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Gemma’s an!

Aber flott!

Aber flott! Wer erinnert sich nicht an die Sprüche der Werbeagenturen für diverse politische Wahlen? Vom mangelnden Erfolg der Ankündigungen zeugt ein Schreiben, das ich vor einigen Tagen vom Kulturamt der Stadt Innsbruck erhalten habe. Es hat das Datum 22. Jänner 2014 und ist die Antwort auf mein Ansuchen vom 14. März 2013.

Mathematisch Begabte werden nachrechnen und sagen: Wie? Zehn Monate nennt der Schreiber dieser Zeilen eine flotte Antwort?

Gewiss doch, antworte ich! Nach zehn Monaten, meistens früher, bekommen zwar schwangere Frauen ihre Kinder, aber was ist das im Vergleich zu einem Brief des Kulturamtes! Noch dazu auf eine so schwierige Frage wie meine!

Um Licht ins Dunkel zu bekommen, ein Hinweis auf die Ursache.

2012 startete die Reihe „Innsbrucker Stadtgespräche“ im Early Bird. Ich interviewte (Tiroler) Menschen wie Clown Leonardo, Florian Bramböck, Marianne Hengl und Markus Koschuh. Der Schwerpunkt lag auf dem Begriff Menschen, nicht auf Prominenten – wir wollten die Interviewten zeigen, wie sie sind, jenseits ihrer öffentlichen Darstellung, ohne Zwang, in 30 Minuten oder einer Stunde zu einem willkürlichen Ende zu kommen.

Wir (Georg, Felix und ich) nahmen die Gespräche auf, schnitten sie, veröffentlichten sie mit Hilfe von Freirad Innsbruck, Florian stellte sein Lokal zur Verfügung. Alles gratis und mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher Herkunft vorzustellen, sie anderen nahe zu bringen.

Das Konzept – ohne Konzept geht heutzutage rein gar nichts – waren sozusagen lebende Porträts von spannenden Menschen, die in diesem Land leben und nicht dem sogenannten „Mainstream“ verpflichtet sind. Wir begannen dennoch mit bekannten Persönlichkeiten –  sozusagen als „Einstiegsdroge“ – und wollten in Zukunft auch und vor allem jene Menschen vorstellen, die in den herrschenden Medien kaum vorkommen.

So weit kamen wir nicht.

Um die entstehenden Kosten zu verringern, stellte ich ein Ansuchen an das Kulturamt der Stadt Innsbruck – das war der oben genannte 14. März 2013.

Zehn Monate später erhielt ich die Auskunft, dass die Förderung aufgrund der „finanziell angespannten Lage des Kulturbudgets leider nicht möglich ist.“

Warum das so lange gedauert hat?

Weil mein Ansuchen „so lange in Evidenz gehalten bzw. die Absage erst jetzt erfolgt, um eine allfällige Änderung der Finanzlage berücksichtigen zu können. Dies war jedoch leider nicht mehr möglich.“

Verstehe! Ich habe bloß deshalb keine Antwort bekommen, weil man höheren Ortes immer wieder darüber nachdachte, wie man dem Projekt helfen könnte. Ich sehe vor meinem geistigen Auge Menschen im Kulturamt, die sich tage-, wochen-, ja monatelang den Kopf zerbrechen, die Haare raufen, wie sie das Budget dafür aufbringen können.

Was haben sie gedacht? Vielleicht das:

Sollen wir etwa dem Landestheater Geld wegnehmen?
Oder sonst einer lieb gewordenen Einrichtung?
Neues Geld haben wir nicht!
Was sollen wir dem Antragsteller bloß sagen?
Ihn anrufen?
Gar ein Gespräch mit ihm führen?
Das wäre alles zu viel des, ähem, Guten!
Wir schreiben ihm einen Brief – nächstes Jahr.

Jedem planenden Menschen wird klar sein, dass die Veranstaltungsreihe aus ökonomischen Gründen schon lange Zeit vor Eintreffen dieses Briefes beendet worden war.

„Ohne Geld ka Musi“ heißt es bekanntlich kurz und knapp. Und wem geht die Musi schon ab, wenn sie nicht von Hansi Hinterseer gesungen wird!

Das Kulturamt bittet mich im Brief um „Verständnis“.

Sorry. Habe ich nicht.
Ein Kulturamt hat die Aufgabe, auf Briefe und Ansuchen einigermaßen schnell zu reagieren.
Und, wenn diese Institution einigermaßen professionell arbeitet, mit dem Antragsteller zu reden.

Und zwar vor einer Frist von zehn Monaten.

Alles andere ist eine Bankrotterklärung der staatlichen Kulturförderung. Und eine Förderung der Bürokratie. Aber das werden die zuständigen Beamten sicher mit Freude zur Kenntnis nehmen.

Erich Ledersberger

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