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Im Eissalon

Er hatte sie mit drei Böllerschüssen feierlich verabschiedet. Drei, weil sie drei Jahre mit ihm verlobt gewesen war. Und mit Papierböllern war das ja kein Problem. Im Eissalon flog deshalb nichts auseinander, obwohl die Kellnerinnen irritiert waren wegen der völlig ungewöhnlichen Knallerei, sagten aber nichts.. Der einsame alte Mann saß still. Er wartete auf Reaktionen, es kamen aber keine, so dass es weiter still blieb. Er schaute nur. Die Gäste schauten nur und waren irritiert. Und sollten es auch sein.
Er konnte niemanden umarmen, aber das wusste keiner. Als er die drei Böller abgeschossen hatte, schüttelte er jedem der Gäste die Hand, auch der Kellnerin, aber er schaute sie nicht an dabei. Dann ging er. Vorher tranken sie und aßen sie und machten auf Konversation. Sie verfluchten nichts und niemanden und gaben nichts und niemandem für etwas die Schuld. Sie beließen alles so wie es war.
Dann kam der alte Mann und begann mit der Knallerei, und es gab ein klein wenig Abwechslung. Sie hörten auf, nett zu sein. Sie schrien einander zu, um nicht missverstanden zu werden. Sie holten auf, mächtig holten sie auf. Sie rückten näher aneinander, waren irritiert wegen der eher ungewohnten Knallerei um diese Zeit, wie schon gesagt. Gaben aber alle noch Bestellungen auf, Eis oder Eiskaffee, Drinks oder Kuchen und Torten, so jedem was ihm schmeckte und nach dem er verlangte. So blieben sie alle bis auf weiteres frei. Einige von ihnen gingen aufs Ganze und umarmten sich letztlich. Sie wussten, sie gehörten zusammen.
 
© Helmut Schiestl

Helmut Schiestl

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