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Kultur statt Kulturhauptstadt

Ist Innsbruck eigentlich eine Kulturstadt? Zwar gibt es zahlreiche Vereine, Institutionen und Festivals, die von der Hoch- über die Pop- bis hin zur Sub-Kultur ganz unterschiedliche Kulturen repräsentieren. Trotzdem ist es oft ein Nebeneinander ohne klares Leitbild – und vielleicht ist das auch ganz gut so: Kultur entsteht ohne Plan und kann nicht verordnet werden; sie lebt von Auseinandersetzung und Kreativität.

 

Christine Oppitz-Plörer ist nicht nur die alte und neue Bürgermeisterin, sondern auch für das Kulturressort verantwortlich – neben Finanzen, Personal, Wirtschaft und Tourismus übrigens. COP hat der Tiroler Tageszeitung ein Interview gegeben und dabei einige Leitlinien für die nächsten Jahre abgesteckt.

 

Die für mich zentrale Vision ist die eines "Kulturquartiers zwischen Herrengasse und Sillgasse, das die Hofburg, das Volkskunstmuseum, das Tiroler Landestheater, das Haus der Musik, das Treibhaus, die Schuleinrichtungen, die Jesuitenkirche bis hin zum MCI umfassen soll". Auch soll endlich die Rotunde am Rennweg genutzt werden: Die Bevölkerung wird eingeladen, eigene Ideen zu formulieren, die in den Planungsprozess einfließen. Eine Bewerbung Innsbrucks als Europäische Kulturhauptstadt strebt COP nicht an – das zeugt von Realitätssinn, denn davon sind wir wirklich weit entfernt.

 

Wenn die Ampel frischen Wind in die Stadt bringen will und Kultur als "Kitt der Gesellschaft" wirklich ernst nimmt, ist der erste Schritt, sich mit den Kulturschaffenden zusammen zu setzen. Die wissen nämlich in aller Regel am besten, wo der Schuh drückt und welche Pläne sie umsetzen wollen. Wichtiger als Großevents und Prestigeprojekte sind Planungssicherheit (in Form von mehrjährigen Subventionszusagen) und transparente Dialoge auf Augenhöhe.

 

Die Fotos stammen von der Facebookgruppe Street Art Innsbruck

und hier nochmals der Link zum Interview

 


Andreas Wiesinger

One Comment

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    Eine Bewerbung Innsbrucks als Europäische Kulturhauptstadt strebt COP nicht an – das zeugt von Realitätssinn, denn davon sind wir wirklich weit entfernt.
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    Schon klar, Städte wie Salzburg und Innsbruck brauchen das nicht, weil sie im Gegensatz etwa zu Graz oder Linz weder Kultur noch Tourismus mittels des Hilfsmotors "Kulturhauptstadt" ankurbeln müssen.

    Trotzdem sollte man’s vielleicht in Erwägung ziehen, denn gerade die "Alternativkultur" erhält dadurch auch mal starke finanzielle Impulse und wird tiefer im urbanen Selbstverständnis verankert.

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