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Kultur ohne Zensur

Es ist DAS Gesprächsthema der letzen Tage: Erstmals in der zehnjährigen Geschichte der "TKI-Open", einer vom Land Tirol – also aus Steuergeldern – finanzierten Förderschiene für Kunst- und Kulturprojekte, hat die zuständige Landesrätin maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung der unabhängigen Fachjury genommen – und zwar so, dass man zwei Projekte
kurzerhand von Landesseite als "nicht förderungswürdig" erachtete. Mehr zu den beiden
Projekten gibt es auf www.tki.at nachzulesen.

 

Der Aufschrei in Tirol blieb nicht aus – stellt dies doch eine bis dato nicht für möglich
gehaltene Zensur in der stets als solcher betitelten älteste Festlanddemokratie dar. An
vorderster Front machte die TKI selbst auf diese unverhohlene Zensur aufmerksam, und
forderte eine Rücknahme der Zensur und ein Akzeptieren eines unabhängigen und
transparenten Juryentscheides. Es folgte ein politischer Schlagabtausch zwischen Rot und
Grün auf der einen sowie Schwarz auf der anderen Seite sowie ein unmissverständlicher
offener Brief der Tiroler Künstlerschaft. Die zensierende Kulturlanserätin ließ sich
davon nicht beeindrucken.

 

Die Tiroler KulturGuerilla, ein loser Zusammenschluss von Engagierten (neudeutsch auch
gerne: Wut- oder MutbürgerInnen) fasste schließlich den Entschluss, Landesrätin
Palfrader direkt mit ihrer Zensurentscheidung zu konfrontieren. Zum vereinbarten
Zeitpunkt sollte eine internationale Pressekonferenz der Tiroler Festspiele Erl im
Barocksaal des Grand Hotel Europa stattfinden: in einer kleinen Gruppe machte man sich
auf den Weg. Um die Pressekonferenz der Tiroler Festspiele nicht total zu "sprengen"
(immerhin handelte es sich um hoch(subventionierte) Kultur, die nicht Ziel der Aktion
war) wartete die Kulturguerillera bis zu dem Zeitpunkt, als den gut 30-40 internationalen
JournalistInnen das Stellen von Fragen möglich sein sollte.

 

Artig wurde aufgezeigt, Festspielleiter Kuhn selbst erteilte einem Aufzeigenden das Wort, worauf sich alle VertreterInnen der Kulturguerilla erhoben und mit kurzfristiger Erlaubnis das untenstehende Statement der Kulturguerilla verlasen. Ein wahres Blitzlichtgewitter brach über die AktivistInnen ein, während sich der Leiter der Landesabteilung Kultur sichtlich maßlos ärgerte, dass sich die Kulturguerilla ausgerechnet diese internationale Pressekonferenz für die Aktion ausgesucht hatte.

Nach verlesener Botschaft wurde Landesrätin Palfrader noch mit einem Korb voller Zitronen
bedacht – als Ausdruck dessen, wie sauer wir sind, – siehe Bild.

In Zeiten einer verfehlten Politik kündigten die Tiroler KulturGuerilla schon mal
vorsorglich an, auch weiter nicht untätig zu bleiben.

 

Hier die verlesene Botschaft:
 

In einer Zeit, in der durch die erstmalige Austragung der olympischen Jugendwinterspiele
unzählige Kulturschaffende zum Großteil ehrenamtlich damit beschäftigt sind, Tirol als
weltoffen und tolerant zu präsentieren, greifen sie, liebe Kulturlandesrätin, erstmals in
den zehn Jahren der "TKI – Open" in die Entscheidung einer unabhängigen Fachjury ein —
und geben sich damit alles andere als weltoffen und tolerant. Man kann diesen Eingriff in Entscheidungen einer unabhängigen Fachjury, nicht anders werten als eine Kulturzensur.

 

Stellvertretend für die vielen empörten und ob der offensichtlichen Zensur auch wütenden
Kulturschaffenden, erklären wir uns solidarisch mit den Betreiberinnen und Betreibern der
Projekte "Wahlen sind Betrug" und "Alpenländische Studien" sowie mit den Jurorinnen und
Juroren der "TKI Open 2012". Die TKI Open muss frei und parteipolitisch unabhängig
bleiben.

Geschätzte Kulturlandesrätin Beate Palfrader, gehen Sie nicht als Zensurlandesrätin in
die Geschichte ein, sondern sorgen sie dafür, dass Tirol weltoffen und viefältig wird und
bleibt. Wir legen Ihnen mit Nachdruck nahe, ihre Entscheidung zu überdenken und
rückgängig zu machen. Alles andere würde der allgemeinen Kulturarbeit, aber auch der
politischen Kultur in Tirol nachhaltigen Schaden zufügen.

Mit Tiroler Grüßen

Die KulturGuerilla  

5 Comments

  1. hihi, die palfrader sieht aus, als würde sie dem Koschuh gleich ein bussi geben … gefühlt hat sie wahrscheinlich was ganz anderes. geniale aktion, finde ich!

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