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Tirol: Eine Klasse für sich?

Anfang Oktober war in der Tiroler Tageszeitung zu lesen, dass in unseren Volksschulen „an die 500 Kinder“ nicht verstehen, was unterrichtet wird. Die Rede ist von Kindern mit Migrationshintergrund. Tafelklassler_innen, die erst dann in die Volksschule dürfen, wenn, so die TT weiter, „Deutsch und Türkisch sitzen“.

Die Rede ist von Aussonderung

Dass sprachliche Barrieren abgebaut werden müssen, um allen Kindern die gleichen Chancen mit auf den Bildungsweg geben zu können, steht außer Frage. Wie das im Sinne ernst gemeinten Miteinanders geschehen sollte, aber nicht.

Geht es nach der ÖVP, sollten sogenannte „Sprachstart-Klassen“ Abhilfe schaffen. Doch während sich Integrationsstaatssekretär Kurz, der sich für seine Forderung nach einem verpflichtenden Deutsch-Förderjahr bereits die Kritik einer vorprogrammierten „Ghettoisierung der Kinder“ gefallen lassen musste, scheint diese bereits Wirklichkeit geworden zu sein.

Die Rede ist von Tirol

Wie kürzlich durch einen Newsletter des Vereins Integration Tirol transparent wurde, gibt es in Jenbach bereits eine Klasse, die ausschließlich von Vorschulkindern mit türkischer Herkunft besucht wird. Dass es zu dieser – und wie sollte es auch anders genannt werden – Ghettoisierung kommen konnte, leitet sich zynischerweise von einem einfachen Rechenbeispiel ab:


Insgesamt wurde die „mangelnde Schulreife“ heuer bei 22 Jenbacher Kindern festgestellt. Darunter befanden sich 15 Mädchen und Buben mit türkischem Migrationshintergrund, 3 Kinder aus Ex-Jugoslawien und 4 Kinder österreichischer Herkunft. Ab 20 Kindern ist eine Klassenteilung möglich.

Also: 15 + 3 + 4 = 22 und 22 : 2 = 11

Die Tatsache, dass sich in einer der beiden Klassen nun 11 Kinder mit ausschließlich türkischer Herkunft wiederfinden, lässt den Verdacht auf willentliche Aussonderung zu. Ein Verdacht, der sich in Hinblick auf die drei bis vier Stunden pro Woche, in denen den Vorschulkindern auch ein türkischsprachiger Assistent zur Seite steht, höchstens erhärtet.

Wenn man dann noch bedenkt, dass Schule immer auch heißen sollte, Kinder mit und von anderen Kindern lernen zu lassen, bleibt den Betroffenen wohl nicht mehr übrig, als sich in den Pausen mit ihren Mitschüler_innen auszutauschen, damit Deutsch und Türkisch dann vielleicht wirklich irgendwann einmal so weit sitzen, um überhaupt in die Volksschule zu kommen.

Weitere Informationen:

http://www.tt.com/Tirol/5490174-2/sprachstart-klassen-sollen-weiter-ausgebaut-werden.csp

http://www.integration-tirol.at/

Isabella Krainer

12 Comments

  1. Im Grunde ist es einfach nur brutal, was da abgeht. Die künstliche Installation reiner "Ausländerklassen" hat etwas zutiefst abartiges. 

  2. Seid ihr noch zu retten?

    Euer Gutmenschen-Getüdel ist zum Speiben.

    Die Jungs sollen Deutsch lernen oder nach Anatolien zurückkehren.

     

     

  3. Lieber Koffer, dein Kommentar passt wohl besser ins FPÖ-Forum und zeigt nur, wie aggressiv diese Debatte geführt wird. Wenn Du den Artikel sinnerfassend liest, wirst du herausfinden, dass es genau darum geht: Deutsch zu lernen. Allerdings ist es inzwischen weitgehend bekannt, dass Schulkinder am schnellsten Deutsch lernen, wenn sie in reguläre Schulklassen von StützlehrerInnen begleitet werden. Dann lernen sie nämlich im Umgang mit ihren KlassenkollegInnen viel leichter. Eigene Klassen für "Ausländer" verschärfen nur die Vorurteile und verlangsamen den Lernprozess.

