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Music and the city (Vol. IX)

Tracker beweisen, dass die Wüste lebt und langsam auch Innsbruck erreicht. Mit ihrem staubigen, knochentrockenen Sound erobern sie Innsbruck und die ganze Welt.
 
Innsbruck nach Sonnenuntergang
 
Innsbruck, knapp nach 21:00. Nach einem trockenen, heißen Tag in der Wüste hat man sich ein kühles Bierchen mehr als verdient. Dazu Musik, wie sie nur von Tracker kommen kann. Gleich beim ersten Lied glaubt man, mit Led Zeppelin im Ohr eine kühle Wüstennacht verbracht zu haben, in einem Zelt mitten im Nirgendwo. Jimmy Page hat einen über den Durst getrunken und dementsprechend verhuscht kommen auch seine Riffs und Licks daher, dringen in das Ohr des von der Nacht ebenfalls gezeichneten Zuhörers. Die Höhen des Sounds verweht der Wind, es bleiben die tiefen, erdigen, kargen Riffs, bei denen man sich zugleich heimisch und herausgefordert fühlt.
 
Kein Platz für Langeweile
 
Trotz der Repetition ist hier kein Platz für Monotonie oder Langeweile. Tracker verweilen nicht bei allzu offensichtlichen Einflüssen. Page und Homme schauen zwar immer mal wieder vorbei, doch auch sie werden letztlich hinweggefegt von den mächtigen Gitarren, der Stimme des Sängers, der ungestümen Experimentierfreude der Band, die sich immer wieder in ruhigere und dissonante Passagen hineinwagt, in diese abtaucht, ohne sich in Gefrickel zu verlieren. Tracker haben immer wieder die Essenz im Auge und im Sinne, die Substanz, das Wesentliche, niemals das Überflüssige, das allzu Verspielte. Ihre Songs bleiben stets ein wenig neben der Spur, ohne jedoch zu sehr in ein Mäandern hineinzugeraten, bei dem man Angst haben müsste, dass die Band ihr Ziel und ihre Orientierung verloren hat – denn dieses haben die Jungs immer fest im Griff. Sie umfassen sie wie ihre Gitarren, ihre Bässe, ihr Schlagzeug.
 
Der Mut zur Klarheit
 
Innsbruck, nach einer brennend heißen Wüstennacht, abgeschweift, den Faden verloren, von den Riffs von Tracker wieder auf die richtige Spur gebracht. Auf der Bühne befinden sich nun die Musiker, allesamt Könner auf ihren Instrumenten. Es sind Songs bei denen man, von der Hitze noch ausgelaugt, dennoch nur eine Reaktion zeigen kann: Bang the head that doesn´t bang. Menschen geraten in Bewegung, ihre Köpfe, ihre Körper, Bier wird immer wieder verschüttet. Doch bei Tracker bewegt man sich nie unter seinem Niveau. Die Band zielt sowohl auf Körper als auch auf Geist ab, ihrer Song bieten die perfekte Symbiose aus Einfachheit, Anspruch, Tiefgang und Sorglosigkeit. Sind die Songs euphorisch, sorgenlos, gleich dem blauen Himmel an einem schönen Sommertag, so ziehen auch schon die nächsten akustischen Gewitter heran. Sind die Songs zu oberflächlich, dann wird textlich und musikalisch der Tiefgang nicht allzu weit weg sein. Die Songs fordern, erfordern das Zuhören, doch sie schütteln nicht ab, sie verstören nicht. Sie sind eher gute Freunde, mit denen man sich gerne in der Wüste verirrt, mit denen man an heißen Tagen gerne mal ein Bierchen am Inn trinken würde.
 
Tracker muss man auch live erlebt haben, um die schiere Macht einer klassischen Rock-Band-Besetzung zu erleben, zu bemerken, wie viel Macht und Durchschlagkraft diese Struktur immer noch haben kann. Tracker geben den Glauben daran zurück, dass die Zukunft in der Einfachheit und Direktheit liegen könnte, die jedoch niemals banal ist, sondern stets aufregend und bei jedem Akkord wie neu, wie zum ersten Mal gehört.
 

http://www.myspace.com/trackerband

Markus Stegmayr

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