4

Solaris

Auch für FilmfreundInnen ist heute abend was los.

Im LEOKino wird heute, 29.4.2012, um 19 Uhr In Kooperation mit dem Russlandzentrum und dem Institut für Slawistik der Universität Innsbruck sowie mit Cine Tirol der Film SOLARIS von Andrej Tarkovskij gezeigt. Wohl ein unbedingtes Muss für jede/ Filmfreund/in!

 

Am 4. April dieses Jahres wäre Andrej Tarkovskij (1932–1986) 80 Jahre alt geworden. In Erinnerung an den großen europäischen Filmkünstler und in Anwesenheit eines besonderen Gastes – der Hauptdarstellerin Natal’ja Bondarčuk – zeigt das LEOKINO Tarkovskijs Science-Fiction-Film SOLJARIS. Natal’ja Bondarčuk weilt im April zu Dreharbeiten in Tirol und wird nach dem Film für ein Publikumsgespräch zur Verfügung stehen. (eb)

 

SOLJARIS war zwar als Antwort auf Stanley Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY gedacht, aber Tarkovskij drehte alles andere als einen ge­­wöhnlichen Science-Fiction-Film. Die Hauptfigur der Handlung, der Psychologe Chris Kelvin, wird auf eine Raumstation entsandt, wo man seit langem vergeblich versucht, das Rätsel des meerbedeckten Planeten Solaris zu lösen. Kelvin soll die seltsamen Nachrichten, die die Station zur Erde funkt, prüfen und die Frage klären, ob die drei dort noch verbliebenen Wissenschaftler nicht vielleicht wahnsinnig geworden sind. Doch sehr bald wird Kelvin selbst Opfer ei­­ner Sinnestäuschung: Seine einstige Geliebte Harey, die vor mehr als zehn Jahren Selbstmord be­ging, erscheint ihm und lässt ihn im wahrsten Sinne des Wor­tes nicht mehr los. Der streng rationale Wissenschaftler Sartorius lüftet schließlich das wissenschaftliche Geheimnis um die­­se Erscheinungen aus der Vergangenheit.
 
Für Tarkovskij besteht der wesentliche Beitrag der „Solaristik” nicht in der wissenschaftlichen Erkenntnis von Sartorius, sondern in einer Art der Selbsterfahrung. Dies gelingt Kelvin, indem er die quälende und schöne Erinnerung, die Stimme des Gewissens und der Liebe in sich wach werden lässt. Damit vermittelt Tarkovskij die Themen, die ihn beschäftigen, im Gewand einer Science-Fiction-Geschichte: Kelvin versöhnt sich am Ende mit dem Vater, sühnt seine Schuld am Selbstmord von Harey, und Harey erlangt menschliches Bewusstsein, indem sie sich für Kelvin aufopfert. Entsprechend demonstrierte Tarkovskij nicht Technik, sondern versah das futuristische Ambiente der Raumstation mit Erinnerungen an die Erde: Bücher, Kerzenleuchter, Breughels Winterlandschaft – kurzum: eine Außenstation der abendländischen Kultur.
 

Text: eb. und LEOKino-Cinematograph

www.leokino.at/db/sql.php

Helmut Schiestl

4 Comments

  1. Inspiriert vom Buch "Solaris" vom Science Fiction Autor Stanislav Lem (dessen Werke ich hoch schätze).

    In diesem Film werden menschliche Abgründe und Ängste gezeichnet, verdrängtes hervorgezogen, und nebenbei die menschliche Überheblichkeit (Wissenschaft) alles verstehen zu können und zu wollen ins Surreale geführt.

    Ist der Mensch wirklich Spiegel der Schöpfung, oder sind unsre Sinne nur konstruiert um unser Fortbestehen zu sichern? Unsere psyche darauf ausgelegt, bewusstsein mit unterbewusstsein so zu verbinden, dass wir als scheinbar refllektive Wesen dabei nicht dem Wahnsinn verfallen?

    Können wir Andersartiges(übersinnliches) wirklich verstehen? Wie groß ist der Ereignishorizont des menschlichen Geistes?

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Berberich Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert