0

ProvInnsbruck-Blogwerkstatt: Mein Lieblingsort (Teil 2)

Am 18. Jänner haben wir in der Bäckerei in Vorfreude auf unser dreijähriges Geburtstagsfest Bloggen geübt und Bloggen angeleitet, bis nach über vier Stunden viele tolle und neue Texte entstanden sind. Einige der Kurztexte, die unsere TeilnehmerInnen mit sehr viel Motivation verfasst haben, sollen nun auch präsentiert werden:

Wie für Chris Steeg (ihr Text wurde in Mein Lieblingsort, Teil 1 vorgestellt) ist auch für Maria Zelger der Lieblingsort in Innsbruck das Innufer:

Wo bin ich gerne? Es gibt viele Plätze in Innsbruck, die ich mag. Ganz besonders aber liebe ich den Weg am Inn in Kranebitten. Dort entlang spazierend beobachte ich das Wasser, das sich seinen Weg bahnt, immer weiter, rastlos und doch beruhigend.

Ich gehe den Weg hinab, rechts erscheint das Strandcafé mit eigenem Strand am Inn, wo man den Sommer genießen kann und zu dieser Jahreszeit sogar Djs ihr Können zum Besten geben. An den angelegten Strand, wo sich die StadtbewohnerInnen in Liegestühlen relaxend erholen, grenzen Weiden, auf denen Pferde grasen. Ich atme die Luft tief ein, schließe die Augen und nehme den Geruch der Pferde wahr und spüre auf der Haut die kühle Brise des Inns, mache die Augen wieder auf und erblicke die Pferde inmitten des satten Grüns mit den leuchtenden Farbflecken der Blumen. Ich spüre Regentropfen auf meiner Haut und rieche den Duft des Sommerregens. Mein Blick schweift von den grasenden Pferden weiter zum berühmten roten „Hexenhäuschen“ , ehemals ein Zollhäuschen, als dort noch eine Brücke über den Inn führte, und über das nun die Flugzeuge hinwegfliegen. Auf den zwei Parkbänken hinter dem Haus kann man gemütlich sitzend auf den Inn blicken. 

Die Flugbahn endet direkt neben dem Weg, von dem aus manche Flugbegeisterte die aufsteigenden Flugzeuge beobachten und manchmal fotografieren und immer wieder von Neuem darüber staunend, ihnen nachblicken. Es ist ein Ort, an dem Technik auf Natur trifft. Eine Natur, die verändert wurde: Der Inn wurde verlegt, um die Sicherheitszone des Flughafens zu vergrößern.

Innufer_Kranebitten

Der ohrenbetäubende Lärm der startenden und landenden Flugzeuge, die die Passagiere von Ort zu Ort ganz nahe an meinen Lieblingsort oder von ihm weg transportieren, unterbricht kurzzeitig die anderen Geräusche. Gespräche verstummen, Menschen sehen auf, um kurz darauf ihre Dialoge wieder fortzusetzen. Nur die JoggerInnen laufen unbeirrt weiter, zu oft haben sie dieses Spektakel nun schon beobachtet. Das Durcheinander von Kinderstimmen, Hundebellen und Wiehern, das untermalt wird vom ständigen Rauschen der Autobahn und des fließenden Inns, nimmt wieder den gesamten Raum ein.

 

Aleksandra Plakalovic kennt noch nicht viele Plätze in Innsbruck. So hat sie es vorgezogen, eine unserer ProvInnsbruck-Karten zu beschreiben und die Gespräche der darauf abgebildeten StadtbewohnerInnen zu imaginieren:

Ich muss zum… und ich muss zur… beeil dich, los, wo hab ich schon wieder meine Geldtasche hingesteckt, und wie spät ist es, aaah, immer diese blöde Ampel, und wo ist dieser verdammte Bus, oh, schau, die tollen Stiefel, oder: Das gleiche, aber bitte mit Wurst!, und verdammt, mein Akku ist schon wieder leer und Wie geht´s, worauf man keine Antwort erwartet…

Überall Köpfe nach unten, manchmal an der Ampel die Blicke nach links und rechts (meistens bei den jüngeren), fast nie nach oben.

Köpfe nach oben, bitte! Und nach links und rechts (nicht nur an der Ampel)! Da versteckt sich ein Platz, wo die Dächer mit den Bergen tanzen und da verstecken sich ein „Guten Tag“ und „Wie geht´s“, „Dankeschön“ und „Bitte gern“ hinter dem Geruch nach frischen Brezen, Kaffee zum Mitnehmen, nach dem Sandwich von gestern, und nach dem von heute, nach Plaudern, nach Lachen und Flüstern und nach einem alten Paar, das Hand in Hand sitzt, und nach einem Kind, das sein dadadada endloses Wort mit dem Zeigefingertanz nicht aufgibt, und nach einer Frau, die sehr laut in das Handy spricht und sich freut, vielleicht hat sie Geburtstag oder einen neuen Job… Hat sie Anfangsbeziehungsgefühle oder ist jemand wieder gesund? Und die Sonne, ja, es schien die Sonne, und es gab ein paar Köpfe, die nach oben schauten und vielleicht hat jemand jemandem „Guten Tag“ zugerufen.

Felix Hofer hat in seinem Text Mein Lieblingsort keinen realen Ort Innsbrucks als solchen ernannt. Vielmehr erwählt er sein Herz zum liebsten Platz in Innsbruck und auf der ganzen Welt:

lieblingsort_felixMein Lieblingsort ist mein Herz. Da ist es still und leise, wenn ich will. Warm und kuschelig, fast wie damals in Mamas Schoß!

Ich finde dorthin, wenn ich die Stille suche und auch wenn ich Flüge um die Welt buche. Mein Lieblingsort, der ist in mir, da bin ich ganz und gar bei mir. Dir?

Ich glaube, und das ist mir das Liebste. Mein Ich, nur meins. Ich suche immer wieder die Liebe in Mir. Ich mag mich. Ich hab mich lieb. Bin doch ka Maschin. Und auch kein Seelenheim. Halt mich nicht fest. Kann ja nicht. Der Tod steht mir gut. Und das ist, Gottlob, sicher.

Fein ist die Zeit allein. Schmeckt nach Zimt… und riecht wie ein Gedicht. Jedenfalls wart ich nicht auf Dich, sondern nur, wenn ich nicht ganz dicht, ein Gedicht sag, nur für mich.

Ich liebe Dich, Dein Felix.

 

 

Und wieder staunen wir über eine vielfältige Betrachtung unserer Stadt aus den Augen unserer Werkstatt-TeilnehmerInnen!

Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert