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Stadtrelikte – Ave, Salve Innsbruck!

 Wie schon des Öfteren wurde an dieser Stelle die Frage nach der begründeten und unbegründeten Liebe zu Innsbruck gestellt. Tirol & Innsbruck – für viele die Heimat von 1809. Für andere ist es die Heimat eines mittelalterlich, städtischen Innsbrucks des 16 Jahrhunderts – Entstehung des Goldenen Dachls und Hochblüte eines aristokratisch, klerikalen Ballungszentrums mittelalterlicher Prägung.
Doch alles unterliegt der Relativität – etwas näher betrachtet ist Hofer ein Säugling und die Altstadt nicht einmal Pubertät. Will der Stadtspazierer früheren archäologisch belegten Wurzeln folgen, tragen ihn seine Beine nach Wilten.

Was war hier vor 2000 Jahren ?
Wilten – Wiltina – Veldidena. Eines der ersten Bollwerke zwischen dem heutigen Italien und Deutschland und immer noch am sehr wichtigen (verlängert gedacht), vieldiskutierten Inntal/ Brennerpaßstraßen Alpenübergang gelegen. Nicht von ungefähr kommt es, dass die heutige Auf- bzw. Abfahrt von/nach Igls/Lans noch immer „Römerstraße“ benannt ist.

Aus der Luft betrachtet ist dies die Einmündung bzw. Startpunkt des Inntals um den Pass zu überqueren und kreuzt sich mit der Talstraße Richtung Ost/West. Genau hier stand das „Castell Veldidena“, zum Teil auf dem Gelände des heutigen (röm.kath.) „Stift Wilten“. Solche Anlagen nutzten die Römer als Truppenstützpunkte, Nachschublager oder einfach um ihren Gebietsanspruch in der Region zu unterstreichen.

Wie sooft kommt ein historisches Phänomen zu tragen, dass als „dunkle Zeit“ benannt wird – denn die Siedlungsspuren der Römer sind oft in Vergessenheit geraten bzw. wurden nicht geschützt und erst das „Mittelalter“ – oft eine Zeitspanne von mind. 1500 Jahren – liefert wieder archäologisch, historisch verwertbares. Aufgrund dessen kann die genaue Lage und zugehörige Siedlungen bzw. Gräber usw. nur schwer genau lokalisiert werden.

Erst neuere „Not“Grabungen ließen den Schluß zu, dass es sich um ein relativ weitläufiges Gebiet handelt auf dem Siedlungs- oder Gräberspuren zu finden waren/sind und sich über das gesamte Gebiet von Amras/Wilten erstreckte. So wurden Gräber und Anlagen am heutigen IVB Areal entdeckt, wie auch weiter Stadteinwärts und in der Haymongasse.

Eine weitere „Römerstraße“ zog sich von Ost nach West und verlief der heutigen Wiesengasse entlang, wo noch immer ein römischer „Meilengedenkstein“ hinter dem neuen Tivolistadion zu finden ist. Brot und Spiele – was damals galt, gilt heute noch viel mehr, und lässt den wahren Zivilisationsgrad der Römer nur erahnen.

Viele der gefunden Artefakte bzw. Exponate der Ausgrabungen sind im Landesmuseum-Ferdinandeum ausgestellt und bieten dem Interessierten einen viel detailierteren Einblick in die zivilisatorischen Anfänge Innsbrucks, als es diese paar Zeilen vermögen.

Die Bilder sind weitgehend Eigenproduktionen von vermuteten und gesicherten Fundorten des „Castell Veldidena“.




Martin Kapferer

2 Comments

  1. Das letzte Mal, als ich etwas über Veldidena gehört habe, muss in der Volksschule gewesen sein … jedenfalls ein sehr anschaulicher und informativer Artikel! Überrascht bin ich dass der Wikipedia-Artikel auch ziemlich umfangreich und gelungen ist: de.wikipedia.org/wiki/Veldidena.

    • …es freut mich wenn sie der Beitrag zu weiteren Recherchen
      ermuntert hat, oder einfach vergessenes wieder in Erinnerung gerufen.

      Vllt. noch als Ergänzung – da die Inschriften auf reduzierten/verkleinerten Fotos nicht lesbar:

      Straßenschild: „Riese Haymon, sagenhafter Gründer des Stiftes Wilten (6od.8Jh.)auf dem Gebiet des römischen Veldidena. Sagen erzählen vom Kampf gegen den Riesen Thyrsus und dem Kampf gegen einen Drachen“

      Stein: „Erinnerungsstein für den römischen Meilenstein von 201 der bis 1999 hier gegenüber an der ehemaligen Römerstraße gestanden ist“

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