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Wie viele StudentInnen-Heime braucht Innsbruck?

Schon länger ist in den Medien über geplante oder bereits im Bau befindliche Student/Innen Heime zu lesen. Und man fragt sich schon langsam, wie viele davon braucht diese Stadt eigentlich noch? Zugegeben, sie hat ja einen nicht geringen Anteil von Studierenden in ihrer Wohnbevölkerung, aber es bestehen ja bereits eine nicht unerhebliche Zahl von studentischen Unterkünften, verteilt auf das Stadtgebiet. Und soweit ich mich an meine Zeit an der Uni erinnern kann, zogen zumindest höhersemestrige Studierende das Leben in einer Wohngemeinschaft dem in einem Heim bei weitem vor.

Immerhin entsteht ja gerade ein weiteres Heim in der Karmelitergasse, eines wäre in der Nähe des Flughafens geplant gewesen, was sich aber wieder zerschlagen haben soll. Dafür sollen jetzt zwei neue, eines im Höttinger Villenviertel, und eines neben einem schon bestehenden im Areal des ehemaligen Redemptoristenklosters in der Maximilianstraße entstehen. Diese vom Innsbrucker Baumeister Peter Huter im neuromanischen Stil errichtete Klosteranlage aus der vorvorigen Jahrhundertwende, verfügt über einen schönen Innenhof. Eine grüne Oase mitten in der Stadt, die, könnte man meinen, sich auch als kleine Parkanlage für die Allgemeinheit gut nützen ließe.

Aber das Stift Admont, das die Immobilie des ehemaligen Klosters erworben hat, möchte diesen Innenhof mit einem weiteren Heim verbauen, was eine Anrainerinitiative auf den Plan gerufen hat, dagegen Protest einzubringen, genau so wie gegen das erwähnte geplante StudentInnenheim im Höttinger Villenviertel. Wenngleich sich die Anrainerproteste in letzterem eher wegen der dort drohenden Lärmproblematik entzündet haben, so wäre doch auch aus städtebaulicher Hinsicht ein kritisches Hinterfragen dieser Projekte überlegenswert.

Dass Klöster aus dem Innerstädtischen Bereich verschwinden ist ja ein Trend, der schon länger und nicht nur in Innsbruck zu beobachten ist. Bereits in den siebzigerJahren wurde das Ursulinenkloster am Innrain in die Höttinger Au abgesiedelt, das Kloster bis auf einen kleinen Teil am Marktgraben und der Kirche abgerissen und durch einen architektonisch eher farblosen Neubau ersetzt. In den späten neunziger Jahren wurde das Karrmeliterinnenkloster von Wilten nach Mühlau übersiedelt, und das ehemalige Kloster ebenfalls bis auf die Kirche abgerissen. Nun, dieses Schicksal ist dem Redemptoristenkloster in der Maximilianstraße immerhin erspart geblieben, und dieses für ein privates Heim für Studentinnen und Studenten adaptiert worden.

Die Kirche, ein neuromanischer Bau – vielen noch besser bekannt als Herz-Jesu-Kirche – ebenfalls von Peter Huter errichtet und mit schönen Nazarener-Fresken ausgestattet, wurde der Serbisch-Orthodoxen Gemeinde als Kirche übergeben und ist seitdem leider für die interessierte Besucherin /Besucherin außer den Gottesdienstzeiten geschlossen, was ich auch schade finde.

Was jedoch die dort geplante Innenhof-Verbauung anbelangt, so denke ich, dass dieses Projekt gerade auch im Sinne eines klimaneutralen Städtebaus – Stichworte Bodenversiegelung und Zerstörung grünen Lebensraums – zu hinterfragen wäre. Wäre es nicht weitaus sinnvoller, bereits bestehenden Wohnraum in der Stadt zu nutzen und zu sozialverträglichen Preisen an die Studentin und den Studenten zu bringen? Also weniger Heime, sondern eben studentisches Wohnen als Teil einer gesunden und sozialen Durchmischung der städtischen Wohnbevölkerung.

Helmut Schiestl

Quelle: ARCHITEKTURFÜHRER INNSBRUCK. Hrsg. von Christoph Hölz, Klaus Tragbar u. Veronika Weiss. Haymon Verlag 2017


Helmut Schiestl

2 Comments

  1. Ausgezeichneter Beitrag von Helmut Schiestl, der alle wesentlichen umweltrelevanten, sozialen und ökonomischen Aspekte zur Problematik weiterer Verbauung und, wie gesagt, BODENVERSIEGELUNG!! innerhalb der (Innsbrucker) Stadt argumentiert.
    Da Eigentum bei uns heilig ist, werden bisher vorhandene Wohnmöglichkeiten (noch?) zuwenig „herangezogen“.
    Und nur weil eine Stadt eine Stadt ist, heißt das nicht, dass das letzte Grün und Bunte (Blumenwiesiges) aus ihr verschwinden und zuzementiert werden muss!
    (Und notfalls stocke man bei Neubauten wieder mehr auf.)

  2. In Innsbruck stehen aktuell 8,9% aller Wohnungen leer und zwar trotz jedes Jahr steigender Mieten. Schon jetzt können sich Durschnittsverdiener*innen, Familien und viele Studierende keine Wohnung in der Stadt mehr leisten, auch in den Umlandgemeinden wird es stetig teurer. Wohnen ist ein Menschenrecht und kein Spekulationsobjekt: Wenn wir bei Leerstand und Wohnraumspekulation endlich entschieden umSTEUERn, schmälert das den Profit einiger Vermögender zum Vorteil vieler, die es sich nicht richten können!

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