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Urlaub auf Schmalfilm | Das Flimmerzimmer zeigt Super 8

Ich war hier, ich war da; ich sah dieses seltsame Ding und jenes; ich war erstaunt, gelangweilt, aufgeregt, enttäuscht; ich bekam Furunkel am Hintern, und einmal, am Amazonas…“, mit diesen Worten fasste Clifford Geertz eines der berühmtesten anthropologischen Werke zusammen: Traurige Tropen aus dem Jahr 1955.
Aber nicht, um Claude Lévi-Strauss auf die Zehen zu steigen, sondern um zu verdeutlichen, dass Reiseberichte stets die unterschwellige Botschaft beinhalten: „
Wünscht du dir nicht, du wärest bei mir gewesen oder könntest dasselbe tun?“



Wenn der Sommer sich nun langsam abkühlt, kommen viele nicht nur mit gebräunten Nasenspitzen, sondern auch mit etlichen Mitbringseln in Form von Erzählungen und Bildern aus dem Urlaub zurück. Die Reise erscheint dann erst als wirklich abgeschlossen, wenn man das Erlebte für sich und andere vorgezeigt, inszeniert und erzählt hat. Es geht ums Aufarbeiten, Erinnern, Speichern aber auch ums Vergessen.

Reisen, so sagt man, bildet. Über Reisen zu erzählen, bildet auch diejenigen, die daheim geblieben sind. Wer den Unterhaltungswert steigern will, der lässt Bilder für sich sprechen. Da streichelt man den Traumstrand am Touchscreen, da scheint der Campingplatz vom Computerschirm, da zupft man das Lieblingseis aus der Fototasche. Vor einiger Zeit nutzte man die Strahlkraft des Films und führte geladenen Gästen unzählige Fotos  und Filmrollen vor. Dass diesen Abenden der Ruf der Langeweile anhaftet, dürfte weniger am Material als an den Vortragenden selbst gelegen haben.



Es gibt also unzählige Formate um Erinnerungen festzuhalten, auch wenn einige davon schon in Vergessenheit geraten sind. Schmalfilme wie Super 8 und Normal-8 waren lange Zeit das gängige Medium um private Urlaubserinnerungen zu speichern. Sich dieser Formate zu erinnern, das hat sich das nächste Flimmerzimmer vorgenommen. Am Mittwoch, 4. September ab 20 Uhr bietet sich die Gelegenheit in eigenen Urlaubserinnerungen zu schwelgen und in fremden herumzuschnüffeln. 

Einen ganzen Abend lang rattern die Projektoren, werden private Urlaubsfilme aus der glorreichen Zeit des Schmalfilms für den Hausgebrauch auf die Rollen gespult. Titel wie Schlechtes Eis und spitze Steine von 1960 versprechen unterhaltsame Ferien. 
Wer will kann seine eigenen Super 8 oder Normal-8-Filme zur Vorführung mitbringen. Stummfilme werden von Erwan Borek live vertont. Außerdem gibt’s einen Überraschungsfilm vom Flohmarkt. Ungeöffnet seit Jänner ’79.



Flimmerzimmer | Mittwoch, 4. September 2013 | 20 Uhr | Freies Theater Innsbruck

Flimmerzimmer

Hemma Übelhör

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