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ÜBERwachung auf allen Linien – Ihre IVB

Es ist ein Tag wie viele andere auch. Ich steige gut gelaunt in meinen IVB-Bus zur Arbeit und blicke ihm direkt in die großen schwarzen, toten Augen – er starrt zurück, regungslos, emotionslos. Ich kann nur ahnen was er sieht und wahrnimmt, oder mit wem er sein Wissen teilt.

Niemand hat mich je gefragt und trotzdem ist er da, als ständiger Begleiter auf dem Weg ins Büro, zurück nach Hause oder sonst wohin. Es heisst, er soll mich beschützen. Ich schaue mich um und denke mir: „Vor wem? Vor dir vielleicht?“

Überall sprießen diese Kuppeln der Überwachung, schwarzen Morcheln gleich, in den öffentlichen Raum, zersetzen kontinuierlich die Freiheit, wachsen und vermehren sich scheints unabänderlich, ohne Kontrolle. Fangen das Licht verarbeiten es zu Bildern, senden, speichern und codieren sie. Gesichter werden vermessen und interpretiert, meines und auch deines. Irgendwo sitzen dann Menschen für 7,98 EUR brutto die Stunde, starren auf pixelige, rauschige fahlgraue Monitore, stundenlang. Man fühlt sich sicher so, angeblich.

Warum eigentlich?

Markus Prajczer 

6 Comments

  1. Naja wenn man ehrlich ist dann vermittelt ja genau ihr die Menschen in solche Arbeitsverhältnisse bzw. wollt sie dahin vermitteln!

    Klingt für mich nach sehr viel Scheinheiligkeit! Aber vermutlich muss man das zu dieser Jahreszeit so machen! ODER ?

    • Scheinheilig? Da kann ich nur beipflichten.

      Solche Aussagen gerade von einem SP-ler bzw. SP-nahen gehen (spätestens seit der "neuen" Regierung) nicht einmal mehr als Krokodilstränen durch. Gilt übrigens für VP-ler genauso, keine Angst.

      Lieber Markus Prajczer, solange du den Roten noch in irgendeiner Art und Weise die Stange hältst, ist deine Aufregung zu so einem Thema einfach nur unverschämt, aber keinesfalls glaubwürdig.
      Nicht mehr.

  2. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es mehrere Tram- und BusfahrerInnen. Es gibt jeden Tag und jede Nacht gewalttätige Übergriffe und Vandalismus, vor allem natürlich in der Nacht. Die Linie O ist davon am stärksten betroffen.
    Ich bin auch kein Freund der Videoüberwachung, und ich glaube auch nicht, dass die Überwachung selbst Gewalt und Vandalismus eindämmt. Tatsache ist aber, dass die Aufzeichnungen helfen, TäterInnen ausfindig zu machen und ihnen ihre Taten nachzuweisen.
    Ich würde es aber für sinnvoller halten, in einigen Linien zu bestimmten Zeiten Sicherheitspersonal mitfahren zu lassen. In Linz beispielsweise wird das schon längst auch tagsüber praktiziert, bei uns nur ganz sporadisch in einigen Nachtlinien. Außerdem gehört die FahrerInnenkabine in den Bussen endlich vom Fahrgastraum abgetrennt, so wie in den Straßenbahnen. Es sollte kein physischer Kontakt zwischen Fahrgästen und Fahrpersonal möglich sein. Da sind die IVB leider sehr nachlässig, im Moment kann jedeR Irre, und in der Stadt gibt es sehr, sehr viele Irre, Junkies, Besoffene und Testosteron-Opfer, jederzeit den FahrerInnen ins Lenkrad greifen. Nur die allerneueste Serie von Bussen hat man wenigstens endlich mit einer halbhohen Trennwand bestellt. Ich werde nie verstehen, warum das Fahrpersonal mutwillig so gefährdet wird.

  3.  Relevant ist die fehlende Kennzeichnung, die eigentlich vorgeschrieben ist. Bei den Autobussen fehlt sie gänzlich, an den Straßenbahngarnituren ist ein schriftlicher Hinweis zur Überwachung mit einem unpassendem Smiley hinterlegt.
    Gemeldet ist die Überwachung, im Gegenzug wird der Kennzeichnungspflicht  beharrlich nicht nachgekommen, und das schon seit gut mehr als ein Monat.
    Sicherlich gäbe es noch die Möglichkeit einer Anzeige mittels Musterformular, als gelegentlich registrierter Schwarzfahrer, der ich sein könnte- ich bin es nicht- will ich nicht namentlich aufscheinen, und die Erwartungshaltung besteht höchstens darin, daß dann verharmlosende Piktogramme an den Türen kleben.

  4. Der Staat zieht sich aus den meisten Lebensbereichen schleichend zurück: Bildung, Gesundheit werden privatisiert und Soziales steht unter "Finanzierungsvorbehalt". Wenn es aber darum geht, Bürger zu überwachen und ihre intimsten Informationen rauszufinden, wird gerne investiert … ob NSA oder eben IVB, das Sicherheitsargument funktioniert immer, dafür verschenken wir unsere Privatsphäre doch gerne (oder habt ihr etwas zu verbergen?)

  5. Ich finde diese Kritik an der Überwachung schlicht zu undifferenziert.
    Überwachung ist nicht per se schlecht, sondern es kommt darauf an, wozu man sie einsetzt und wie man sie umsetzt.

    In den Bussen und Straßenbahnen gibt es immer wieder mal Probleme mit Leuten, die sich nicht zu benehmen wissen (und das mein ich jetzt nicht nach Knigge, sondern "nach Hausverstand").
    Und es kann nicht sein, dass es dann am Fahrer hängenbleibt, das zu unterbinden – denn bei Beschädigungen oder Übergriffen ist irgendwann  die Polizei zuständig. Aber diese braucht Beweise, oder auch nur eine möglichst gute Beschreibung, wie die Arschlöcher aussehen, die denken, auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

    Das ist nun mal so, auch wenns einem nicht gefällt. Aber die Realität interessiert sich bekanntlich einen feuchten Kehricht für Befindlichkeiten.

    Damit Überwachung in den Öffis nicht zur Einschränkung und zum Nachteil für alle wird, muss sie eben richtig gemacht werden. Zum Bleistift:
    Speicherung der Daten gibts entweder keine, dann zählt halt nur die Aussage von dem, der am Bildschirm etwas beobachtet hat – der muss dann eben entsprechend vertrauenswürdig sein – d.h. für mich zB eher keiner von G4S. Denkbar wäre zB eine Überwachung durch einen Polizisten im Journaldienst, der zB bei einer Schlägerei die Kollegen hinschickt.
    Oder die Speicherung ist ausschließlich für einen sehr kurzen Zeitraum erlaubt (zB max. 24 Stunden) und dann wird gelöscht. Kommt es zu einer Anzeige, dann müßte das Material direkt an die Justiz oder Polizei weitergegeben werden. Und dann darf genau nur das für die Anzeige bzw. das Verfahren relevante Material verwendet werden, und auch nur für das eine bestimmte Verfahren.
    Für alles andere gilt ein generelles und explizites Verwertungsverbot.

    Was dabei auch noch zu bedenken ist: Man stelle sich vor, jemand, der Bus oder Tram fährt, würde im Fall der Fälle die Zivilcourage aufbringen, um zB bei Übergriffen oder Beschädigungen einzuschreiten. Es wäre interessant, wieviele Gründe für eine solche Überwachung sich damit unter Umständen komplett aushebeln ließen. (Und nur damit da jetzt keine Mißverständnisse aufkommen: Ich meine nur Zivilcourage, keine Blockwart-Mentalität.)

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