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Mit Voll-Gas in die Zukunft?

Fossile Energieträger sind nicht nur verantwortlich für den Klimawandel, sondern machen uns in einem hohen Maß abhängig von Öl- und Gaslieferungen aus dem Ausland und bergen ein hohes Preisrisiko.

Drei gewichtige Gründe sich sowohl die Einsparungspotentiale als auch den möglichen Umstieg auf alternative Energieformen für Innsbruck genauer anzusehen.

 

Der Innsbrucker Energie Entwicklungsplan (IEP)

Wenn sich PolitikerInnen und Fachleute zu Klimagipfeln treffen, fragt man sich immer, wie denn die vereinbarten Klimaziele zu erreichen sind – dreht da national "irgendwer" an einer Schraube? Nein, wie bei vielen andern Problemen, liegt die Verantwortung und die Möglichkeiten zu steuern vor allem auf kommunaler Ebene. Bund und Länder können durch geschickte Förderpolitik aber viel dazu beitragen, es den Gemeinden leichter zu machen, ihre BügerInnen für dieses "Umsteuern" zu gewinnen.

 

In Innsbruck hat man sich 2009 im Gemeinderat nun dieser Herausforderung gestellt und in einer ersten Phase dem Haupt-Energie-Verbrauch: der Wärmeproduktion gewidmet.
Eine überparteiliche Arbeitsgruppe mit BeamtInnen und Fachleuten hat in zweijähriger Arbeit sehr umfassende Basisdaten geliefert und 4 mögliche Szenarien ausgearbeitet.

Die Arbeitsgruppe hat dem Innsbrucker Gemeinderat nun empfohlen sich das "Vorbildszenarium" vorzunehmen. Auf die Stadt kämen dabei 3 Maßnahmen zu: selbst als Vorbild "Leuchtturmprojekte" umzusetzen, Förderungen für Gebäudesanierungen und Ausbau der Erneuerbaren Energieträger zur Verfügung zu stellen (ca. 7 Millionen € jährlich) und für Information und Bewusstseinsbildung zu sorgen.

 

Neben der Einsparung von CO2 (-44%) würden wir uns beim Vorbildszenarium auch einen Kaufkraftabfluss von jährlich 100 Millionen € ersparen, die dzt. für fossile Energieträger ausgegeben werden müssen und gewinnen an Versorgungssicherheit.

 

Außerdem würden in Innsbruck über 1 Milliarde €  in den kommenden 15 Jahren investiert und somit 1.600 Arbeitsplätze geschaffen werden.

 

Hier finden Sie detaillierte Zahlen zu unserem derzeitigen und künftigen Energieverbrauch in Innsbruck für die Wärmeproduktion

 

Der IST-Stand*

Der derzeitige jährliche Energieverbrauch in Innsbruck (Strom und Wärme) liegt bei ca. 3.510 GWh/a (für die Wärme sind es 2009 2.753 GWH/a), das entspricht ca. 301.800 toe (tonnes of oil equivalent) bzw. 351 Mio. Liter Öl.
Dies wiederum entspricht ca. 23.400 Tanklastwagen oder einer Länge von aneinander gereihten Tanklastwagen von ca. 350 km, in etwa von Innsbruck bis Linz. Zu heutigen Preisen und auf den Energieträger Heizöl bezogen entspricht dies einem monetären Wert von jährlich ca. 340 Mio. Euro.

Der Wärmebedarf wird derzeit zu 32,5% von erneuerbaren Energieträgern gedeckt, die restlichen 67,5% wurden im Jahr 2009 durch fossile Energieträger, vor allem Öl und Gas, bereitgestellt. Die durch diesen Energieträgermix verursachten CO2-Emissionen belaufen sich auf jährlich ca. 405.500 t, die Feinstaubemission liegt bei etwa 95,3 t pro Jahr..