  4. @ jetzt koffer packen: du beeindruckst mich nicht.

    diese zeiten sind alt

    dein hass ist es auch 

  5. Da packt wohl wer seine Koffer und nimmt mit: Rassismus, Sexismus, Aggression und Vorurteile. Mein Tipp: Fahr ab!

  6.  Klassische Konditionierung.

    "Pack" reizt mit Kommentaren –> "Aufschrei" der Guten.

    Heizt die Diskussion ein wenig an, aber im Grunde sinnlos.

     

    Bei mir ums Eck stolzieren die türkischen Knirpse mit der roten Flagge um die Schaukel.

     

    Wenn Mustafa in Österreich geboren wurde, bin ich der Meinung, er sollte mit sechs Deutsch für die Grundschule sprechen und verstehen können. Gleiches gilt für die Kinder von Eltern aus Ex-Juoslawien.

    Bemerkenswert ist selbstverständlich, dass auch unter den Einheimischen derart massive Sprach- und Verständigungsprobleme auftreten.  

    "Pack" würde meinen, das kommt vom vielen Fernsehn und davon, dass die Alten keine Zeit haben und wenn sie miteinander sprechen, dann bäffelnd oder schreiend.

    Jedenfalls mühsam.

     

    Die insgesamt große Anzahl der Förderungsbedürftigen überrascht mich, weil es sich nicht um die paar Dodel handeln kann, die es immer schon in jeder Volksschule gegeben hat (Ftsg. … in jedem Parlament, in jedem Aufsichtsrat, in jeder Wurstfachabteilung).

    Nachfragen muss aber dürfen.  

    Mir ist die Entwicklung neu, dass Kinder v.a. in türkischen Familien offenbar nun nicht einmal mehr die Sprache ihrer Heimat lernen, geschweige denn von Sitten und Gebräuchen hören. 

    Zu sagen, jetzt soll die Schule aus den Kinder maulende Tiroler_innen machen, ist legitim, aber etwas kurzsichtig.

     

  7. Im Grunde scheint mir der Großteil der Bevölkerung wie der politischen Vertreter_innen zu wollen, dass Kinder mit Migrationshintergrund Deutsch sprechen. Aber anstatt sich darüber aufzuregen, dass es den betroffenen Kindern durch die Schaffung solcher Ghettoklassen massiv erschwert wird, spricht man Vorschulkindern (!) samt ihren Familien ganz nebenbei den Willen ab, sich die geforderte Sprache überhaupt aneignen zu wollen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. 

     

  8. Ob konditioniert oder nicht, WauWau – rechte Parolen wie "die sollen ihre Koffer packen", lasse ich nicht gerne unwidersprochen. Allgemein denke ich schon, dass ein gewisses Problembewusstsein geschaffen wurde: Sprachförderung kann gar nicht früh genug ansetzen und sollte schon im Kindergarten weiter ausgebaut werden – da ist noch viel zu tun (siehe  dastandard.at/1347493013486/Deutschlernen-im-Kindergarten-Gueler-Alkan).

     

    Was auch immer wieder untern Tisch fällt: Mehrsprachigkeit ist eigentlich ein Geschenk und sollte als solches genutzt werden. Wenn wir Zuwanderung nicht immer nur als Problem und potenzielle Bedrohung, sondern auch als Chance und Bereicherung begreifen, können wir für alle bessere Voraussetzungen schaffen. 

  9. Also mal nur so ein Gedanke, der uns alle betrifft: Wenn wir jemanden auf irgendeinem Grund (und mag dieser Grund auch für einige sehr plausibel erscheinen) aus der Gesamtheit aussortieren- was oder wen sortieren wir denn dann ….und dann…und dann….?? Sortieren wir fröhlich weiter bis endlich der/die ideale SchülerIn vor der Lehrperson sitzt? Oder sollten wir, statt zu sortieren, vielleicht das System an sich überdenken, das so viel Sortierarbeit überhaupt erst nötig macht??? Wie wäre es mit der Idee, dass Menschen, egal wie groß, klein, dick, dünn, dunkel, schattiert oder hell, einfach ein unteilbares Kontinuum darstellen, dass es nicht zu zerteilen gilt- sondern dass es sich dabei um eine unschätzbar große Ressource handelt, die wir gerade fröhlich zerstören????. …..Nur mal so eine Idee…..

     

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