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Wenn aus Piraten Zombis werden

Ist es peinliche Selbstdarstellung oder doch ein originell-provokanter Spaß? Die Inn Piraten veranstalten einen Zombi Walk auf die Gemeindeämter, um so um Unterstützungserklärungen zu werben. In Tirol wollen gleich zwei verschiedenen Piraten-Listen den Landtag entern.

 

Als mit Alexander Ofer der erste Pirat in den Innsbrucker Gemeinderat einzog, war das für kurze Zeit das Lieblingsthema der österreichischen Medien – von der Kronen Zeitung bis zum Standard berichteten alle über ihn. Ob ihm dieser Ruhm wohl zu Kopf gestiegen ist? Jedenfalls trennten sich die Wege Ofers und seiner MitstreiterInnen bald nach der Gemeinderatswahl: Er warf ihnen vor, gegen ihn als Kapitän zu „meutern“ – sie erklärten, er sei autoritär und verrate die gemeinsame Sache.

 

Daher werben jetzt also zwei Piratenlisten, die Piratenpartei Tirol (die auch der österreichischen Piratenpartei angehört) und die Inn Piraten, um die begehrten Unterstützungserklärungen. Für eine neue politische Kraft ist das natürlich nicht optimal: Statt die Kräfte zu bündeln, macht man sich gegenseitig Konkurrenz.

Die Piratenpartei fordert eine umfassende Demokratiereform und möchte ein „gläsernes Landhaus“ mit der Kernforderung, dass alle Ausschüsse öffentlich sein sollen. Weiters sind sie für die Erweiterung direktdemokratischer Instrumente und wollen durchsetzen, dass von der Politik ignorierte Bürgerinitiativen per Bürgerentscheid beschlossen werden können.

 

Ofers Inn Piraten fordern mehr Einkommen für die ArbeiterInnen und leistbaren Wohnraum mit geförderter Finanzierung und Bürgschaft für die TirolerInnen. Auch sie möchten die direkte Demokratie mittels Online-Medien ausbauen. Insgesamt geht es wohl eher um persönliche Streitereien als um echte politische Unterschiede. Bis Mitte März wissen wir dann, welche Piraten es auf den Stimmzettel schaffen oder ob sie gemeinsam in der Versenkung verschwinden.

 

[video:http://youtu.be/Iaad5uXnyUw]

 

Andreas Wiesinger

12 Comments

  1. kommt mir ein wenig vor, als wenn die verzweiflung schon jeden funken der selbstachtung gefressen hat. Peinliche Selbstdarstellung triffts ganz gut, das hat leider gar nichts mehr mit seriöser politik zu tun. selten so dumme möchtegernpolitiker gesehen. aber jeder darf mit seinem geld machen, was er will und wenn dir paar dodln es so raushauen wollen, bitteschön. zum glück sinkt das piratenschiff im april.

  2. Als ich mir nach der Gemeinderatswahl die Piraten, die ich gewählt hatte, auch mal live anschauen wollte hielt der jetzige „Chefideologe“ der Inn-„Piraten“ zu meinem nicht geringen Entsetzen folgenden Vortrag an die versammelte Manschaft.
    In der Piraten Partei Tirol gäbe es wie beim Schachspiel einen König, das wäre Ofer, eine Dame, das wäre er selbst und der Rest sind Bauern, das ganze mit dem Hinweis, welche Möglichkeiten beim Schach dem König und der Dame zukommen.

    Nein, es geht nicht um persönliche Streitigkeiten, es geht darum ob man die Grundsätze und Versprechungen, für die man nicht zuletzt auch gewählt wurde, einhält oder ob man als Trittbrettfahrer nur seine eigen Schäfchen ins Trockene bringt.
    „Wähle dich Selbst“ stand auf Ofers Gemeinderatswahlplakat und diese Versprechen hat er nur für sich selbst eigehalten.

    Ich bin es irgendwie leid, das seit einem Jahr immer wieder wiederholen zu müssen.

    Die Piraten Partei Tirol wird von der Piratenpartei Österreichs als Teil der österreichischen Piratenbewegung anerkannt und unser Antrag auf Aufnahme in die Piratenpartei International hat gute Aussichten angenommen zu werden.

    Ach ja, noch einen Unterschied gibt es. Wir wählen unsere KandidatInnen in öffentlicher Sitzung. Wie das die Inn-Piraten halten weiß ich nicht. Die ersten beiden Listenplätze für die Gemeinderatswahl wurden von Ofer und Stemeseder im Alleingang vergeben.

