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Wie Wien wählen wird

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Wahlprognosen sind oft den Kaffee nicht wert, aus dessen Sud sie gelesen werden. Die kommende Wien-Wahl wird entscheidende Veränderungen bringen und ich möchte mich als politisches Orakel versuchen.

Es handelt sich dabei allerdings nicht um meine persönlichen Wünsche, sondern um eine realistische Einschätzung – sollte ich komplett daneben liegen, würde mich das politisch sogar freuen.

SPÖ

Es wird knapp – die SPÖ wird deutlich unter 40 Prozent rasseln. Diese Wahl wird ein Waterloo für Michael Häupl und ich würde mich nicht wundern, wenn er nächste Woche zurücktritt.

Meine Prognose: Trotz herber Verlusten bleibt die SPÖ in Wien vorne – aber der Abstand zu den Blauen wird knapper, als viele heute erwarten.

FPÖ

Der Wahltriumph der Blauen wird seit Wochen herbeigeschrieben und ist spätestens seit der Landtagswahl in Oberösterreich Gewissheit. Vermutlich wird Strache am Wahlabend mehr als drei Bier trinken und schon vom Bundeskanzleramt träumen.

Doppelt bitter: Die FPÖ hat für ihren Erfolg de facto NICHTS getan – alle anderen Parteien haben sich über die Blauen aufgeregt und sie so stark wie noch nie gemacht. Merke: Wer Strache schlagen will, muss sich mehr überlegen, als ihn einfach nur scheiße zu finden.

Die Grünen

Die Grünen konnten zwar einiges umsetzen (Verkehrsberuhigung und Verbilligung der öffentlichen Verkehrsmittel) sind in den letzten Wochen aber praktisch untergegangen, weil sich alles auf das Duell Häupl gegen Strache zuspitzt.

Mein Tipp: Die Grünen gewinnen dazu – aber das Plus wird deutlich geringer ausfallen als die Verluste der Spezialdemokraten: Die große Frage bleibt, ob sich Rotgrün überhaupt nochmals ausgeht.

ÖVP

Gut möglich, dass die ÖVP in Wien unter 10 Prozent rutscht – und damit in der politischen Versenkung verschwindet. Manfred Juraczka ist ein denkbar uncharismatischer Spitzenkandidat, dessen einziges Programm darin besteht, Rot-Grün in Wien beenden zu wollen.

NEOS

Die NEOS brauchen sehr viel Glück, wenn sie es in den Wiener Gemeinderat schaffen wollen. Sie haben einen grottenschlechten Wahlkampf gemacht und waren blöd genug, Strache sogar auf ihren eigenen Wahlplakaten abzubilden – dadurch bleibt das negative Image an ihnen haften. Wenn die NEOS in Wien scheitern, wird es für sie verdammt schwer, politisch in Österreich Fuß zu fassen.

Fazit

Das Rote Wien ist am Sonntag aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch ein Kapitel im Geschichtsbuch. Die große Frage bleibt, ob sich eine Zweierkoalition überhaupt noch ausgeht. Es besteht die reale Gefahr, dass es am Wahlabend nur noch für Rotblau reicht.

Wenn dieses Schreckensszenario eintritt, wird Werner Faymann seinen Mentor Häupl in die Politpension begleiten.

Andreas Wiesinger

5 Comments

  1. Oh, Wiese. Wie gern würd‘ ich dir widersprechen. Ich finde das „Merke:“ bei der FPÖ das wichtigste Statement, dass ich seit langem zur Wien Wahl lese! Danke, dass du mich mit dieser Meinung nicht alleine lässt!

    Ich kann nur Johannes Voggenhuber nach der OÖ-Wahl zitieren:

    „wenn die SPÖ glaubt sie kann weitermachen wie bisher
    wenn die ÖVP glaubt sie kann weitermachen wie bisher
    wenn die Grünen glauben, sie können weitermachen wie bisher
    wenn die Neos glauben sie können weitermachen wie bisher,
    und sie alle werden weitermachen wie bisher,
    dann kann die FPÖ weitermachen wie bisher.“

  2. die FPÖ gewinnt nicht wegen sondern trotz der ganzen rechten Rülpser, ist eine These deren Richtigkeit wohl am Wochenende in Zweifel gezogen werden wird. zu groß werden prima facie die Gewinne sein…
    aber dennoch bleibt richtig, dass die FPÖ nicht aus eigener Stärke gewinnt sondern aus der Schwäche der anderen Parteien. zu viele Fragen bzgl der Entwicklungen am Arbeitsmarkt, Gerechtigkeit beim Zugang zu Bildungschancen, etc wurden/werden nicht beantwortet… Antworten hat die FPÖ zwar auch nicht, aber sie schafft es lauter und simpler als andere zu schreien und dominiert damit den Meinungsmarkt.

  3. Die größten Förderer der Figuren wie Haider und Strache sind die Medien – allen voran der Boulevard wie „Österreich“, „Krone“ etc.
    Sie sind diejenigen, die den primitiven Vorstadtköter mit Luft aufgeblasen.
    Aber vielleicht wird es auch „Sieg“, der den Anfang vom Ende
    bedeutet. Im Herbst 1999 war dies – nach Eintritt in die Regierung – mit Jörg Haider genauso.

  4. Die besten Wahlhelfer der FPÖ sind die amtierenden am Futtertrog
    Mich persönlich erstaunt dabei wie schwach die NEOS auftreten .

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