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Dazu werden Sie angehalten – seht die Signale!

Da blitzen, blinken, blenden und funkeln sie – und wenn es in dieser Gangart weitergeht, dann bald wirklich allerorts: Lichter in ihren prächtigsten Farben die da wären Grün, Gelb und selbstverständlich Rot, vor allem Rot. Vergesst die Weihnachtsbeleuchtung von Oktober bis Ende nie oder das Feuerwerk auf der Seegrube, das heuer vermutlich aufgrund bester Wetterbedingungen nicht stattfinden konnte:

Wer das viel gerühmte Innsbrucker Verkehrskonzept inklusive seiner mannigfaltigen Variationen an Verkehrslichtsignalanlagen kennt, der sieht Licht am Ende des Tunnels. Im Fall der Fälle, um nicht zu sagen Unfall, kann es sich dabei übrigens um das vielzitierte endgültige weiße handeln, das zumindest sagt die Verkehrsstatistik.

 

Das undurchschaubare Geheimnis der Innsbrucker Ampellösung liegt vor allem in ihrer mehr als hinreichenden Quantität begründet. Sie ist für eine Weltstadt dieser Größenordnung vielleicht nicht recht und vermutlich auch nicht billig. Allerdings könnte der Fall eingetreten sein, dass auf e-bay, oder wo auch immer man heutzutage sonst seine Schnäppchen so schießt, eine günstige Ampelanlagen-Okkasion die zuständigen Verantwortlichen in einen wahren Kaufrausch versetzt hat.

 

Damit nun alle Bürger, Gäste sowie die freiwillig oder unfreiwillig eher im Dunkel bleibenden Stadtbewohner von dieser Investition auch etwas haben, wurde in der Folge auch keine Kreuzung, oder was man mit viel gutem Willen als solche interpretieren könnte, bei der Montage der beeindruckenden Verkehrslichtsignalanlagen vernachlässigt.

 

Beispiele dafür muss man nicht erst lange suchen, man findet sie quasi vor der Haustüre – und zwar vor jeder: Von der Fritz-Konzert-Straße mal schnell nach rechts auf den Südring abbiegen? Kein Problem, sollte man meinen, aber bis man erkannt hat, dass dieses Vorhaben ohne offizielle Freigabe nicht so ohne Weiteres möglich ist, ist man vielleicht seinem sich korrekt verhaltenden und somit haltenden Vordermann schon ins Heck gerast.

 

Allerdings braucht man in einem solchen Fall sein Gewissen nicht damit zu belasten, dass man aufgrund des Einsetzens seines gesunden Menschenverstandes bzw. einer kleinen Unaufmerksamkeit einen Stau auslösen könnte. Dieser Umstand konnte zu fast jeder Tageszeit bereits damit erreicht werden, dass auf der Graßmayrkreuzung das Linksabbiegen, sicherlich aus zumindest einem guten Grund, verboten wurde und sich die kehrtwendige Verkehrslawine nun gesammelt rund um die Wiltener Basilika herum orientieren muss.

 

Dank dieser Maßnahme erfuhr die Brennerstraße/Leopoldstraße im Bereich Klostergasse bzw. Pastorstraße eine erhebliche Aufwertung in ihrer Funktion als traditionsreicher Verkehrsknotenpunkt. Die sich ebenfalls auf diesem Gebiet befindlichen Stubaitalbahnhof, IVB-Remise, Straßenbahnen und Busse finden im nun erhöhten Verkehrsaufkommen durch private Kraftfahrzeuge eine ideale Ergänzung.

 

Die entsprechenden PKWs sind nicht selten weitgereist, stammen meist aus Italien oder Deutschland, was insgesamt sicherlich als Zeichen der fast sprichwörtlichen, konglomeratischen Internationalität Inns’brucks gewertet werden kann. Ampeln jedweder Couleur sollten dafür Beweis genug sein: Ein kurzes Innehalten auf historischem Boden zwischen Stubaitalbahnhof und Basilika, auch wenn kein Mensch der bereits abgefahrenen Straßenbahn mehr nachweint, geschweige denn -läuft, lässt das persönliche Zeitmanagement in einem ganz anderen Licht erscheinen.

 

Nicht in Vergessenheit geraten darf in diesem Zusammenhang die Ampel für Radfahrer vor dem Ferdinandeum in Richtung Westen. Die Wartezeit, bis sich der Verkehr links vom Radler sortiert hat, kann unter anderem für die Abhandlung philosophischer Fragen durchaus sinnvoll genützt werden. Interessant und denkbar wären hierbei Problemstellungen wie ‚Existiert diese Ampel wirklich, weil ich sie sehe oder sehe ich diese Ampel nur, weil ich dazu angehalten werde?‘

 

Alternativ besteht theoretisch aber natürlich auch die Möglichkeit, dass im Sinne der Sicherheit gehandelt wurde. Sicherheit ist wichtig, gerade in einer Stadt, in der zum Beispiel Fahrradfahrer das leibliche Wohl der zu Fuß gehenden Einwohner und ihrer Fiaker-fahrenden Gäste auf das Rücksichtsloseste gefährden. Auf Innsbrucks Straßen wird man von der Geh-Fahr, es handelt sich dabei also eigentlich um ein beidseitiges Problem, geradezu überrollt. Das sollte dringend angegangen werden, wo kommen wir da hin, wohin soll das führen. Das gilt es abzuwarten, zum Beispiel an der erwähnten roten Ampel in der Museumstraße.

