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Projekt FreiRaum

Die Geschichte des einzigen trägerübergreifenden Bildungs- und Beratungsprojekts für Menschen mit Behinderung in Tirol, könnte österreichischer nicht sein. Liest sich wie die Biografie eines verkannten Genies, das erst einmal abtreten musste, um als solches erkannt zu werden und erinnert nur einmal mehr daran, dass die Parteipolitik nicht weit sein kann, wenn die Satire dem Leben begegnet. Aber alles nach der Reihe:

 
Projekt FreiRaum: ABGESCHAFFT UND AUSGEZEICHNET
Nachdem FreiRaum, eine Initiative des Tiroler Arbeitskreises für Integrative Entwicklung (TAfIE) im Jahr 2001 aus den Mitteln der sogenannten „Behindertenmilliarde“ finanziert werden konnte, schien sich der Traum von einem selbstbestimmteren Leben für Tirolerinnen und Tiroler mit Lernschwierigkeiten allmählich zu erfüllen. Computerkurse, Mobilitätstrainings, persönlichkeitsbildende Seminare oder Moderationsworkshops hatte es für „Behinderte“ in dieser Form bis dato nicht gegeben. Während FreiRaum von Anfang an auf partizipative Lern- und Gestaltungsprozesse setzte, die Beratung von Betroffenen für Betroffene forcierte und sich nicht an den Defiziten, sondern den Stärken und Fähigkeiten jeder und jedes Einzelnen orientierte, stieg die Nachfrage in allen Tiroler Bezirken an. Die Weitergabe von Wissen und erprobten Strategien, um eine Arbeit zu finden oder zu behalten, füllte im Vorjahr bereits für 260 Frauen und Männer eine Lücke, die über Selbstbestimmung oder Abhängigkeit entscheiden konnte. Und das hat es auch.
Von einem Tag auf den anderen passte FreiRaum nicht mehr in die Förderrichtlinien des Bundes. Wurde aufgrund „zu wenig direkter Arbeitsmarktrelevanz“ kaputtgespart und „in Zeiten wie diesen“ schlichtweg abgeschafft. Nachdem hinlänglich bekannt sein sollte, dass Budgets nicht mehr, aber auch nicht weniger darstellen, als in Zahlen gegossene Politik, liegt auf der Hand, dass der politische Wille fehlte, um Menschen mit Behinderung in Tirol weiterhin auf ihrem ohnehin schon schwierigen Weg in den Arbeitsmarkt zu fördern. So viel zur direkten Arbeitsmarktrelevanz dieser Entscheidung…
Am 09. November dieses Jahres wurde FreiRaum schließlich mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet. Überzeugte in der Kategorie Innovation 2010, konnte sich gegen über hundert Mitbewerber_innen behaupten und setzte damit ein deutliches Zeichen für das Recht auf Bildung. Jetzt fehlt nur noch das Geld!    
Weitere Informationen:
Kurzfilm:

 

Isabella Krainer

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