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Innsbruck, deine Plätze … Leipziger Platz

Der 1904 zu Innsbruck gekommene Stadtteil Pradl, verfügt – entsprechend seiner Größe – auch über mehrere Plätze. Einen, den wir gleich mal zu Beginn, wenn wir durch die Rhombergpassage gequert und das Kaufhaus Sillpark hinter uns gelassen haben, zu Gesicht bekommen, ist der Leipziger Platz. Benannt ist er nach der berühmten Völkerschlacht bei Leipzig, welche exakt heuer vor zweihundert Jahren, nämlich 1813 in der Nähe von Leipzig stattgefunden hat.
Und genau hundert Jahre nach diesem welthistorischen Ereignis, 1913, wurde der Platz angelegt. Dass man diesem weit von Innsbruck entfernten Ereignis einen eigenen Platz gewidmet hat, lässt sich schlicht und ergreifend aus dem Umstand erklären, dass Napoleon, dem bei dieser Schlacht ja eine empfindliche Niederlage bereitet wurde, hierzulande ja alles andere als beliebt war, und das gegen ihn mit Preußen und Russland verbündete Österreich- ihn endgültig besiegt hatte. Also ganz im Sinne der damaligen nationalen Idee der großen Kaiserreiche gegen das napoleonische Frankreich. Und wenn hier weder ein Denkmal noch sonst was an dieses Ereignis erinnert, so hat man sich wohl nur der großen – damals zumindest noch – ziemlich freien Fläche besonnen und daraus eben den Platz dieses Namens gemacht.
Zumindest ein bisschen aufgewertet wurde der Platz jetzt durch die neu errichtete Straßenbahn- und Busumsteigestation der IVB, und nicht zuletzt durch das starke Verkehrsaufkommen regt er auch nicht eben zu einem längeren Verweilen und Flanieren an. Vom Baulichen her bietet er hingegen nicht gerade viel Bemerkenswertes, wenn wir vom architektonisch beeindruckenden Hallenbad Amraserstraße einmal absehen. Es wurde 1928 nach Plänen von Friedrich Konzert erbaut. Dieser äußerst rührige Innsbrucker Stadtplaner, er lebte von 1877 – 1964, dem wir auch die Konzertkurve in Wilten als auch die Höhenstraße verdanken, hatte auch einige öffentliche Bauten wie eben Schulen und Bäder geplant.
Das Bad in Pradl ist sicher eines der schönsten und wurde vor einigen Jahren behutsam renoviert.
Die davor vorbeiführende Friedensbrücke wurde vor fünfzig Jahren anstelle der alten dort die Sill querenden „Gaswerkbrücke“ errichtet. Nach dem 1961 erfolgten Abbruch derselben, wurde von der Pionierabteilung des Österreichischen Bundesheeres in nur 18 Stunden eine Behelfsbrücke erbaut. Dazu gibt es einen etwas martialischen Film aus dem ORF-Archiv. 1992 wurde sie schließlich in Friedensbrücke umbenannt, da das alte Gaswerk 1976 abgerissen und in die Roßau übersiedelt wurde.
Dafür gibt es jetzt den schönen erweiterten Rapoldipark,, benannt nach dem aus Kärnten stammenden Tiroler Politiker und Journalisten Martin Rapoldi.
Eine Zeit lang durch Drogenkriminalität und eine bis heute unaufgeklärte Mordtat an einer jungen Studentin etwas in Verruf geraten, ist der Park heute durch verstärkte Überwachung, die allerdings auch nicht unumstritten ist, wieder zu einer schönen und erholsamen Oase inmitten der Hektik dieses Stadtteils geworden, in dem es sich geruhsam flanieren und sitzen lässt.
Nicht unerwähnt möchte ich auch die unweit des Platzes gelegene Villa im Neorenaissancestil lassen, 1885 von Josef Nigler erbaut, strahlt dieses in der Hunoldstraße gelegene Gebäude einen leicht italienisches Flair aus, das man hier gar nicht vermuten würde, und bildet ein kleines optisches Highlight in diesem ansonsten eher durch gleichförmige Nachkriegsbauten konturlosen Ensemble.

Helmut Schiestl

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