 

Die im Innsbrucker Energieentwicklungsplan (IEP) ausgearbeiteten Szenarien bis 2025*

Business as Usual
dabei schreiben wir unseren Energieverbrauch fort wie bisher und würden 2025 3.402 GWH/a brauchen. Um diesen Energieverbrauch decken zu können würden wir mehr Gas und circa gleich viel Öl wie bisher benötigen.

Minimalszenario
durch leicht steigende Sanierungsrate und moderater Ausbau der erneuerbaren Energien könnten wir unseren derzeitigen Energieverbrauch halten und auch der Energiemix bliebe fast ident.

Vorbildszenario
durch aktives und ehrgeiziges Engagement bei der Sanierung und dem Ausbau der erneuerbaren Energien könnten wir den Energieverbrauch auf 2.181 GWh/a senken, den Ölverbrauch halbieren und den Gasverbrauch um 40% verringern, auf der anderen Seite die erneuerbaren Energien ausbauen. In diesem Szenario würden Fossile und Erneuerbare jeweils zu 50% unseren Bedarf decken

Autarkie-Szenario
die Energie im Wohn- und Nicht-Wohnbereich wird vollständig durch erneuerbare Energien bereitgestellt. Der Verbrauch müsste durch sehr hohe Sanierungsbemühungen auf 1.400 GWh/a reduziert werden.

*Alle anführten Daten wurden dem Gemeinderats-Bericht von AlpS und Beratung Krismer entnommen.

 

Ulli Schindl-Helldrich

3 Comments

  1. … und was sagt uns das nun? Kann mal jemand sagen, was in diesem Programm drinnen steht, wie sich die Stadt bzw. die IKB vorstellt, auch wirklich etwas umzusetzen?

    Mich würde das sehr interessieren! Leider steht auch auf der Homepage der Gemeinde nicht viel dazu. Auch auf Alp-S steht nichts dazu.

    Kann mal jemand einen Link zum Plan reinstellen oder zumindest kommentieren, was die Stadt vor hat!?

    • Lieber Tobias,

      noch hat die Stadt nichts vor, denn noch gibt es keinen Beschluss zu einem der vorgeschlagenen Szenarien. Sollte es wie empfohlen das "Vorbildszenarium" werden, dann würde die Stadt abgestimmt mit Förderungen von Bund/Land auch eigene Förderprogramme auflegen (geschätzt wird, dass das ca. 7 Mio € jährlich kosten würde) um Private und Betriebe dazu zu motivieren 1. Gebäude zu dämmen, 2. in alternative Energieerzeugung zu investieren. Außerdem würde die Stadt ihre eigenen Gebäude (und das sind sehr viele Schulen, Wohnungen der IIG, usw) entsprechen herrichten (=Flagschiffprojekte) und ÖA für die Sache machen (müssen).

      lg

      Ulli Schindl-Helldrich

  2. Angestrebter Energiemix 2025

    falls das Vorbildszenarium umgesetzt wird, ist geplant

    90 GWh/a aus Solarthermie (das wäre erst eine Ausnutzung von 13% des Potentials),

    77 GWh/a aus Abwärme (95% Ausnutzung)

    34 GWh/a aus Biomasse (60% Ausnutzung)

    98 GWh/a aus Geothermie (87% Ausnutzung)

    zusätzlich zu produzieren.

    Mit den derzeit bereits vorhandenen alternativen Energieerzeugungen in Innsbruck sind das gesamt 1.133,5 GWh/a

    Dafür weniger zu verbrauchen

    239 Öl (-55%)

    809 Gas (-39%)

    gesamt dann 1.048 GWh/a

    DAS SIND ABER ALLES HYPOTHETISCHE ANNAHMEN, die voraussetzen, dass man die InnsbruckerInnen für dieses Vorhaben gewinnen kann. Und dass man in kommenden Budgets jährlich 7 Mio € zur Verfügung stellen kann.

    Weiters muss man sich dann noch den Stromverbrauch und den Autoverkehr anschauen. Da kommt dann die IKB ins Spiel, die IVB… denn in diesem ersten Plan geht es "nur" um die Produktion von Wärme.

     

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