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Mehr Indianer! Hugh.

Das ist der Weihnachtswunsch der Hoteliervereinigung an das Christkind. Noch mehr Ausländer im Tourismus, mag sich der Laie denken? Wo doch vor wenigen Monaten ein bekannter Hotelbesitzer sich „Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe“ wünschte?

Nein, es handelt sich bei dem Wunsch um „Indianer“ nicht um die Sehnsucht nach exotischen Menschen, sondern um eine symbolische Sprache. Es gibt nämlich viel zu viele „Häuptlinge“.

Wer das nicht versteht: keine Sorge, es liegt nicht an euch, liebe Leserinnen und Leser! Es geht um einen Artikel in der klassenkämpferischen Zeitschrift „basics“ („besiks“ ausgesprochen, was immer das heißen mag), die Woche für Woche gratis im Postkasten landet.

Die „Österreichische Hoteliervereinigung“ beklagte darin die Wurzel allen Übels, den Drang nach Bildung. Immer öfter wollen Eltern, dass ihre Kinder eine gute Ausbildung bekommen, womöglich die Matura erreichen oder gar ein Hochschulstudium absolvieren.

„Kinder werden schon zu Hause auf höhere Schulen und Studium eingestellt. Eltern wollen den Kindern die besten Möglichkeiten bieten.“ Meint der Direktor eines Hotels in der Zeitung.
Das ist falsch, liebe Eltern! In der Schule wird „den jungen Menschen erklärt, wie viel sie verdienen müssen bzw. was ihr Wert ist. Das geht leider an der Realität vorbei.“ So bringt es ein gewisse Herr Perschl, Personalleiter bei Eurotours, noch präziser auf den Punkt.

In der Realität zählt nicht der Wert eines Menschen! Verstanden? Denn was ist die Folge?

„Potenzielle Indianer verlieren das Interesse an der Branche oder es wird ihnen vermiest, und jene, die zu Häuptlingen herangezüchtet werden, sollten eigentlich gar keine sein.“

Mit anderen Worten: Der Tourismus braucht Menschen, die arbeiten bis zum Umfallen und nicht wissen wollen, was ihr Wert ist: Indianer eben! Oder was sich die Herren darunter vorstellen. Jedenfalls keine „herangezüchteten“ Akademiker, die womöglich ihre Gehaltszettel kontrollieren und nachsehen, ob ihre Überstunden richtig abgerechnet worden sind. Das ist der Tod des Tourismus!

Liebes Christkind, bring der Hoteliersvereinigung bitte viele kleine Indianer, meinetwegen auch Indianerinnen, also Squaws wie Nscho-Tschi, die nette Schwester von Winnetou. Sie wollte nie Häuptlingin werden und das war auch gut so. Sonst hätte sie womöglich bemerkt, dass die Löhne in Tirol die niedrigsten von ganz Österreich sind, aber die Wohnkosten die höchsten.

Und mit diesem Wissen wäre sie sicher ganz unglücklich geworden. Das will die Österreichische Hoteliervereinigung nicht und dafür gebührt ihr ein herzliches: Howgh! Ich habe gesprochen.

Erich Ledersberger

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