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Koaltionsverhandlungen: Mauscheleien statt Transparenz

Die Damen und Herren, die uns wochenlang von Plakatwänden aus angrinsten und mit Feuerzeugen und Kulis versorgten, scheinen inzwischen nahezu vom Erdboden verschluckt worden zu sein. In den Hinterzimmern von Parteizentralen wird um Koalitionen und – mindestens ebenso heftig – um Posten gefeilscht.

 

Die Koalitionsvereinbarung zwischen Für Innsbruck und Grünen wurde schon vor der Stichwahl beschlossen und gab Bürgermeisterin COP wohl den nötiigen Schub, um sich in ihrem Amt zu behaupten. FI und Grüne verfügen zusammen über 17 Sitze im 40-köpfigen Gemeinderat, brauchen also zumindest noch einen Partner.

 

Die stark gebeutelte SPÖ ist gespalten: Stadtrat Pechlaner, Grünbacher und Buchacher wollen eine Allianz mit der ÖVP eingehen und sind dafür bereit, den Stadtrat auf acht Sitze (einen zusätzlichen für die ÖVP) zu erweitern. Auch Vizelandeshauptmann Gschwentner spricht sich für diese schwarzrosa Übereinkunft aus. Ex-Stadträtin Pokorny-Reitter, GR Eberl und Neo-Gemeinderätin Reisecker sprechen sich laut TT für die Opposition aus.

 

In der ÖVP geht es hinter den Kulissen rund: Mit ihrem Vorzugsstimmenmodell konnten die Schwarzen immerhin knapp den ersten Platz erobern. Jetzt sind allerdings jene sauer, die zwar vorne auf der Liste standen, aber mittels Vorzugsstimmen überrundet wurden. Mir wurde zugetragen, dass einige massiv unter Druck gesetzt wurden, von ihrem Mandat zurückzutreten. Sie mussten eine Verzichtserklärung unterschreiben, die aber juristisch wohl kaum halten wird. Man wird sehen, ob wirklich jene mit den meisten Vorzugsstimmen einziehen – oder doch noch die eine oder der andere "wilde" Abgeordnete in den Gemeinderat kommt.

 

Im Moment schwirren hauptsächlich Gerüchte und gegenseitige Verleumdungen rum – für die mir unser Blog allerdings zu schade ist. Verwunderlich ist das allerdings nicht, da keine Partei offen kommuniziert und die AkteurInnen es bei Andeutungen belassen – schließlich wollen alle möglichst viel (Macht, Posten, Medienpräsenz) für sich rausholen. Nach einem Wahlkampf zum Abgewöhnen wird jetzt also gemauschelt, geheuchelt und intrigiert. Einmal mehr gilt die alte parteipolitische Devise: Tiefer gehts immer!

 

 

Andreas Wiesinger

13 Comments

  1. guter kommentar, danke! nur das wort mauscheln mag ich einfach nicht aufgrund der etymologie. "Nach Meyers Konversationslexikon von 1885 bis 1892 leitet sich das Wort Mauschel vom hebräischen Moscheh (Moses) ab und ist ein Spottname für Jude; mauscheln heiße – so Meyer – so viel wie jüdeln, schachern." – wikipedia. irgendwie wissen das aber die wenigsten.

    • Interessant! Hab ich auch nicht gewusst! Auch auf provinnsbruck.at kann nan/frau was lernen!

  2. Danke, Müchl – ich werde das Wort nicht mehr verwenden – solche Konnotationen mag ich nämlich gar nicht … wieder was gelernt, Danke für deine Anmerkung!

  3.  

    Gute Zusammenfassung.

    Der Satz "Auch Gschwentner spricht sich für die schwarzrosa Übereinkunft aus" stimmt nur z.T., wenn du ihn mit dem ORF-Text verlinkst.

    Gschwentner rät dort den Genossen "KEINE Regierung gegen eine gewählte Bürgermeisterin" zu machen.

     

    zu "mauscheln":

    Unsere Sprache ist voll mit Begriffen die ihre Wurzeln im Jüdischen, Jiddischen oder sonstwo haben und wenn man will, findet sich überall eine negative Konnotation.

    Diese Begriffe gehören für mich zu unserem Wort-Schatz und ich halte dagegen, dass eine Kultur oder die Erinnerung daran nur lebendig bleibt, wenn wir ihre Worte nicht vergessen.

    s. auch:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Wörter_aus_dem_Hebräischen

  4. An die Terminologie der 3 Abrahamsreligionen müsst ihr euch gewöhnen …wenn ihr die Demokratie zurückbaut …

  5. Ich habe mich inzwischen schlau(er) gemacht und herausgefunden, dass das Verb "mauscheln" eindeutig ein antisemitisches Stereotyp strapaziert – und distanziere mich nochmals klar davon. Einer der vielen Vorteile des Bloggens liegt für mich darin, kritisch kommentiert zu werden … und gerade weil dieses Wort für mich eher einen humoristischen Beiklang hatte, bin froh über diese inhaltliche Ergänzung bzw. Feststellung.

     

    @ Hans: Gschwenter weiß natürlich ebenso, dass ÖVP und SPÖ keine Mehrheit haben und daher gegen COP keine Koalition bilden können – selbst wenn sie das wollten. Trotzdem hält er einen 8er-Stadtrat für "eine gute Lösung". Neben den Mehrkosten würde das wohl nur ein gegenseitiges Blockieren bedeuten: 4 zu 4 – Stimmengleichheit heißt Ablehnung und der einzige "Vorteil" wäre ein weiterer Stadtratsposten für die ÖVP. Wollen wir wetten, dass Herr Platter seinem braven Ministranten diese "gute Lösung" bereits vorher ins HÜ-Heft diktiert hat?

     

     

     

     

  6. doch das ist ganz einfach, "68erin": Deine IP-Adresse haben wir und deine Kommentare verstoßen gegen Gesetze, wir werden deine Statements an die zuständigen Stellen weiterleiten. Dein dummes Gewäsch wird gelöscht. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, gegen Hetze und NS-Propaganda gibts juristische Mittel.

  7. wenn man schon gegen das tausendjährige Reich ist .. und gegen seine Bankiers .. die Juden .. dann soll man auch "tacheles" reden …  es ist eben nicht alles so einfach …

    •  alles neu macht der mai.

       

      was kümmert mich der sch(w)eiss des herrn platter?

      aber wie  kann man unsere roten freunde ermuntern, im  ampelexperiment zu innsbruck mitzutun bzw daran mitzuwirken, dass platters buben aus der statdregierung der schwarzen hochburg fliegen?

      weil: gelb ist uns allen schwarz genug. und wenn in innsbruck  erstmals kein övp bund mitregiert, die parteizentrale samt LH kein direktes durchgriffsrecht hat: das eröffnet doch neues poitisches denken und planen. auch für die spö. das wär endlich nimmer ministrieren, sondern tatsächlich gestalten.

      oder bin i da einfach und naiv?

      weil: alles nei macht der mai….

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