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Working@Night statt Innsbruck@Night?

 Am 5.Oktober findet wieder so wie letztes Jahr die Veranstaltung Innsbruck@Night statt. Neben zahlreichen Programmpunkten, die sich vor allem um Kultur drehen, gibt es auch die Möglichkeit bis 23 Uhr zu shoppen. Doch ist das notwendig?

Die Idee von Innsbruck@Night ist an und für sich ganz gut, doch gibt es neben positiven auch negative Aspekte. Auf der guten Seite steht, dass die Stadt Kultur nicht nur in abgetrennten Räumen, sprich Museen, Theatern und Cafés erfährt. Auf der schlechten Seite kommen die Einkaufszentren und die kleinen Betriebe ins Spiel, die einen dazu „überreden“, doch die Möglichkeit wahrzunehmen, sich in ihren Läden einzufinden und zu konsumieren.

 

Aus meiner Sicht ist dies schade, da die Angestellten nach einer langen Arbeitswoche noch bis spätabends arbeiten müssen. Anderseits das kulturelle Angebot so etwas in den Hintergrund gestellt wird. Wer möchte sich auch die ganzen Rabatte, Aktionen und was weiß ich noch entgehen lassen?

Ich finde es schade, dass man eine gute Idee, nämlich Innsbruck auch in der Nacht mit Kultur zu beleben, so verdirbt. Die Umsetzung ist gescheitert: Daraus ergibt sich ein weiterer Kniefall vor dem Götzen Konsum, gestresste VerkäuferInnen und vielleicht ein Dammbruch: Gerade die großen Handelsketten wollen die Ladenöffnungszeiten ja schon lange ausdehnen – auf Kosten des Arbeitsrechts selbstverständlich.

 

Natürlich ist dies Nörgelei auf hohem Niveau, doch, was hätte die Stadt versäumt, wenn sie einmal die wirtschaftlichen Betriebe außen vor lässt und nur eine „Nacht der Kultur“ veranstaltet, in welcher sich Kultur und Kunstschaffende präsentieren können? Dazu könnte die „lange Nacht der Museen“, welche am nächsten Tag stattfindet, den Abschluss bildet. Ein schöneres, kulturelles wertvolleres Abendprogramm hätte man, aus meiner Sicht der Dinge, nicht schaffen können.

Leider sieht die Realität, wie in diesem Fall anders aus: Wieder steht das Geld im Vordergrund und die Innsbruck@Night wird vermutlich als „Kaufrausch-Nacht“ in Erinnerung bleiben. Positiv in diesem Sinne sind die Betriebe zu nennen, die sich dieser Working@Night nicht anschließen.

 

Autor: Alexander Riedling

 

Auch in der Tiroler Politik wird das Thema bereits kontroversiell diskutiert: www.tt.com/Tirol/5504379-2/attacke-gegen-platter-ak-chef-platzt-wegen-shopping-night-der-kragen.csp

8 Comments

  1. Ja, das sehe ich auch so. Aber war das ganze nicht schon von Anfang an eine Erfiindung des Handels? Und die Kultur hat sich drangehängt. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch.

    • War letzens in Prag, wo Supermärkte (egal Ob City oder in den Außenbezirken) zt 24Stunden geöffnet haben. Bekleidungsgeschäfte meist auch 7-21Uhr. Und scheinbar kommen die Leute dort auch klar damit (samt Familien und Freizeit). Im heiligen Land muss halt des Radl neu erfunden werden!

  2. Haben Sie in Prag eine Studie gemacht, Leute befragt, Meinungen eingeholt, oder wie kommen Sie zu der Erkenntnis, dass die Leute das unter einen Hut bringen?

  3. Wikipedia schreibt folgendes:

    „Tschechien

    In Tschechien existieren seit 1989 keine geregelten Ladenschlusszeiten. Ein Ladenschlussgesetz wird vereinzelt von Politikern der Sozialdemokraten und Kommunisten gefordert, wurde jedoch bisher stets sowohl von der Mehrheit der Abgeordneten als auch von der Bevölkerung abgelehnt.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Laden%C3%B6ffnungszeit#Tschechien

    Schauts eich den MPreis im Hbf an…die Nachfrage ist da, der Umsatz auch! Und es gibt unter dem MPreislern genügend die den Dienst am SO machen. Ein Nehmen und geben!

  4. Es mag schon sein, dass es für die KundInnen bequem ist, wenn sie zu jeder Tages- und Nachtzeit einkaufen können. Für die VerkäuferInnen und ihre Familien sieht das ganz anders aus: Wie organisiert beispielsweise eine alleinerziehende Handelsangestellte ihr Familienleben? "Freiheit" ist sicher schön – aber meist geht die Freiheit des Einzelnen auf die Kosten vieler anderer. Wollen wir eine Gesellschaft, die alles der Konsumfreiheit unterordnet – oder gelten noch andere Kriterien als jene des "totalen Markts"?

  5. Wir hätten dringend eine Wertediskussion nötig! Was ist wichtiger? Konsum oder Zeit (für Kinder, Erziehung, Eltern, Büch?

    Für mich eindeutig, aber offensichtlich nicht für alle …

    • In der Tat Joseph.
      Es fehlt der Gesellschaft eine Entschleunigung (vom Konsum, vom Internet, vom ständig erreichbarsein, vom Selbstdarstellen = zB Facebooken).

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