unserer Hoch-Achtung für die Künstler und Teil unserer Selbstachtung. Und unser Stolz. Wenn wir einmal ein Konzert aus soziokulturellen Gründen verschenken, dann haben wir es uns vom Mund abgespart und mühsam dafür im Kafeehaus gearbeitet.

    Wenn all das, wofür wir 30 Jahre gearbeitet und gekämpft haben, durch ein gefälliges Marketingkonzept unter die Räder kommt, dann macht das traurig – und hellhörig.

    Entschuldige die lautstarke Empörung.
    Sie kommt von Herzen.
    Die dicke Haut, die ich mir durch viel Reibung zugelegt hab, ist doch noch dünnhäutig genug um sensibel zu sein.
    Und wehe Du kommst mir mit Mimose.

    Mit trotzdem sehr freundlichen Grüßen
    und großem Respekt vor Deiner eigentlichen Arbeit.

    Norbert K Pleifer

     

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