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Internationales Filmfestival 2011- ein kleiner Rückblick

 Nun ist das Filmfestival schon fast wieder eine Woche vergangen. Was heißt, fünf Tage intensives Kinoerlebnis. Leute treffen, mit ihnen Erfahrungen austauschen, reden über Filme, die man gesehen hatte oder über die, die man nicht gesehen hatte, aber dann vielleicht doch noch vor hatte, zu sehen. Immer wieder Blättern im Programmheft, das übrigens heuer noch ein bisschen unübersichtlicher war – kein Register über die gezeigten Filme, man musste sie sich alle über die jeweiligen Themenbereiche, in denen das Filmfestival aufgegliedert war, erschließen – oder aber auf einen guten Rat hin den Film einfach zu gehen, auf gut Glück, oder … weil ja ohnehin kein wirklich schlechter Film am IFFI läuft. So kam ich dann doch noch zu einigen Highlights, etwa den schönen aber doch auch sehr traurigen UN HOMME QUI CRIE des tschadischen Regisseurs Mahamat Saleh Haroun, und der auf sehr berührende Weise die Auswirkungen der Globalisierung auf die Länder des Südens – im konkreten Fall eben ist es der Tschad – sehr gut rüberbringt.
Leider konnte ich die beiden Siegerfilme LE POID DU SERMENT (Preis der Jury) und LETTERS FROM THE DESERT (Preis der Publikumsjury) nicht sehen, darum ist diese Rückschau natürlich auch unvollständig. Diesen Filmen wäre sicher eine größere Publikumsaufmerksamkeit zu wünschen, was heißen würde, dass man diese Filme eben auch ins reguläre Programm nimmt. Denn schließlich leben Festivals ja auch davon, gute Filme einem größerem Publikum bekanntzumachen.
Selbiges gilt auch für den Sieger des Dokumentarfilmwettbewerbs SIRA – WENN DER HALBMOND SPRICHT von Sandra Gysi & Ahmed Abdel Mohsen. Auch diesen Film konnte ich leider nicht sehen. Eher enttäuscht hat mich Ernst Gossners GLOBALWARNING. Den Zusammenhang zwischen Globalerwärmung und Krieg konnte ich für mich in dem technisch sicher gut gemachten Film nicht so recht herstellen.
Besser fand ich da schon SORELLE D’ITALIA – SISTERS OF ITALY von Lorenzo Buccella und Vito Robbiani. In diesem Film werden Frauen verschiedenen Alters und sozialer Stellung quer durch Italien über das „Phänomen Berlusconi“ befragt und geben dazu wohl nicht anders zu erwarten, unterschiedlichste Antworten. Zu diesem Film ließe sich natürlich noch viel sagen, wozu hier der Platz fehlt. Am besten hat mir in der Dokumentarfilmschiene KINSHASA SYMPHONY  von Claus Wischmann und Martin Baer gefallen. Wie hier Laienmusikerinnen und Laienmusiker und widrigsten Bedingungen sich die Musik unser Klassiker – im konkreten gezeigten Fall Beethovens Neunte Sinfonie – aneignen, wie sie selbst ihre Instrumente dazu bauen, und so eine am Ende doch sehr beeindruckende Aufführung zustande bringen, und das alles in einem vom Bürgerkrieg stark betroffenen Land. Es ist zu hoffen, dass der Film vielleicht doch noch einen Verleih findet und dann vielleicht auch im regulären Programm des LEOKinos gezeigt werden kann.
Abschließend noch einen kurzen Blick auf die Kurzfilme. Hier fand ich manches eher fad und langweilig, so etwa die Kurzfilme des Kubaners Eduardo del Llano. Zum Teil leider schlecht untertitelt, so dass man ohne Spanischkenntnisse der Handlung kaum folgen konnte, was wiederum Gelegenheit gab, sie sich selbst zusammenzureimen, was die eigene literarische Phantasie anregen mochte. Für mich ein guter Abschluss des IFFI waren dann aber Rainer Eggers DIE LEIDEN DES HERRN KARPF. Drei Episoden aus dem Leben eines Stadtneurotikers, die der aus Tirol stammende Filmemacher da wohl mit viel Selbstironie gedreht hat und in dessen Rolle er selbst bestens brilliert.
 

Helmut Schiestl

One Comment

  1. hallo helmut,
    KINSHASA SYMPHONY ist schon seit einiger Zeit in Österreich im Verleih und war in Wien bereits regulär in den Kinos zu sehen.
    Gruß, Evelin

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