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Innsbruck, deine Plätze … Karl-Rahner-Platz

Vielleicht für viele auf Anhieb gar nicht als solcher erkenn- und benennbar – wenn es etwa um die Frage eines/r auskunftheischenden Touristen/in gehen würde – bildet dieser Platz mitten im Zentrum der Stadt, seit er von der Last der dort parkenden Autos befreit wurde, zusammen mit der Jesuitenkirche und den beiden markanten Gebäuen der alten Universität, die jetzt die Fakultät der Theologie und das Jesuitenkolleg beherbergen, ein schönes architektonisches Ensemble.
Schon als an der Baukunst interessiertes Kind hat mich die Jesuitenkirche schon immer beeindruckt, da sie doch stark an den Salzburger Dom erinnert, was nicht von ungefähr kommt, war dieser doch Vorbild für den 1627-1633 errichten frühbarocken Bau, der durch seine große Lichtkuppel, die vielen Kapellen, und Emporen schon was hermacht.
1561 wurden die Jesuiten vom damaligen Tiroler Landesfürsten Maximilan dem Deutschmeister, dessen Grabmahl im Dom zu besichtigen ist, nach Innsbruck gerufen und errichteten dort ein Kolleg eine Bildungseinrichtung, heute würde man wahrscheinlich sagen, eine Art höhere Schule, wohl vorwiegend für geistliche Berufe, bestimmt. Aus der sich dann später die hiesige Universität entwickelt hat Gegründet. Gegründet wurde das Kolleg von Petrus Canisius, einem niederländischen später heilig gesprochenen Theologen und Kirchenlehrer. Vielen vielleicht nur noch vom Ausflugsgasthof Canisiusbrünnl und dem Weg dorthin bekannt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch einen Bombetreffer schwer beschädigt und verlor dabei einen Teil ihrer barocken Einrichtung. Erst 2004 bekam sie einen neuen Hochaltar, der detailgetreu  nach dem alten im Krieg zerstörten rekonstruiert wurde und eine Menge Geld kostete, was nicht zuletzt zu vielen Diskussionen geführt hat. Trotzdem muss man sagen: die Kirche hat dadurch sehr gewonnen, wobei sicher die Frage berechtigt ist, ob und wie weit man Kunstwerke aus früheren Jahrhunderten, die im Krieg zerstört wurden, wieder originalgetreu nachbauen soll, Beispiel etwa die Frauenkirche in Dresden. Aber das wäre eine andere Diskussion und würde den Rahmen hier sprengen.
Immerhin ist die schöne Kirche auch dem Nicht-Sonntagsmessen-Besucher durch sakrale Konzerte ein Begriff, die wohl auch aufgrund ihrer guten Akustik immer wieder dort stattfinden. Erinnert sei etwa an das Osterfestival der Galerie St. Barbara, die bis vor wenigen Jahren noch einen Großteil ihres sakralen Programms hier veranstaltete, und das Ensemble Windkraft Tirol, das hier immer wieder spielt. Die beiden Türme der Kirche wurden übrigens erst um 1900 in ihrer heutigen Form durch Aufsetzung der beiden Glockenhelmtürme vollendet. Diese konnte man früher sogar – zumindest bei klarer Sicht – vom Absamer Marienweg aus sehen, was mich als Kind immer schon beeindruckt hatte, wie nahe wir doch der Landeshauptstadt lagen.
Auch die beiden Gebäude, die die Kirche sozusagen einrahmen, können sich sehen lassen. Ihre Fassaden wurden von Johann Martin Gumpp, einem Mitglied der berühmten Innsbrucker Barockbaumeisterfamilie Gumpp, deren Bauten man in Innsbruck ja immer wieder begegnet, gestaltet. Zwei wunderschöne Säle finden sich etwa im Gebäude der alten Universitätsbibliothek, errichtet von Georg Anton Gumpp, darin, der Leopold- und der Madonnensaal und im Gebäude gegenüber wohl die schönste Bibliothek Innsbrucks, die erst vor einigen Jahren neu gestaltete und den heutigen Bibliotheksanforderungen angepasste Theologische Fakultätsbibliothek. Ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit,
Vis a Vis des Platzes befindet sich das im Heimatstil errichtete Hotel Grauer Bär, in dem der Innsbrucker Turmbund von Herbst bis Frühjahr immer seine musikalisch begleitete Lesereihe Konzertcafé veranstaltet. Dazu gleich noch ein Termin: am 28. April 2013 wird provinnsbruck-Autorin Barbara Zelger zu Gast sein.
Ja dann bleibt nur mehr der Namensgeber dieses noch nicht alten Innsbrucker Platzes: Karl Rahner. Ein bekannter Konzilstheologe, der hier an der theologischen Fakultät wirkte und auch in der Krypta der Jesuitenkirche beigesetzt ist.

Fotos: www.jesuitenkirche-innsbruck.at/

Helmut Schiestl

4 Comments

  1. Da kann ich mich auch noch dunkel erinnern, wie der schöne Karl-Rahner-Platz noch als Autoabstellplatz verschandelt wurde. Zumindest manches ändert sich doch zum besseren.

  2. Interessanterweise ist die Jesuitenkirche im Besitz der Republik Österreich (Bundesimmobiliengesellschaft)

    • Die Jesuitenkirche ist übrigens im Besitz der BIG, da sie zur Universität gehört und die ist Eigentum der Republik.

  3. es mag nichts oder alles heißen, welchen Namen die Plätze tragen: sie gehören den Verweilenden. wie die Straßen genannt nach den Gewesenen, gehören sie daseiende Vorübergehende, uns 

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