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Rosa Helden?

Mitte Oktober wurde zum wiederholten Male der Adler vor der rechtswissenschaftlichen Fakultät, das „Universitätsdenkmal“, mit Farbe besprüht. Diesmal in Rosa – was dem alten Adler auch noch nach der Reinigung einen angenehmen metallischen Rosaglanz verleiht. 60 Jahre vergessen Der Grund für die Aufstellung des Denkmals was allerdings alles Andere als angenehm: 1926 wurde das vom Tiroler Architekten Lois Welzenbacher geplante Denkmal zur Erinnerung an die im ersten Weltkrieg gefallenen „Söhne“ der Alma Mater und die Einheit des Landes Tirol eingeweiht. Gestritten wurde um das Monument schon von Anbeginn – damals allerdings noch zwischen CV und schlagenden Burschenschaften – die sich nicht einigen konnte, wer an der Eröffnung in Farben antreten durfte. Nach einer Renovierung im Jahre 1952 wurde nun auch der Gefallenen des 2. Weltkrieges gedacht. Erst auf Initiative des Kommunistischen Studierendenverbandes setzte sich Anfang der 1980er Jahre (!!!) der Senat in vierjähriger Diskussion mit dem Denkmal auseinander und widmete in einer Gedenktafel den Adler nun auch dem ehemaligen Innsbrucker Studenten Christoph Probst (nach dem nun seit 1994 der gesamt Jus-Vorplatz benannt ist). Wiederum erweitert wurden die Gedenken im Jahre 1990, als eine zweite Gedenktafel für zwei in El Salvador ermordete Freiheitstheologen und Absolventen der Uni Innsbruck angebracht wurde. Zukunftstauglich? Das Ehre-Freiheit-Vaterland-Denkmal wurde wohl schon unzählige Male bemalt, umgedeutet, verhüllt und renoviert. Das Auslöschen von Erinnerungen ist wohl nicht der beste Weg, um sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Dass das Denkmal vor der Uni aber aufgrund andauernder Anfeindungen auch zu einem Symbol für die Rechten geworden ist, gibt schon zu denken. So stellten etwa rechte Recken vor einigen Jahren einen „Reinigungstrupp“ zusammen, der das Denkmal von einer Klorollenwurfaktion reinigen sollte. Aus diesem Hintergrund heraus wäre es wohl besser, das Denkmal an die bestzahlende deutschnationale Burschenschaft zu verkaufen und ein wirkliches Unidenkmal, das nicht dauernd gesäubert werden muss, zu errichten. Die Dornenkrone in Telfs stellt ein gutes Beispiel von solchermaßen privatisierten Reinigungskosten dar. Ein Umdeuten faschistoider Symbole durch oberflächliches Retouchieren scheint jedenfalls meiner Meinung nach nicht zukunftstauglich. Dem protzenden Adler sollten trotz farblicher Verschönerungen und ideologischer Umfärbungen die Flügel endgültig gestutzt werden.

Tobias Orischnig

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