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Der öffentliche Raum

Beinahe eine FußgängerzoneDer Ton der offensichtlich schwer gekränkten alten ÖVP wird immer extremer: In der letzten Ausgabe des „amtlichen Mitteilungsblattes Innsbruck informiert“ schreibt Herr Platzgummer von einer „linken Regierungsallianz“, vom „Verteilen von Pfründen“, während es der ÖVP„nicht um Ämter, sondern um Inhalte“ gehe.

 

Das haben die Wählerinnen und Wähler offenbar anders gesehen. Anscheinend braucht die alte Garde ÖVP aus Mangel an Inhalten ein Feindbild und wenn keines da ist, muss man sich halt eines konstruieren. Gelingt mehr schlecht als recht, aber vielleicht hilft ja die Unterstützung durch die  Liste Rudi Federspiel („Kommunismus pur … Kampfansage an Innsbruck“)? Wer all das ernst meint, hat keine Visionen, sondern Halluzinationen, aber das ist ein medizinisches Problem, in das ich mich nicht einmischen möchte.

 

Viel interessanter als diese verbalen und sinnfreien Empörungen finde ich das neue Zelt zwischen Markthalle und Inn. Rudi Federspiel würde wahrscheinlich von einer brutalen Enteignung von Autoparkplätzen sprechen, in Wirklichkeit sitzen nun Menschen gemütlich beisammen, essen und trinken auf einigen Quadratmetern, auf denen vor kurzem noch Blechkisten sinnlos in der Gegend rumstanden. Dieser Raum ist ein öffentlicher, sprich: Er gehört den Bürgerinnen und Bürgern von Innsbruck, nicht den Autos.

 

Ein Anfang ist gemacht, energische weitere Maßnahmen sollten folgen!

Was spricht gegen eine Fußgängerzone in diesem Bereich? Es gibt einige wenige Autofahrer, die der Meinung sind, mit ihrem Gefährt am besten direkt in die Markthalle einfahren zu können. Weil das nicht gelingt, verstopfen sie die Straße, um einen der wenigen Parkplätze zu erobern. Für dieses Ziel warten sie minutenlang auf einen Kollegen, der sein Auto vielleicht irgendwann aus einer Parklücke fährt. Entgegenkommende Radfahrer bahnen sich ihren Weg, indem sie in aufgeregtem Zick-Zack-Kurs gegen die Einbahn fahren, Ungeduldige hupen genervt.

 

Besonders an Samstagen ist das entstehende Chaos ein Highlight für entspannte Beobachter.

Anstelle des Chaos‘ könnte dort eine Zone der Ruhe sein. Kinder, die sich nicht vor Parkplatz suchenden, leicht hysterischen Autofahrern fürchten müssen, Radfahrer, die gemächlich dahingleiten, Lieferanten, die im Schritttempo ihre Waren bringen, weil kein Stau sie behindert. Ein Traum, der leicht zu erfüllen ist. Schließlich fallen hier keine Bäume, sondern bloß geschätzte 20 Parkplätze dem Leben zum Opfer.

 

Allerdings gibt es noch ein kleines Problem: Wem gehört der öffentliche Raum?

Das Zelt auf dem Foto ist einem Restaurantbetrieb angeschlossen, der sicher viel Geld dafür bezahlen muss.

Wie viel eigentlich? Das ist die erste Frage.

Die zweite Frage lautet:
Wie viel Raum bleibt für jene, die nicht konsumieren wollen oder können? Auch sie sind schließlich Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, auch ihnen gehört der öffentliche Raum.

Erich Ledersberger

2 Comments

    • Klingt irgendwie nach Pfründen – selbstverständlich ist für die Beteiligten die Unschuldsvermutung anzuwenden. Was immer das sein soll.

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