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Music and the city (Vol. 30)

Am  Samstag, den 14.04. gastiert mit Ingrid Laubrock eine der derzeit wichtigsten MusikerInnen der zeitgenössischen improvisierten Musik im „Kooio“ – und spielt eines ihrer raren Solo-Konzerte

 

Erstaunlich schnell hat sich Ingrid Laubrock ganz in das Herz der derzeit aufregendsten musikalischen Region der zeitgenössischen improvisierten Musik vorgespielt: New York. Hatte sie schon kurz nach ihrem Schulabschluss Deutschland verlassen und hatte sie dann in London für Aufsehen gesorgt, so ist es doch deutlich, dass sich ihre musikalische Botschaft erst jetzt in New York, in Kollaborationen mit den derzeit wichtigsten MusikerInenn, wirklich entfalten kann. Sie spielt derzeit in der neuen Band von Mary Halvorson und hat sich auch erst kürzlich mit Walter Weasel zusammengetan, der als einer der letzten großen Visionäre der zeitgenössischen Lärmmusik gelten darf.

 

Ingrid Laubrock ist eine der MusikerInnen, die einen der führendsten Köpfe der 90er-Avantgarde-Szene, John Zorn, beerben und dessen musikalische Vision, was Saxophon ist und wie es auch klingen könnte, weitertreiben könnte. Genau deshalb ist es von noch größerem Interesse, dass sie in Innsbruck am 14.04. eines ihrer seltenen Solo-Saxophon-Konzerte gibt. Keine rhythmische Komplexität und keine Vertracktheit, die von ihrem Spiel ablenken könnte, sondern nur eines: der pure Klang und der klingende, tönende, winselnde, zischende und aufbegehrende Möglichkeitsraum der Klänge, den man mit einem Saxophon mit Hilfe von Atem,  Bewegung und zugleich virtuoser Technik betreten kann. Sie wird ohne technische Hilfsmittel spielen, außerdem auch unverstärkt. Die Konzentration wandert dabei zwangsläufig hin zu einer Person, zu einem Instrument und dazu, wie erstaunlich innovativ es auch nach vielen Jahrzehnten noch klingen kann. Hat man jedenfalls diesen Möglichkeitsraum betreten, sei es nun als MusikerIn oder als ZuhörerIn, dann wird man sich nicht mehr mit Genrebeschreibungen, Beschreibungsversuchen und Begriffen herumärgern wollen: es das nun Free-Jazz, Avantgarde, Neue Musik?

 

Letztlich ist sie all das und zugleich nichts davon. Wie auch Ingrid Laubrock selbst, die immer wieder die Ferne und das Unbekannte lockt, so ist auch die Musik von ihr als Aufbruch ins Unbekannte zu verstehen. Ihre Musik ist auf radikale Weise vital, flüssig, prozesshaft, nicht feststehend. Wenn man sie auf ein Jazz-Festival nach dem anderen einlädt, dann zwar um ihre Kenner- und Könnerschaft in diesem Bereich zu bestätigen, aber letztlich ist dabei auch eine Verlegenheit zu bemerken: diese Musik lässt sich nicht einordnen und stillegen, sondern sie ist voller verschiedenster Einflüsse, die man nicht auf einen Nenner bringen kann. Sie ist lebendig und herausfordernd.

 

Das Konzert im „Kooio“ sollte man sich somit nicht entgehen lassen: Musikalische Erleuchtungserlebnise sind garantiert. Manchem wird es gar wie Schuppen von den Augen fallen, was denn sonst noch alles möglich wäre, wenn man sich erst einmal von den zu engen Konventionsgrenzen der Stilrichtungen gelöst hat.

 

Zur Einstimmung:

 

http://www.youtube.com/watch?v=LD99ZwUmxu4

http://www.youtube.com/watch?v=M7tDt0hi00k&feature=related

http://www.facebook.com/#!/events/348233875226874/ (noch mehr Hörbeispiele und Informationen zur Künstlerin)

http://www.kooio.net/ (der Veranstaltungsort)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Markus Stegmayr

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