 

Doch halt! Ampeln nutzen in einem solchen Fall doch recht wenig, denn die radelnden Rowdys scheren sich um keinen Dreck, nur um ihr eigenes Fortkommen, soweit man den einschlägigen Informationen der geneigten Stadt-Journaille Glauben schenken darf. Vielleicht ist aber nichts so, wie es scheint und es handelt sich bei der recht unkonventionellen Anbringung von Verkehrslichtsignalanlagen innerhalb der Stadtgrenzen um eine gutgemeinte genderpolitisch motivierte Maßnahme.

 

Nun ist es hinlänglich kein Geheimnis, dass Frauen links und rechts nicht unterscheiden können, stattdessen aber auf Farben und Bling-Bling abfahren, also in dem Sinn irgendwie reagieren. Was läge also näher, als das Auge der ein Kfz lenkenden Damen mittels buntem Blinken mit Gewohntem einerseits zu erfreuen und andererseits ganz nebenbei darauf zu hoffen, dass die vielgestaltigen frauenfreundlichen Signale von der Zielgruppe auch richtig verstanden und umgesetzt werden. Die Sicherheit von Frauen liegt ‚der Stadt‘ schon seit jeher am Herzen, und die restlichen Verkehrsteilnehmer profitieren ebenfalls davon. Eine klassische Win-Win-Situation sozusagen.

 

Immer wieder erfrischend sind auch folgende Szenen aus dem Leben eines hier ansässigen, motorisierten Verkehrsteilnehmers. Da fährt man mit seinem Automobil Meter für Meter jene Strecke vor sich hin, wie man es schon seit Jahr und Tag tut. Man ahnt nichts Böses und denkt auch nichts dergleichen. Und während man gewohnheitsmäßig aus der Windschutzscheibe hinaus stiert, erblickt man gleich da vorne etwas Neues, noch nie Dagewesenen. Also denkt man sich erstmals: Wie lustig, da war doch noch nie eine Ampel, eine rote noch dazu!

 

Und während man ob dieser Erkenntnis überrascht sowie ein wenig erleuchtet vor sich hin grinst, wird man von der Tatsache überrumpelt, dass die noch immer nicht gelbe oder grüne Ampel näher und näher kommt. Wie ärgerlich, diesmal allerdings weniger überraschend. Wenn man Glück hat, ist spätestens knapp vor der Haltelinie doch noch Schluss mit lustig. In der letzten Sekunde steigt man nämlich extrem beherzt auf die Bremse. Sollte sich bei diesem Vorgang kein Fremdauto vor dem eigenen PKW befinden, so wirkt sich dies im Übrigen sowie im Allgemeinen günstig aus auf alles, was da noch folgen mag. Sofern der Nächstkommende keinen ebenfalls gewohnheitsmäßigen Fahrroutinier darstellt. Aber spätestens wenn es kracht, sieht man auch in diesem Fall den erzwungenen Stillstand kommen.

 

Apropos Stillstand: Neue Innsbrucker Verkehrslichtsignalanlagen werden in Innsbruck natürlich nicht einfach so an irgendeinem Ort willkürlich hingestellt. Sie sind in der Regel die direkte Folge einer anderen Baustelle. Der gemeine PKW-Lenker ist also an den durch was auch immer verursachten Stau durchaus gewöhnt. Mit der bekanntermaßen empfindsamen Fahrerseele will pfleglich umgegangen werden, handelt es sich hierbei doch immerhin um potentielle Stimmen im besten Wahlalter.

 

Damit sie nicht unnötigerweise von bis dato unbekannten Neuerungen vollkommen verschreckt wird, ist also bis auf Weiteres kein Stauende in Sicht, dafür gehen neue Lichter auf, so weit man sehen kann. Und wo kämen wir denn da hin, wenn es auf einmal einfach so weiterginge.

 

von Lisa Burtscher
 

2 Comments

  1. Na ja, sind zu viele Ampeln, jammert man/frau, sind es zu wenig, ist es wohl ebenso. Als Fußgänger muss ich mich nur manchmal ärgern, wie schnell die Grünphasen für die Fußgänger/innen sind, etwa an der Kreuzung Technikerstraße/Viktor-Franz-Hess-Straße. Da kommt nicht mal ein Läufer oder eine Läuferin  innerhalb der Grünphase rüber, geschweige denn eine ältere Person oder Mutter/Vater mit Kind.

    Auch die Grünen haben das im letzten Gemeinderatswahlkampf thematisiert. Nur geändert hat sich daran seither noch nichts. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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