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Der dritte Polizist

Die neue Oper von Florian Bramböck wurde am 6. Mai in den Kammerspielen des Landestheaters Innsbruck uraufgeführt und ist nur mehr vier Mal zu sehen. Nicht nur für RadfahrerInnen zu empfehlen!

Flann O’Brien schrieb 1940 seinen Roman „Der dritte Polizist“, eine skurrile Geschichte über einen Mord, der womöglich gar keiner ist, schließlich lebt das Opfer nach langer Zeit noch immer, wenn auch unter der Erde. Kein Wunder, schließlich sind die Theorien des Physikers de Selby ebenso klar wie verworren. Doris Happl hat aus diesem Stoff ein Libretto gemacht und Florian Bramböck komponierte eine Oper, deren Inhalt so vergnüglich wie absurd ist.

 

Die Geschichte zu erzählen hieße, eine aus den Fugen geratene Welt in eine verständliche Ordnung zu bringen. Wenn der „Held“ (Matthias Wölbitsch) davon träumt, das Gesamtwerk des Wissenschafters de Selby zu verlegen und deshalb einen Mord begeht; wenn seine Seele (Renate Fankhauser) ihm zur Seite steht und ihn schließlich rettet, während sein Komplize (Andreas Mattersberger) in einem Pub die Gäste bestiehlt; wenn seine Freundin (Kristina Cosumano) ihm dabei hilft und hofft, dass er sie heiratet; wenn Polizisten sich auf den Bereich Fahrrad spezialisieren – dann wundert sich niemand mehr darüber, dass manche Menschen sich allmählich in Fahrräder verwandeln und in Zellen inhaftiert werden. Man erkennt sie übrigens daran, dass sie sich an Mauern anlehnen und nicht still stehen, weil sie andernfalls umkippen und hilflos auf der Straße liegen.

 

Das alles ist das konkrete Ergebnis einer Theorie, die alles in Frage stellt – und wer den Bezug zur heutigen Zeit gerne hat: Immerhin gibt es eine Theorie, dass es nicht nur ein Universum gibt, sondern viele. Warum also sollten sich Menschen nicht in Fahrräder verwandeln?

 

Florian Bramböck setzt dieses Spiel mit der Wirklichkeit leichtfüßig um. Der Mann ist als Jazzer berühmt, als Saxophonist in mehreren Gruppen tätig, außerdem schrieb er viele Werke für Blasorchester, Chor, Streicher – ach, die Aufzählung ist müßig, seine Arbeit lässt sich vereinfachen: Florian Bramböck macht Musik. Und schert sich einen Teufel um die Teilung in E-, U- und sonstige Musik.

Und so klingt diese Oper. Ansehen und anhören! Viele Möglichkeiten gibt es leider nicht mehr.

 

Termine
1. Juni, 10. Juni, 22. Juni und 6. Juli – Kartenreservierungen sind hier www.landestheater.at/ möglich!

 

Text von Erich Ledersberger

Foto: Landestheater

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