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Social Media Relikte – als die Liebe noch für die Ewigkeit gedacht

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,,Social Media“ – eine etwas neuenglische Begrifflichkeit, welche niederschwellige, vernetzte, multimediale Kommunikation mittels den Werkzeugen des World Wide Webs beschreibt. Ein wesentliches Merkmal ist die Möglichkeit der aktiven Aktion und Antwort bzw. Reaktion in Echtzeit.

Dieser (kostenlose) Echtzeit Anspruch, in Verknuepfung mit ständiger Verfuegbarkeit, hat das menschliche Kommunikationsverhalten allerdings grundlegend und nachhaltig verändert – Jeder Teilnehmende ist Produzent und Empfänger zugleich – der Aufmerksamkeitszeitraum verpufft im Sekundenbereich.

Kurzlebigkeit, Willkür, aber auch produktives Verhalten sind also das Rückgrat dieser Unterhaltungsform – Die vermeintliche Kurzlebigkeit der digitalen Nachrichten oder Botschaften verleiten den Unresistenten in immer kürzeren Abständen den Aufmerksamkeitsreiz bis ins Absurde zu steigern.

Im Unterschied zum Gesprochenem bleibt das Geschriebene allerdings erhalten. Ein besonderer Auswuchs dieses Trends ist der ,,Beziehungsstatus“. Mittels diesem teilt mann/frau der Welt mit, wer der aktuelle Sexualpartner ist, oder werden soll, wie lange noch und seit wann. Auf digitale Weise wird das einstmals Privateste also weltweit verkündet.

Die Bemittteilten dürfen dann ,,gefaellt mir“ oder ,,nicht“ drücken. An diesem Beispiel sind die wichtigsten Motivationen und Funktionsweisen des ,,social media“ gebündelt. Nun zum romantischen Teil: Was früher die Post erledigte, wird heute durch ,,posten“ erreicht.

Und wenn auch nur noch eine Wischgeste fuer Konsumverwöhnte, so ist die ,,Liebe“ fuer manch Menschenkind noch immer ein Versuch an der Ewigkeit. Für jene die ihre Beziehungen allerdings nicht mittels Fingerdruck lösen oder beginnen, stellt sich deshalb manchmal die Frage des Mediums – Papier tat immer gute Dienste, aber auch Häute, Bäume, Parkbänke, Toiletten usw.

Die Wahl des Mediums kann also auch den vermeintlichen Anspruch einer Botschaft transportieren. Es mag oft wie sinnlose Schmiererei oder ,,Vandalismus“ erscheinen, aber es gab Sekunden, in denen ein Mensch überfallen wurde vom unbändigen Drang eine Botschaft an die Welt zu richten – und sei es nur eine Telefonnummer.

Übrigens: die Zehn Gebote wurden in Stein gemeiselt – welches Medium würde wohl heute gewählt werden?

Zu den Fotos: Eine der schönsten Liebeserklärungen, die ich jemals las: ,,Du warst nur Zeitverschwendung. Ich vermisse dich.“

Innsbrucker Parkbänke im Irgendwo  – Der in Rinde geritzte ,,Klassiker“ Status

 

Martin Kapferer

2 Comments

  1. Hübscher Post. Ein bisschen dicht und mühsam am Anfang. Dann aber reizvoll. Welches Medium (für sowas wie die 10 Gebote) würdest du denn aber nun wählen?

    • Hallo Fink
      (etwas verspätet aufgrund technischer Umstellung)

      Zu Pkt. 1: Bloggen stellt mich immer wieder vor die Herausforderung ein reizvolles Thema in wenigen Sätzen plakativ aber trotzdem informativ abzuhandeln – manchmal gelingt mir dies besser, manchmal schlechter…

      Pkt. 2: „Ich“ würde wohl nach wie vor Stein wählen 😉

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