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Bunt treibende Terpentinen in der Kulturbackstube!

Eine verrückte „queere Crossdressing Komödie“ findet zurzeit in der Bäckerei Innsbruck statt. „Die Terpentinen. Mit dem Nagellack gegen den Weltuntergang.“ So nennen Bernhard Falch, Olaf Sailer und Wolfgang Jäger ihr Theaterstück und versprechen einen „spritzigen Wortwitz“ und wissen mit „trashig-absurden Einfällen“ das Publikum zu begeistern. Und das trotz des Wartens auf den Weltuntergang …

 
„Beim ersten Mal tut es immer etwas weh.“
 
Ich muss zugeben, dass der Eintrittspreis von 15 Euro mich fast abgeschreckt hat. Aber meine momentane Situation (Studentin) brachte mir 3 Euro Rabatt. Die ersten zwei Aufführungen waren ausverkauft. Ein bunt gemischtes Publikum kam bereits beim Anblick der Empfangsdamen ins Staunen. Ich bekam das Gefühl, man freute sich auf mich.
 
„Du heilige Quantenkuh, das ist ja unfassbar!“
 
Das Bühnenbild ist einfach – genial. Mit simplen Lichteffekten und Beamer-Projektionen werden die ZuschauerInnen in die queere Schutzzone Pirol gebracht. Ein audio-visuelles-multi-mediales Erlebnis. Not macht erfinderisch und es in diesem Fall sogar noch besser. Es folgte ein Spiel mit Klischees, Vorurteilen, Rollendenken, Geschlechterzuordnungen und das wurde mit Gesang und Musik untermalt bzw. betont.
 
„… children of the sun…“
 
Es faszinierte mich, in der Rolle der Anti-Gone, Helga Jud. Aufgrund ihrer Mimik und ihrem Talent zur Komik hing ich an ihre Lippen. Auch die weiteren (großteils) Laien-Schauspieler überzeugten nicht nur im Spiel. Die Rollen wurden von der Regie gut ausgearbeitet. Nur stellenweise wirkte der Text etwas auswendig gelernt. Im ersten von zwei Akten war die Aufführung etwas langatmig (u.a. wegen der teils nicht nachvollziehbaren Wortspiele).
 
Auch dem Stück durchgehend folgen zu können, war für mich aufgrund der komplexen Sprachakrobatik und dem überdrehten Handlungsstrang etwas schwierig. Doch nach einer gewissen Zeit verstand ich „die Welt von Pirol“ und fühlte mich als ein Teil von ihr. Besonders als es im Stück zur Dekonstruktion dieser Rollen kommt. Dieser Kunstgriff schaffte einen Raum für ehrliche, berührende und menschliche Szenen.
 
„Die queere Energie“ hat mich erreicht. Und Innsbruck?
 
Ich würde mich freuen, mehr von den Terpentinen hier in Innsbruck zu sehen und zu hören. Wirklich enttäuscht bin ich als Rothaarige nur über die rein blonde Darstellung der weiblichen Rollen. Dennoch ist ein Beneiden um deren Körperstatur und „Stöckelschuh-Sicherheit“ von meiner Seite aus nicht abzustreiten. Aber nicht nur deshalb finde ich dieses Stück sehenswert.
 
 
Aufführungen noch am 19. und 20. Dez. jeweils 20:00 Uhr  in der Bäckerei Kulturbackstube
 
 
Links: 
 
 
Text: Ulrike Pfeiffenberger
Fotos: Pressephotos der Terpentinen
 
 

 

2 Comments

  1. dem stimme ich zu: innsbruck kann mehr davon vertragen!

    erheiternd, erhellend, erleuchtend

    Danke an Wolfi und Benni und die Terpentinen!

     

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