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Freiräume statt Blechplätze

Innsbruck wächst rasant und überall im Stadtgebiet wird gebaut, saniert und „verdichtet“. An sich ist das ein gutes Zeichen: Die Stadt ist attraktiv und immer mehr Menschen wollen hier leben, dadurch wächst die Bevölkerung. Aber Innsbruck stößt durch seine geographische Lage an Grenzen und kann sich nicht beliebig ausdehnen.

Stadtraum ist kostbar und heiß umkämpft: Es geht immer um individuelle Interessen und Lobbys. Besonders die AutofahrerInnen haben eine starke Lobby – sie wollen möglichst schnell von A nach B kommen und fühlen sich schnell „geschröpft“, weil Autofahren kein billiges Vergnügen ist. In den letzten Wochen war das neue Parkraum-Konzept ein dementsprechend heftig diskutiertes Thema.

Die Meinungen gingen/gehen naturgemäß weit auseinander: Für die einen ist jede Erhöhung des Parktarifs ein Schlag ins Gesicht, während andere darauf verweisen, dass man in anderen österreichischen Städten schon lange mehr berappen muss. Nach intensiver Diskussion ist die Parkraum-Reform anscheinend unter Dach und Fach: Der Halbstundentarif steigt von 50 auf 70 Cent und in der Kernzone muss man jetzt bis 21 Uhr zahlen, um keinen Strafzettel zu riskieren.

Persönlich finde ich diese Reform okay und könnte mir sogar höhere Tarife vorstellen – wenn man dafür die Tarife von Bus und Bim deutlich senkt. Ein alter Wunschtraum von mir ist die FREIFAHRT in allen öffentlichen Verkehrsmittel. Auch wenn es utopisch klingt, in der estnischen Hauptstadt Tallinn ist das schon Realität. Natürlich müsste man für ein solches Projekt kommunale Abgaben erhöhen und Geld in die Hand nehmen.

Allerdings ist das gesamte Inntal ein Luftsanierungsgebiet und die Abgasbelastung steigt immer weiter: Wir müssen dringend umsteuern, damit unsere Stadt in zukunft nicht zum Himmel stinkt. Eine Stadt, die nicht verblechen will, muss mutige Konzepte anpacken – Parken darf ruhig ein wenig teurer werden, wenn dafür die Lebens- und Luftqualität für alle steigt.

Andreas Wiesinger

14 Comments

  1.  Hallo aufwachen,
    "wenn man dafür die Tarife von Bus und Bim deutlich senkt" !?!
    auf welchem Planeten leben Sie? Wann ist schon irgend wann mal etwas billiger geworden?
    Die Politik kann nichts hergeben, was sie uns nicht vorher weggenommen hat! 
    Die Grünen warben in ihrem Wahlkampf dafür, dass billigere Mieten ihr höchstes Ziel sind.
    Bei einer Erhöhung der Parkgebühren um 40%, werden die Mieten jetzt schon deutlich billiger.
    Ich werde die Grünen nie mehr wählen, weil ich sie mir nicht leisten kann, und weil ich leider keiner Minderheit angehöre, sondern nur ein ganz durchschnittlicher Österreicher bin, und dafür haben sich die Grünen ja noch nie interessiert.

    • die parkgebühren steigen nur dann um 40%, wenn ich eine halbe stunde in der stadt parke.
      die meisten menschen, die in die innenstadt mit dem auto kommen, nutzen die höchste parkdauer von 1,5 stunden aus, da erhöhen sich die kosten lediglich um 10cent:
      bisher: 0,5 ct für erste und zweite halbe stunde, 1 euro für die dritte halbe stunde
      zukünftig: 3 x 0,7 cent

      zu den öffis – da arbeiten wir daran, dass in kürze die jahreskarte der ivb günstiger wird, sollte 2014 verwirklicht werden, vermutlich bevor noch die änderung der parkraumbewirtschaftung in den aussenbezirken umgesetzt ist.

      • Es freut mich, dass Sie hier antworten, darum erlauben Sie mir ein paar Fragen.
        Warum sollte sich ein "Nichtstadtler", der nur ein – zweimal die Woche in Ibk ist eine Jahreskarte kaufen?
        Wenn Sie die Anwohner entlasten wollen, warum erhöhen Sie dann die Anwohnerparkkarten?
        Warum ist eine Fahrkarte, unabhängig von der länge der Fahrt gleich teuer?
        Es wäre doch logisch und fair, wenn man dort auch nach Zonen bezahlt. Wenn ich nur 3 Stationen fahren muss, sind € 2 schon sehr viel.
        DAS HEISST ABER NICHT, DASS SIE DESHALB DIE LANGEN STRECKEN TEURER MACHEN SOLLEN! 😉

      • Warum wurde eigentlich das Gratisparken und die € 1.000,– Gutschein für Erdgasautos ganz heimlich gestrichen? 

