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Trari, trara, die Post war da

Das oder ähnliches könnte man zumindest über den Neorenaissance-Bau in der Maximilianstraße sagen, der bis vor etwa einem Jahr noch die Innsbrucker Hauptpost darstellte.
Normalerweise kann man der Post vieles vorwerfen, aber sicher nicht eine zu hohe Geschwindigkeit, wobei es hier eine Ausnahme gibt, nämlich das Schließen und Abstoßen von Postämtern. Fairerweise muss hier gesagt werden, dass die Hauptpost nicht ersatzlos gestrichen wurde – man hat sie ja an den Innrain transferiert.

 
Das Problem in diesem Fall scheint mir ganz wo anders zu liegen, nämlich an der Liegenschaft selbst. Man hat ein historisch und baulich gewichtiges Gebäude an private Investoren verkauft und somit aus der öffentlichen Verantwortung hinausbuxiert. Gerade Institutionen wie die Post sollten ihre Vergangenheit, die auch in Gebäuden besteht, nicht durch eine neue, auf den ersten Blick moderne Corporate Identity auslöschen. Erneuerung ist toll und wichtig, aber der Preis, den man zu zahlen bereit ist, sollte im Auge behalten werden.
 
Man kann nur hoffen, dass die neuen Besitzer das Herz der alten Post, die gewaltige Schalterhalle, renovieren und „den Charme erhalten“, so wie sie es angekündigt haben. Aber so trivial es auch klingen mag, eine Schalterhalle ist nun einmal nur dann eine Schalterhalle, wenn darin Schalter sind. Diesen Charme zumindest hat sie eingebüßt.
Auch wenn wir im Moment nun, laut Post, eine der modernsten Postfilialen Westösterreichs haben, ist diese ab jetzt nur mehr eine beliebige, die in der Masse untergehen wird. In der baulichen Masse ist sie schon untergegangen, denn der Turm, der früher wohl auch ein Zeichen für die Präsenz war, hat nur mehr dem Namen nach mit der Post zu tun, und auch hier ist fraglich, wie lange sich dieser halten wird. 

Ulrich Lobis

3 Comments

  1. Das auf dem Foto ist nicht der Turm der Hauptpost!
    Das ist der Turm der Herz-Jesu-Kirche. Das Gebäude hat einen eigenen schönen – ich würde sagen, im Gegensatz zum neoromanischen Tum der Herz-Jesu-Kirche – neobarocken Turm. Das Hauptpostgebäude ist auch nicht im Neorenaissancestil sondern im historistischen Stil erbaut und stammt vom selben Architekten als das Ferdinandeum, Natale Tommasi. Man könnte aus der ihre Funktion verlorenhabenden Schalterhalle ein "Wiener Kaffeehaus" machen. Das wäre vielleicht doch eine innovative Idee. Eines, das länger offen hat als das Café Central.

     

    • Da mit dem Photo ist mir dann wohl vor lauter schnell wirklich ein Fehler widerfahren. Was den Stil betrifft: das Gebäude dürfte meines Erachtens schon Neorenaissance sein, wobei dies kein Widerspruch zu Historismus ist – ganz im Gegenteil, ist es doch der Ãœberbegriff…

  2. Gestern konnte man in der TIROLER TAGESZEITUNG lesen, dass das neue Hauptpostamt am Innrain baurechtlich nicht mal genehmigt worden ist, Es gibt dort jede Menge Beschwerden der Anrainer wegen der Lärmbelästigung vor allem in den frühen Morgenstunden. http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/%C3%9Cberblick/Wirtschaft/WirtschaftInnsbruck/1803836-6/neue-hauptpost-sperrte-illegal-auf.csp Man fragt sich, was unsere gute alte Post noch alles zuwege bringt, um sich einen Ehrenoskar im Reich der Schildbürger zu verdienen. Da wurde ein schönes altes Gebäude aufgegeben, um sich jetzt in ein baurechtlich nicht genehmigtes Mietverhältnis einzulassen. Vielleicht schafft es die Post eines Tages noch, ihre Tätigkeit wegen ungebührlichen Lärms vollends einzustellen und nur mehr Briefmarken zu verkaufen.

     

     

     

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