    Wolfgang Samsinger
    Piraten Partei Tirol – Koordination

  3.  Würde ein Grüner für den Einstieg in die Kernkraft eintreten und daraufhin aus allen Ämtern abgewählt werden, dann wäre das etwas politisches und nachvollziehbar.

    Wenn sich aber ein Pirat zum Chef einer Partei ernennt, deren Fundament es ist, dass es keinen Chef geben darf und daraufhin abgewählt wird, dann sind das persönliche Streitigkeiten, wieso eigentlich?

     

  4. Der König beim Schach kann ja eigentlich nichts, er ist halt quasi die Figur, die wenn sie geschlagen wird das Spiel beenet. Ob der Vergleich so geplant war?

  5. DIe zwei Tiroler Piratengruppierungen werden beide – aus Personal-, nicht Ideenmangel  –  in der Versenkung verschwinden.

    Die Samsinger-Fraktion muss zur Kenntnis nehmen, dass aller Vernunft zum Trotz, Ofer & Steemeder die einzigen sind, die politisch & medial wahrgenommen werden und nicht die Vertreter des grün-geschulten Demokratie&Mausklick-Gelabers. Sorry Irene. 

     

    •  …Vertreter des grün-geschulten Demokratie&Mausklick-Gelabers…

       Na das nenne ich mal eine fundierte Kritik

       Ein Mitglied der Piraten, noch dazu eines, das keinerlei politische Funktionen anstrebt, bringt politische Erfahrung mit – verwerflich.

       Technologien des Informationszeitalters einzusetzen um BürgerInnen deutlich mehr politische Gestaltungsmöglichkeit zu ermöglichen – absurd, schließlich setzen ja auch nur ein paar nerdige Mausklickunternehmen Informationstechnologien ein.

       Und der übelste Piratenfehler von allen, die Spitzenkandidatin hat einen Nachnamen den man für lustige Wortspielchen missbrauchen kann.

       Dennoch sind die Piraten davon überzeugt, dass die Bürgerinnen, im Schnitt, mit der ihnen nach Piratenwillen zukommenden Macht besser umgehen können, als bisher ihre Repräsentanten. Auch wenn es da sicher Ausreißer nach oben oder unten geben wird.

  6. Ich halte auch nix davon, jetzt alle Piraten und Piratinnen in Bausch und Bogen zu verdammen. Im Gegenteil: Einige ihrer Themen (Netzpolitik, BürgerInnenrechte etc.) halte ich sogar für sehr wichtig. Aber jede neue politische Bewegung zieht eben auch Irre und SelbstdarstellerInnen an. In den 80ern gabs auch mehrere grüne Listen (die bürgerlichen VGÖ und welche aus dem linksalternativen Spektrum) … die wurden zuerst als Spinner bezeichnet und haben sich irgendwann wieder zusammengerauft.

     

    Zur Kritik am Artikel: Bitte lest ihn genau – ich schreibe ja nicht, dass es nur persönliche Streitereien waren, die zum Bruch von Piratenpartei und Inn Piraten führten, sondern dass dieser Aspekt insgesamt im Vordergrund steht: Beide beanspruchen für sich "Piraten" zu sein, die Wahlforderungen sind z.T. fast die gleichen … daher ist eine solche Spaltung (die ja sicher ihre Gründe hat) besonders schmerzlich für eine neue politische Gruppierung.

    •  Ein Pirat in einem anderen Bundesland hat Schulden, 500 Euro, ich bin erschüttert. So geht’s aber wirklich nicht. Ich verlange ja nicht, dass jeder gleich ein Stronach ist, bevor er sich in die Politik wagt, aber ein kleineres Vermögen sollte man schon zusammengerafft haben, bevor man diesen Schritt setzt.

      Jetzt stell man sich bloß mal vor, dass einmal ein Armer ein Mandat erhält. Der vergleicht dann die bezahlen Gagen vielleicht nicht mit den Managergehältern in der freien Wirtschaft sondern mit seinem eigenen Einkommen als Arbeiter und findet die dann auch noch hoch. Wenn so etwas einmal passieren sollte, können wir gleich einpacken mit der Demokratie.  

  7. Offenbar ist den Inn-Piraten ihr Video selbst so peinlich, dass sie es bis dato auch nicht auf ihre Heim-Seite gestellt haben. Mich wundert, dass sich die Samsingers dafür hergeben – immerhin war Sie vor Jahren schon einmal Gemeinderätin in Innsbruck! Im Übrigen: "Zombies sind tot."

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