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RADICAL WRONG – voll daneben

Syl Via schreibt für Provinnsbruck über einen außergewöhnlichen Abend…
RADICAL WRONG – voll daneben
Tanz / Performance von Wim Vandekeybus

Osterfestival 2012

 
die geschichte der menschheit

erspart dem menschen seine geschichte nicht:

mehrsprachig erzählt
vor allem mittels  Körper
geschmeidige, trainierte, schöne Körper
jung und  rasend im Kampf
GEGEN gehirnwäsche der mehrheit
in sich einander überschreiender
[Artaud: the throat – the screamingbox]  Selbstdarstellung,
die sich zuspitzt in größenwahnsinnigen Tagträumen,
which should change the history
I WOULD LIKE to be a story of media?
and the blonde who refuse to act the stupid pretty one
while the brown haired leftover hippie sings a ?serious? lovesong
Kaum gesättigt und Un/erhört – zum riesenhaften Schatten ihrer Selbst geworden
nehmen sich die youngsters sukzessive zurück,
geben Raum gesellschaftsrelevanten Themen:
dem ausverkauf, dem radikalen schlussverkauf:
a special dance for a special man
how much is it worth?
50 Euro of stinking money…
der verbeugung vor den dingen, die uns besitzen,
you have to learn French because French is my mother language
my father told me, I just have to believe in two things:
family and Church
then he took me to the Church
and made me: HIS WHITE ANGEL!
Zum Amusement!?! des Publikums
bleibt der jungen Frau der Mund offen stehen,
wie sie nach PAPA schreit!!!
unfähig allein zu stehen im Gesehenwerden,
zum Amusement!?! des Publikums
wird ihre Erstarrung von mehreren jungen Männern missbraucht,
zum Amusement!?! des Publikums weiß Einer
mit dem geschändeten Körper nix anzufangen!
Und wissen die, die zufällig einander begegnen,
nix anzufangen mit den Geschichten, die sie sich erzählen,
angelehnt ans Prestige (motorbike, Fahrrad, Schnaps),
das sie mit sich rumschleppen;
wissen sie nix anzufangen mit der Selbsterniedrigung der Frau,
verwehren sich gegen Ruhestörungen – vor allem in fremden Sprachen.
Ein Deal müsste doch drinnen sein
mit dem armen – O look, how beautiful he is, how beautiful he moves!
Lateinamerikaner, aufgegabelt am Flughafen,
beherbergt in der Garage,
während ein Frau –
einmal mehr zum Amusement!?! des Publikums –
zurückschlägt mit den Waffen des Mannes,
die den Tanz dennoch und kaum wagen.
Er, er muss aus dem Osten Europas kommen,
er geht so komisch,
die machen so viele Kinder,
dann kommen sie zu uns und bestehlen uns –
he feels the motherinstinct in me
und vergewaltigt sie.
Aber der Tiroler, standfest in seiner moralischen Überzeugung,
standfest auf der Seite der Guten, einer aus dem Publikum,
zielt Nicht, schießt Nicht auf den,
der seine Frau, seine Tochter vergewaltigt hat!
Wegen eines Kavaliersdelikts
verliert manN nicht die Continuance,
hingegen der besoffene, aufrechte Deutsche,
Macker des Campingplatzes,
wohl an der Zärtlichkeit des Homosexuellen,
who feels so happy by making his boss happy!!!
Und sinken die Körper einander zu,
verschlingen, tragen, bewegen sich und werden bewegt
just in love!
At least they did it radical right
on the right side of ethic
auf einer offenen Bühne,
Umbau und Lichtregie ins Stück integriert,
im Kontakt mit dem Publikum:
Der Eine und die Andere wurden ins Scheinwerferlicht gestellt
und allein gelassen, stinking money wurde verteilt
und wieder abgeluchst, außerdem waren wir aufgefordert,
als krönenden Abschluss den Stinkefinger zu zeigen,
die Scheinwerfer auf unsereiner gerichtet.
Schöner Abend!, befand eine Frau im Hinausgehen,
Ach, und die vielen Sprachen!, war ihre Begleiterin beeindruckt.
Text: Syl Via
Foto: Hannah Crepaz

 

Markus Stegmayr

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