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Innsbruck mit seinen Ecken und Kanten – und Stufen

Mittlerweile habe ich – vermutlich wie jede/r andere auch – meine Stammgeschäfte und Stammlokale in Innsbruck. Eines meiner Auswahlkriterien lautet – vermutlich nicht wie bei allen anderen: Barrierefreiheit. Also jene Gebäude, die stufenlos zugänglich sind und im Idealfall noch ein Rollstuhl-WC haben.

 

Neulich am Boznerplatz. Ich habe noch ein paar Minuten Zeit, um schnell etwas zu essen. Ich schau mich um. Zuerst fällt mir das neue italienische Restaurant an der Ecke auf – vier Stufen. Gegenüber ist ein Ruetz-Cafe – eine sehr hohe Stufe, die sich durch den gesamten Häuserblock zieht und damit alle Geschäfte für mich unzugänglich macht. Also beschließe ich, Richtung Landhausplatz zu rollen. Von weitem sehe ich das Testa Rossa Cafe – von Nahem sehe ich eine Stufe. Nun bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als um Hilfe zu bitten.

 

Doch sollte so etwas in einer Gegend, wie dem Landhausplatz, die gerade rundherum erneuert wurde, noch passieren? Verantwortung der Stadtplanung oder des Pächters – sei dahingestellt. Klar ist auch, dass es immer schwierig ist, den Bestand baulich zu adaptieren, doch bei der Neugestaltung sollte auf Barrierefreiheit Rücksicht genommen werden.

 

Gebäude, die mit dem Rollstuhl zugänglich sind, sind für ALLE zugänglich – für ältere Personen und auch für zeitweise mobilitätseingeschränkte Menschen, wie zum Beispiel jene, die mit Kinderwagen oder Gepäck am Weg sind. In den letzten Jahren wurde in Innsbruck zur Verbesserung der Barrierefreiheit einiges getan.

 

Allerdings finde ich, dass es oft auch am Umdenken seitens der PächterInnen und BesitzerInnen fehlt, denn oft gibt es ganz einfache Lösungen, um Barrieren zu beseitigen bzw. zu umgehen. Mal schauen, wie sich Innsbruck diesbezüglich entwickelt. Bis 2016 sollen ja laut UN-Konvention Gebäude, die der Öffentlichkeit offenstehen, barrierefrei zugänglich gemacht werden.

 

Text und Foto von Daniela Köck

9 Comments

  1. Danke, daß ihr über dieses Thema geschrieben habt – da hat Innsbruck noch viel Nachholbedarf!

  2. wie wärs…
    … mit einem positiv-beispiel?

    dem landeskrankenhaus zum beispiel?

  3. @ hanson: HURRA und grenzenlose Glückseligkeit: Die Universitätsklinik ist rollstuhlgerecht … was will man mehr? (Ironie aus)

  4. @ hanson!  wow super, wirklich ein tolles Beispiel! Rollsruhlfahrer halten sich ja eh ihr halbes Leben im KHS auf, wozu die Stadt also Rollstuhlgerecht gestalten!!!?? … (Ironie auch aus) ich denke Optimismus (oder in dem Fall- "schön reden"), lieber Hanson ist hier der falsche Ansatz!   

  5.  liebe vorredner!

    eure einseitige polemik in allen ehren, aber…

     

    … mir ist bewusst, dass innsbruck keine insel der seeligen ist, aber innsbruck ist auch kein dorf der verdammten, wie es im geschriebenen artikel teilweise zum ausdruck kommt.

    klar verbringt man nicht sein halbes leben am areal des krankenhauses, aber man verbringt auch nicht sein halbes leben am landhausplatz …

    umfassende recherche sollte beide seiten beleuchten, es gibt auch positive beispiele. auch der bahnhof funktioniert (nach startschwierigkeiten), auch die theresienstrasse funktioniert!

    und BARRIEREFREIHEIT bezieht sich nicht nur auf rollstühle, kinderwägen, krückengeher, usw. barrierefreiheit bezieht sich auf ALLE, das scheint mir im artikel als auch bei euren kommentaren wohl vergessen worden zu sein…

    in diesem sinne, ist wohl auch das geltenlassen anderer meinungen, ohne die barriere der polemik, ein akt der BARRIEREFREIHEIT, denn die beginnt schon im kopf!

    viele kleine schritte sind auch ein positives signal, die irgendwann die oben zitierten "pächter" ihre barrieren aufbrechen lassen… vielleicht auch die der schreiende kampfposter…

  6. Polemik und Kampfposter kann ich hier zwar keine erkennen, aber ich möchte Herrn (?) Hanson auf einen wichtigen Satz im Artikel hinweisen: "In den letzten Jahren wurde in Innsbruck zur Verbesserung der Barrierefreiheit einiges getan."
     

    Kein Mensch wird glauben, dass die RollstuhlfahrerInnen durch Bösartigkeit behindert werden – sicher ist Bemühen da, ebenso sicher ist noch viel zu tun und nichts anderes bringt dieser Text zum Ausdruck. Jedenfalls Danke an die Autorin, die dieses wichtige Thema sehr anschaulich zum Ausdruck gebracht hat!

  7. Vielen Dank, Roland, du hast das richtig erkannt. Der Artikel sollte keinesfalls polemisch sein und ist es auch nicht, denn ich sehe Innsbruck nicht im geringsten "als Dorf der Verdammten". Ich war schon in vielen verschiedenen Städten und habe mich um einiges schwerer getan als hier, da einfach ein Umdenken in Richtung Barrierefreiheit vollkommen fehlt. Das ist in Innsbruck nicht der Fall.

    Allerdings ist diese Entwicklung nur so weit, weil es Menschen gibt, die sich dafür einsetzen und Probleme aufzeigen – die Umwelt sensibilisieren für diese Art von Probleme. Und ich glaube einfach, dass es in diesem Bereich noch viel zu tun gibt – auch wenn u.a. das LKH und die Theresienstraße bereits gut zugänglich sind.

  8.  Zum ausgezeichneten Beitrag "Über Ecken, Kanten und Stufen": wer gegen diesen architektonischen Wahnsinn, der auch in Neubauten immer wieder reproduziert wird, etwas tun will, der soll die laufende Parlamentarische Bürgerinitiative "Barrierefreiheit als Pflichtfach" unterschreiben. Die Unterstützungserklärungen dann bitte an Georg Leitinger, Österreichischer Zivilinvalidenverband Tirol, 6020 Innsbruck, Bürgerstrasse 12 schicken.

     

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