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Bergisel Museum (zur Finanzierung eines griffigeren Titels war leider kein Geld mehr da …)

Im neuen „Museum“ auf dem Innsbrucker Bergisel ist zu bestaunen, was Tirol so alles ausmacht – und zwar von A bis Z. Mittels vollgeramschter, gute 20 Meter langer Vitrine wird die hohe Kunst der Reizüberflutung zum Exzess betrieben, wer kein ADHS kriegt, hat es entweder schon davor gehabt oder hat medikamentös vorgebeugt. Alphabetisch sortiert von A wie „Ampferer“-Notizbuch bis Z wie „Zack“ vulgo „Steigeisen“ mutieren die ausgestellten Objekte zum vergnügungsparkkompatiblen Kuriositätenkabinett: ein Salzstreuer für´s alpine Gelände (mit so Löchern, wo dann, wenn man den Streuer umdreht, das Salz raus kommt); Ausschnitte aus der „Piefke-Saga“ zur Veranschaulichung des Bildes der Tiroler Frau und des Tiroler Mannes; eine Kanzel aus dem späten 17. Jahrhundert; ein toter Biber.
Bei meinem sonntäglichen Besuch traf ich im „Panorama“ auf verwirrte BesucherInnen, sich Dank selbst zu öffnender Schaukastentüren laufend den Schädel anhauende Museumsinteressierte und auf den, der das alles vorangetrieben hat und nicht gerade unstolz mit Gattin und Enkel durch die Hallen schritt: Herwig van Staa. Angesprochen auf das Wirrwarr meinte er: „aber das ist ja für die Kinder“.
Jetzt hat er es also, sein Denkmal. Und die Kinder in Tirol das weltweit teuerste und verideologisierendste „Museum“ der Welt.

Das einzig Positive an meinem Besuch des „Tirol Futurama“: dass ich keinen Eintritt zahlen musste, weil mir ein sichtlich enttäuschter Besucher am Eingang seine Eintrittskarte in die Hand drückte …

Markus Koschuh

4 Comments

  1.  Ja, endlich können sie unseren Schulkindern hightechmäßig und multimedial einbläuen, was den Kern des Tirolertums ausmacht: Gwaahr, Huat und a Pfeifn – es lebe "das Erbe der Väter" und die Tradition der Engstirnigkeit …

  2. Nun gut, die Ansammlung in der Vitrine ist in der Tat etwas übervoll und die Auswahl nicht logisch nachvollziehbar. Aber: verideologisiert? Nein, gewiss nicht. Die Inszenierung der Trachten und Schützen sowie deren Hochstilisierung als neuzeitliches Phänomen wird ganz offen und klar gesagt. Gefällt mir. 

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