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Innsbruck, deine Plätze … Adolf-Pichler-Platz

Zentral gelegen, mitten in der Stadt, hätte dieser Platz vielleicht mal das Zeug gehabt, zu einem Hauptplatz zu werden, wäre er vom Autoverkehr befreit und in eine Fußgängerzone integriert, so wie der vor dem Goldenen Dachl z. B. Sein Schicksal war und ist es aber, eher eine bescheidene Randexistenz zu führen.

Geziert mit dem Denkmal des Tiroler Dichters Adolf Pichler (1819-1900) den heute kaum mehr einer kennt, und dessen Werk wohl schon länger vergriffen ist, und der auch für die geologische Erforschung Tirols Bedeutendes geleistet hat, weswegen er auf dem 1910 von Edmund Klotz geschaffenen Denkmal mit einem Geologenhämmerchen abgebildet ist. Sein Ruhm war im 19. Jahrhundert sehr groß , seine deutschnational gesinnte Prosa war nach dem Krieg nicht mehr so gefragt und deshalb fand sie wohl kaum mehr einen interessierten Verlag.
Früher war der Adolf-Pichler-Platz eine Gstetten, wo sich Obdachlos versammelten. Nachdem zur Jahrtausendwende das neue Rathaus gebaut wurde, änderte sich das. Es gab sogar kurzfristig eine Baum- und Platzbesetzung, da man das durch den Bau bedingte Auf- und Umgraben des Platzes als ein Sakrileg empfand, war hier doch früher mal ein alter Friedhof, und Gebeine mussten umgebettet werden, und auch Bäume dafür geopfert. Viele fanden das schade, andere wiederum waren gespannt auf das Neue, das hier gebaut wurde:
Der Neubau des Rathauses nach Plänen des französischen Stararchitekten Dominique Perrault und des Hotel Penz verleitete bei seiner Fertigstellung die Innsbrucker Stadtführung sogar zur von vielen belächelten Parole: Innsbruck wird Weltstadt. Nun ist es wieder ruhiger geworden und ein paar Bäumchen sind auf dem Platz inzwischengewachsen. Über seine Schönheit lässt sich streiten, dass er vor dem Neubau des Rathauses schöner gewesen sei, wohl weniger.
 
Immerhin laden zwei Gastlokale zu Speiß und Trank ein, und wenn man sich umdreht und die schönen Fassaden der Gründerzeithäuser anschaut, kann es einem schon passieren, dass man auch als Einheimischer sich für einen Moment in eine französische Stadt versetzt fühlt. Kulturell hat der Platz auch einiges zu bieten. So befinden sich doch die erste Adresse der Kunstfotografie, das FOTOFORUM WEST und das INNSBRUCKER KELLERTHEATER auf seinem Areal. Und wer etwa nach einem Besuch des letzteren noch Lust auf gute Küche hat, und dabei studentisches Flair genießen will, so kann er das im ebenfalls schon seit längerem dort bestehenden Lokal TOSCANA tun. Wer sich hier ein wenig an das berühmte Café Hawelka in Wien erinnert fühlt, liegt damit nicht falsch. Immerhin ist das Lokal erst kürzlich zu literarischen Ehren gekommen. Etwas, was seinem Wiener Pedant schon viel früher gelungen sein dürfte. Aber gut Ding braucht eben weil. Und so mag der gute alte Namensgeber Adolf Pichler doch noch seine Freude mit seinem Platz haben.

www.cafe-toscana.com/

 

 

 

Helmut Schiestl

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