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10 Innsbrucker Entscheidungen 2010, die mich ärgern

Bildung – Frauen – Integration – öffentlicher Raum – Mobilität! Es geht nicht um Demokratisierung oder gleichberechtigte Partizipation. Was ist so schwer daran zu verstehen, dass wir nur gemeinsam voran kommen können und nicht durch Ausgrenzung reüssieren werden???

1. An allererste Stelle muss ich da das Ignorieren von Frauenförderung stellen. Ca. ab Mitte Oktober haben wir InnsbruckerInnen gratis gearbeitet, denn da war unser Jahreseinkommen – im Vergleich zu den Männern – aufgebraucht. Die Stadt könnte im Rahmen der Wirtschaftsförderung betriebliche Frauenförderung unterstützen, tut sie aber nicht. Das Frauenhaus fällt den Nutzerinnen bald über dem Kopf zusammen, aber seit Jahren gibt es dafür keine Lösung. Die Förderungen für Frauenvereine werden sukzessive gekürzt. Seit 2006 ist die Charta „Zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern auf kommunaler Ebene“ unterschrieben, aber es wurde kein Schritt zu deren Umsetzung getan.

2. Sonderschulneubau: Innsbruck investiert in den Neubau einer Sonderschule ca. 10 Millionen Euro im Wissen, dass dieses Modell überholt ist und von der Inklusiven Schule abgelöst werden wird. Es fehlt der Mut zu Handeln. Man müßte sich an dieser Stelle engagieren, um umzusteuern. Aber man läßt es treiben, bis es von „selbst geht“. Wie lange wird das noch dauern?

3. Kein Willkommen für Einwandernde / Flüchtlinge: Widerwillig, wie auch anderswo, werden MigrantInnen in Innsbruck zur Kenntnis genommen. Irgendwie brauchen wir sie – soweit reicht die Erkenntnis schon, aber wirklich aufnehmen bei uns wollen wir sie nicht. Nicht in der Schule, nicht im sozialen Wohnbau – fehlender muttersprachlicher Unterricht schafft hohe Hürden, die Fremdsprache Deutsch zu erlernen; keine Begleitung oder Konfliktlösungsstrategien schaffen Spannungen beim gemeinsamen Wohnen im „Gemeindebau“, um nur zwei große Problemfelder zu nennen.

4. Eine Stadt für Autos, statt für Menschen: Was bitte rechtfertigt es wiedereinmal die AutofahrerInnen (billige Parkgaragenregelung an Samstagen auf Kosten des Steuerzahlers), im Vergleich zu allen InnenstadtbesucherInnen (Innstadtkarte mit der man Parken, Straßenbahnfahren, Kaffetrinken, Taxi nutzen….kann) zu bevorzugen?

5. Passt prächtig zu dieser Politik von gelb-rot-schwarz: das Abstellverbot von Fahrrädern in der Maria-Theresienstraße Nord ab 1. April – wer meint, das sei ein Aprilscherz, irrt. Nein, das ist ein Gemeinderatsbeschluss, den alle Parteien außer den Grünen mittragen! Als Radlerin frage ich mich nun, wo ich mangels Alternativen mit meinem Drahtesel hin soll. Die paar Plätze in der Meranerstraße werden da nicht reichen…

6. Noch ein großes Ärgernis im Öffentlichen Raum: immer mehr Beton, immer weniger Grün. Und das auf Tiefgaragen wachsende Grünzeug dümpelt so dahin, dass das Zuschauen weh tut. Absoluter Tiefpunkt: der neue Platz im O-Dorf vor dem Mehrzweckgebäude.

7. Soziale Kälte: Ja kalt isch es grad! Besonders für Menschen ohne Obdach. Und das ist  auch das Äußerste, was man Wohnungslosen zubilligt: eine Notschlafstelle im Winter. Den Rest des Jahres sollen sie doch unter der Brücke nächtigen. Haben wir es echt notwendig, da zu sparen?

8. Bierstindl aus – Bergiselmuseum los: Da frage ich mich schon, für wen Kulturinvestitonen getätigt werden? Wem nutzt so ein Kulturhaus wie das Bierstindl? Und wem das Bergiselmuseum? Wo wird das Geld herkommen, um nach erfolgtem Prachtbau, auch das tägliche „Bespielen“ dieses zusätzlichen Museums zu gewährleisten, wo die bestehenden Museen schon nicht so toll finanziell ausgestattet sind?

9. Betreuung von alten Menschen: Reicht es, immer mehr vom Gleichen zu bauen? Noch ein Alters-wohn-heim (dieses Mal im O-Dorf), anstatt neue Wohnformen im Alter mehr zu fördern. Da gibt es so viele wunderbare Beispiele, die genialerweise auch noch kostengünstiger sind als stationäre Einrichtungen. Umso unverständlicher, dass die Mehrheit des Innsbrucker Gemeinderats da keinen Handlungsbedarf sieht.

10. Und zum Schluss noch ein ganz großer Ärger: die vielen Millionen (ca. 40), die in die Untertunnelung der Grassmayrkreuzung gesteckt werden sollen, damit der Verkehr (der zunehmen wird, je flüssiger er gemacht wird) dann genau dort, wo die Wohnhäuser stehen, wieder lärmend aus dem Tunnel hochkommt …

 

Ulli Schindl-Helldrich

4 Comments

  1. Ja, für RadlerInnen wird es echt immer schwerer in Innsbruck. Überall Baustellen, bei denen oft auf RadfahrerInnen vergessen wird. Radwege sind auch oft nicht durchgehend und auch nicht ausreichend gekennzeichnet.

    Abstellplätze? Gibt es auch viel zu wenige. Und in der Maria-Theresien-Straße das Abstellen von Fahrrädern zu verbieten ist doch ein Blödsinn. Vielmehr sollten mehr Abstellplätze dort geschaffen werden! Aber das gleiche Problem gibt es auch auf der Uni, wo vor vielen Fakultäten viel zu wenige Plätze sind und die Uni doch nichts dagegen macht. Im Senat wurde von den Studierenden darauf aufmerksam gemacht, doch anscheinend ist es der Unileitung egal…

  2. GENAU! Die ganze Fahrradwegplanung wird in Innsbruck von Leuten gemacht, die nur mit dem Auto fahren. Radwege enden ständig im Nirgendwo und es wird so getan als gäbs keine Radler. Und dabei fahren immer mehr auch den ganzen Winter durch mit dem Fahrrad. Und sonst großkotzig einen auf Sportstadt machen…

     

    p.s. ein grantig-button wäre cool

  3. die kritik an den desaströsen zuständen für radlfahrer_innen is sicher berechtigt. mich macht die kürzung der innsbrucker frauenprojekte jedoch viel zorniger. ein wahnsinn, wofür hier zu lande geld rausgeschmissen…. burschenschaftertreffen werden finanziert, ein museum für – tja das ist die frage – wird hingstellt und autonome fraueninitiativen werden kaputtgespart ?!?!?

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