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Kindheitsgebiet Innsbrucker Baggersee

In den 80er-Jahren war der Innsbrucker Baggersee nicht viel mehr als eine große "Lackn" – es gab nur wenige Sanitäranlagen und keine Umkleidekabinen oder Zäune. Das ganze Areal war etwas verwildert und vielleicht zählt der Baggersee deshalb zu meinen schönsten Kindheitssommererinnerungen.

 

Ich glaube, es war der damalige Bürgermeister Romuald Niescher, der den InnsbruckerInnen versprach, dass der Baggersee weiterhin kostenlos zugänglich bleiben sollte. Nach der Wahl war dann alles vergessen, plötzlich musste auch für den Baggersee Eintritt bezahlt werden und Niescher wurde schließlich von Van Staa als Bürgermeister abgelöst.

 

Video vom Baggerbeach

 

Der Baggerbeach ist schließlich auch erweitert worden: Mit 36.000 Quadratmetern ist er der größte See im Stadtgebiet. Heute gibt es einen schönen Kinderspielplatz mit Schaukeln und Rutschen und einem Indianerlager sowie einen Wasserspielhügel mit Mini-Wasserrutsche.
 

Der Sportplatz bietet Möglichkeiten zum Beachvolleyball, Badminton, Basketball, Fußball, Tischtennis und eine Bocciabahn, außerdem gibt es eine angrenzende Minigolfanlage. An heißen Tagen finden sich gut und gerne 3.000 oder mehr Leute ein und es kann schon ziemlich eng werden. Ganz in der Nähe des Baggersees, auf dem Areal der ehemaligen Mülldeponie Rossau, soll bis nächstes Jahr ein etwa 4,6 Hektar großes Freizeitareal mit Bogenschießstation, Kinderspielplatz und Kletterturm entstehen (siehe TT-Artikel).

 

Am Allerschönsten ist der Baggersee übrigens an föhnigen Oktobertagen, wenn das Licht sich in den Wellen spielt und die Luft nach Laub und Herbst riecht. Dann kann man hier herrlich spazieren, braucht keinen Eintritt bezahlen und kann den eigenen Kindheitserinnerungen nachhängen.

 

Fotos von Winfried Linde und Svíčková



Andreas Wiesinger

2 Comments

  1. Auch ich kann mich noch sehr gut an den verwilderten Baggersee erinnern. 
    Aber vor allem Danke an das damalige politische Versprechen des kostenlosen Baggerseezutritts. Das hätte ich fast vergessen!
    Vielleicht sind solche nicht gehaltenen Versprechen ein Ausdruck der beschämenden Wahlbeteiligungen? (Ich habe übrigens 2mal gewählt)

  2. Baggersee – das war damals wilde Freiheit zwischen Erdhügeln, bleichem Kies und kleinen Buchten. Ein Auf und Ab auf schlammigen Pfaden mit dem Radl entlang der Uferlinie, den Wind im sonnengebleichten Haar und in Gedanken bereits im tiefgrünen Grundwasser, in dem der Legende nach irgendwo und ganz tief unten noch ein versunkener Bagger mit einem Skelett am Steuer liegen sollte.

    Das waren aber auch die ersten BMX-Rennen in einer Kraterlandschaft, ohne Eintritt und ohne Kontrolle, Wind und Wasser und ein paar Kaulquappen und Kröten, einfach nur so.

    Und es waren kleine Lagerfeuer zwischen mannshohen, nur wenig begrasten Hügeln, Würstchen schnell gegrillt und dazu eine Flasche Blackjack-Cola und gleich danach Sprünge in die kühle Flut herunter von übriggebliebenen Felsblöcken, obwohl man laut Mutti nach dem Essen ja nicht sollte. Der juvenile Kreislauf blieb trotzdem stabil genug.

    Heute? Saufen beim Ossi, Spielhügel mit Plätscherbach, Plastikinsel, Trampoline, Minigolf, Wassergütekontrollen, Radfahrverbot, Beachvolleyballplätze, Überfüllung, Eintrittsgeld. Kontrollierte Freizeitanlage. Alles Schöne aufgeräumt und weggeräumt. Vor allem der spezielle Reiz, den dieser Ort mal hatte.

    Komischerweise hat sich die Legende vom versunkenen Bagger trotzdem gehalten.

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