    • warum überhaupt öffentliche parkplätze?
      alle streichen und stattdessen öffitrassen, fahrradwege, breitere gehsteige, grünstreifen oder gastgärten machen.
      (und den parkbedarf durch die marktwirtschaft regeln lassen liebe övp *g*)

      bin einmal gespannt auf die reaktionen zu einem radikalen (wirklich?) vorschlag

      • Super idee. Warum überhaupt öffentliche Straßen ? und öffentliche Verkehrsmittel…

        Du kannst ja dann deinen wirtschaftlichen Rickschaweg ganz für dich alleine haben.

        was ist grad noch per definition öffentlich ? :

        1 : von der öffentlichkeit unterhalten und für sie also auch kostenfrei ?
        2 : mit einem öffentlichen wiedererkennungswert – politisch korrekt gefärbt ?
        3 : alle dürfen dafür zahlen, und jeder einzelne dann nocheinmal bitte… ?

        hmm… keine ahnung. ich kenn mich dan nicht so aus.
        vorschläge ?

  2. Das ist eine urbane Vision und wird nicht von heute auf morgen durchsetzbar sein. Aber wie gebloggt: In Talinn fährt man schon gratis, andere Städte überlegen bereits, diesem Beispiel zu folgen. Innsbruck erstickt im Verkehr, also müssen wir dringend umsteuern – brauchen wir noch mehr Prestigebauten oder wollen wir FREIFAHRT in Bus umd Bim für alle?

  3. in einer Kleinstadt wird der Leidensdruck nie so richtig groß.
    Innsbruck erstickt im Verkehr schreibt Wiese, ja schon, aber bevor jemand erstickt, ist man in ein paar Minuten draussen aus der Stadt, im Grünen.
    Aber vor allem: Innsbruck ist so klein, dass man auch im Stau in kurzer Zeit die Stadt durchqueren kann, da wirds schwer sein die Gewohnheiten zu ändern. 
    Die eigentlich lächerliche Anhebung der Parkgebühren scheint aber ein brauchbares psychologisches Mittel zu sein um die Leute über ihre Autofahrgewohnheiten nachdenken zu lassen, wenn man sieht in welche panikartige Aufregung jetzt viele verfallen.

  4. Gratis müssen die Öffis ja gar nicht sein, Wenn ich daran denke, dass ich oft mehrmals am Tag dieselben benutze, und mir dann wegen Überfülle weder ein Sitzplatz noch ein angenehme Stehplatz zur Verfügung stehen würden. Von der viralen Ansteckungsgefahr bei dann wahrscheinlich kaum mehr zu vermeidender Tuchfühlung und Körperkontakt mit diversen Mitfahrer/innen gar nicht erst zu reden. Billiger können sie sehr wohl sein, aber alles was gratis ist, ist ja auch nichts wert. Und eine schöne Fahrt mit einem Bus oder einer Straßenbahn, fußfrei vielleicht, schönem Ausblick etc. hat ja auch einen Wert!

  5. Das ‚Parkraumkonzept‘ ist leider kein verkehrskonzept. es ist ein autoabzockkonzept, und wird v.a. KEINE BESSERUNG !!!  der ‚BLECHPLÄTZE‘ schaffen.

    bitte nachdenken:  Wenn auf 10 parkplätzen pro 180 minuten 10 autos parken dürfen, dann werden es jetzt eben 20 sein. Nur der Besuch in Innsbruck wird stressiger, lädt sicher nicht zum verweilen ein, und kostet eben mehr.
    und der Verkehr wird eben mehr. die Parkhausbesitzer freuen sich. und die Radfahrer fahren gefährlicher, ah ja, und die Parkraumbewirtschaftung bekommt mehr geld.

    Der Schluss, dass mit diesem Konzept auf die Wünsche der Autogegner eingegangen wird, ist leider zu kurz überlegt worden.

    An der tatsache wo geparkt wird und wann und wieviel wird sich nichts ändern. Das Warum sowieso nicht – denn dazu müssten ja öffis besser frequentieren, und billiger werden.
    damit liese sich zB was erreichen.
    ABER : Das bringt eben Kein geld, sondern würde was kosten

    Stattdessen bauen wir die Strassen-Zugänge zu innsbruck aus, und erhöhen die Parkfreqeuenz !!! 

  6. Wenn ich bedenke, dass eine Garage oder ein privater Autoabstellplatz im Zentrum unter 80,– im Monat kaum zu bekommen ist, finde ich den Preis einer Anwohnerkarte nicht so dramatisch. Vielmehr bin ich durchaus der Meinung, man dass ein Umdenken stattfinden sollte.
    Hatte letzthin eine Parkplatzdiskussion mit 2 Innenstadtbewohnern, die 2 Autos hatten. Wozu braucht man bitte in der Stadt 2 Autos? Ich persönlich besitze kein Auto mehr, da ich alles einfacher, schneller und billiger mit dem Rad erreichen kann und sollte ich mal ein Auto brauchen gibt es Taxis und Carsharing, was mir in der Summe viel billiger kommt als ein Auto.
    Allerdings verstehe ich, dass Pendler vom Land Autos brauchen, weil leider die Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel nicht wirklich gut sind. Da sollte man ansetzen.

  7. Realitätsfremde Politik.
    Erhöhte Parkfrequenz bedeutet MEHR AUTOS, MEHR VERKEHR, nicht WENIGER !!

    Soll ichs vorrechnen !?

    Geld ins Börsl in der Verkleidung einer Grünen Politik, die aber so nicht ankommen wird.

    Das mehrgeld beim parken wird von jenen, die mit dem Auto fahren müssen, weil der Bus eben keine Alternative ist (warum auch immer – zeit, entfernung…) genauso verkraftet werden (müssen), wie die überhöhten spritpreise.

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