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Philosophische Nahversorgung

Das Philosophische Café startet in neuer Kooperation und mit neuem Schwerpunktthema in das Sommersemester. ProvInnsbruck lud die Referentin im März, Univ.-Prof. Paola-Ludovika Coriando, zum Interview.

 

Wie aktuell ist Philosophie? Und wofür könnte sie überhaupt gut sein? Diese Fragen drängen sich nicht allein in Anbetracht gegenwärtiger Diktate der „Machbarkeit“ auf, sondern auch, weil gesellschaftliche Transformationen immer wieder Problemkreise berühren, die nicht nur von einzelwissenschaftlicher Relevanz sind. Aber fallen sie infolgedessen in den Kompetenzbereich der Philosophie? Oder ist es vielmehr so, dass Philosophie nur mehr kompetent ist für eines: „nämlich für das Eingeständnis der eigenen Inkompetenz“, wie es Odo Marquard in ironischer Absicht formulierte.

 

In diesem Sinne wollen wir im Rahmen von vier Abendveranstaltungen mit Philosophinnen und Philosophen unter besonderer Berücksichtigung spezifischer Schwerpunkte der Metaphysik, der Erkenntnistheorie, der Ethik, der Interkulturalität gemeinsam der übergeordneten Frage nachgehen, worin die Aktualität der Philosophie bestehen könnte.

 

Den Auftakt macht Paola-Ludovika Coriando, Universitätsprofessorin am Institut für
Philosophie an der Universität Innsbruck. Das Thema Ihres Impulsvortrages lautet: Metaphysik.

Am Donnerstag, 22. März 2012, 18:00-20:00 Uhr.

In der  Bäckerei, Dreiheiligenstraße 21a

 

Frau Professor Coriando, was ist Metaphysik?
CORIANDO: Die Metaphysik (wörtlich: „über die Natur hinaus“) ist eine Disziplin der Philosophie, die früher auch „Erste Philosophie“ genannt wurde, weil man davon ausging, dass sie die fundamentalen Erkenntnisse für alle weiteren philosophischen Fragen liefert. Die Metaphysik glaubt, dass es prinzipiell möglich ist, das „Wesen“ der Dinge rational zu erfassen. In ihrem „allgemeinen“ Teil beschäftigt sie sich mit den Grundstrukturen der Wirklichkeit (dem „Sein des Seienden“), während der „spezielle“ Teil der Metaphysik besondere Bereiche thematisiert, die über unsere sinnliche Erfahrung hinausgehen, zum Beispiel die Frage nach Gott oder der Unsterblichkeit der Seele.

 

In einem weiteren Sinne kann man unter Metaphysik aber auch eine Epoche des Denkens verstehen, die mit Platon beginnt und erst mit Nietzsche zu Ende geht. In diesem Sinne wäre Metaphysik nicht nur eine Disziplin der Philosophie, sondern darüber hinaus eine besondere geschichtliche Einstellung des Menschen gegenüber den Grundfragen der Existenz.

 

Inwiefern kann man heute, auch angesichts der langen Tradition von Metaphysikkritik, von einer „Aktualität“ der Metaphysik sprechen?
CORIANDO: Wir können heute nicht mehr Metaphysik so betreiben, als hätte es diese lange Tradition nicht gegeben, beginnend mit Kant, der zum ersten Mal die Metaphysik in Frage gestellt hat, dann Nietzsche, Heidegger, die Postmoderne. Trotzdem liegt in den großen metaphysischen Positionen ein enormer Reichtum an Gedanken, Einsichten, Fragen, die der Mensch nicht von sich weisen kann und nicht nur von historischer Bedeutung sind.

 

Sicherlich können wir von der Metaphysik keine endgültigen Antworten mehr erwarten, aber ihre Fragen gehören einfach zum Wesen des Menschen, sie sind, wie Kant sagte, uns Menschen „aufgegeben“ – selbst dann, wenn wir nicht mehr glauben, sie definitiv beantworten zu können.

 

Was dürfen BesucherInnen des Philosophischen Cafés bei Ihrem Vortrag erwarten?
CORIANDO: Eine lockere und informative Einführung, die jede/n anregen möchte, sich selber mal mit metaphysischen Fragen zu beschäftigen!

 

Vielen Dank für das Gespräch!

In Zusammenarbeit mit uni.com, der Volkshochschule und der Bäckerei finden in diesem Semester folgende weitere Veranstaltungen des Philosophischen Cafés Innsbruck statt:

 

Donnerstag, 26. April 2012, 18:00-20:00 Uhr
Erkenntnistheorie
a.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Kügler, Institut für Philosophie, Universität Innsbruck

 

Donnerstag, 24. Mai 2012, 18:00-20:00 Uhr
Ethik im Unterricht
Mag. Andreas Pirkl, Büro des Landesschulrates für Tirol

 

Donnerstag, 28. Juni 2012, 18:00-20:00 Uhr
Interkulturelle Philosophie
Mag. Sylvia Eibl, Institut für Christliche Philosophie, Universität Innsbruck

 

Linktippwww.philcafe.info.ms/

 

Text von Marie-Luisa Frick und Andreas Oberprantacher

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