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FREI EST HEATER Innsbruck: print hates us all (Fragmente einer Entgegnung…

Am Freitag, den 6.9.2013 und am Samstag, den 7.9.2013 kann man im Freien Theater in der Wilhelm Greil Straße 23 jeweils um 20 Uhr einen gefährlich – aufregend – riskanten Abend mit Christian Egger, Manuel Gorkiewicz, Christian Mayer, Yves Mettler, Magda Tothova, Ruth Weismann und Alexander Wolff erleben, die als Bildende KünstlerInnen mutig das Terrain des klassischen Theaters beschreiten.


 
Das Stück heißt: „print hates us all ( Fragmente einer Entgegnung…“

Bereits seit 2002 produzieren die befreundeten KünstlerInnen eine Zeitschrift als unabhängige, internationale Publikation zur zeitgenössischen Kunst, Theorie und Gesellschaft. Jede Ausgabe ist in einer anderen Schrift gedruckt und trägt deren Namen als Titel. Die Zeitschrift aus dem aktuellen Jahr 2013 trägt etwa den Titel: Redidiva. Zur Anschaulichkeit: Unter diesem link ist die aktuelle Zeitschrift zu finden, sowie auch die anderen Ausgaben: www.ztscrpt.net

Parallel zu den Heftpräsentationen wurden in den letzten Jahren auch performative Aufführungen zum Thema "Zeitschrift" als Lebensraum einer Gruppe entwickelt, die das Stück am Freitag und Samstag ausmachen.

Christian Egger erläutert, dass die HerausgeberInnen mit Fortdauer ihrer Publikationstätigkeit verstärkt in selbstdarstellerische Dunkelzonen rutschten. Trotzdem ja: Respekt vor den Ideen der Anderen, denn jede/r hat seine blinden Flecken.

Manche Hefte entstanden, obwohl es wenig Kommunikation untereinander gab und verblüfften die HerausgeberInnen selbst auf positive Weise – es ist fast schon wie ein gemeinsames Halluzinieren.


Wie schafft man es über Jahre befreundet zu bleiben – obwohl man nicht muss?
Was ist eine Gruppe? Was ist ein Kollektiv? Was verbindet sie – wo sind die Verbindungspunkte?

Das Stück ist ein kollektives Kommunikationsexperiment und richtet laut Christian Egger das Augenmerk auf die Art, wie Dinge noch aufeinander einwirken können, auf ihren medialen Zusammenprall oder ihre künstliche Vereinigung, auf die Art, wie sie sich gegenseitig befriedigen und frustrieren, fördern und behindern, anregen und aufhalten.


Warum der Titel "print hates us all? Der Titel ist angelehnt an das Album der Trash-Metal-Band „Slayer“: „God hates us all“.  
Medien können gnadenlos sein. Kulturschaffende sind Feedback-abhängig, was nicht einfach ist. Dieses kann ihre Arbeit hypen, als auch ruinieren.

Oder etwa Gewalt in den Medien und Verkaufszahlen. Stichwort: „Bad news entertainment“.

Und nicht zu vergessen: Die Anzeigenkunden, die auf diese Weise positive Berichterstattung erkaufen.

Auch das Thema des Zeitungssterbens ist in diesem Zusammenhang interessant. Medien stehen zueinander in Konkurrenz und behaupten voneinander, dass das andere Medium gerade ausstirbt. Der Zeitungsdruck ist in Gefahr.

Medien werden ausverkauft und intellektuell verkürzt.

Die BesucherInnen des Stücks können ihre eigene Konzeption davon, wer oder was sie als BesucherInnen sind, hinterfragen. Dabei soll die Trennung von Bühne und Publikum nicht allzu streng verlaufen.

Kommunikationsexperimente gehen mit Seelenstrips der ProduzentInnen waghalsige Aufhebungen von Raum und Zeit ein, meist um einer Normalisierung kreativer Prozesse entgegenzuwirken und gänzlich neue KünstlerInnen-Mythen zu generieren.

Erstaunliche Premieren gab es bereits an so unterschiedlichen Orten wie Les Complices ( Zürich), Brut (Wien), Elaine (Basel), Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Km- (Graz) und nun erstmals im Rahmen des VORBRENNER13 in Innsbruck, ein Ort zum Forschen, Entwickeln, Versuchen, welcher Probebohrungen in Ästhetik, Technologie, Gesellschaft und Politik fördert. 


http://freiestheater.at/

 

Barbara Tatschl

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