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Der Eisvogelfranz

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„Wär es nicht nett, wenn ich morgen als Eisvogelfranz kommen würde?“, sagte der Edenstraßer Karl zur Runde am Tisch. So einen Tag vor dem Heiligen Abend als Eisvogelfranz ankommen. Einfach so… „Da würdet ihr doch noch mal kräftig lachen im alten Jahr noch. Oder etwa nicht?“

Ja, warum auch nicht.

„Auf Weihnachten ist Verlass“, sagte der Handelsverbandsobmann und alle waren froh. Es war sowieso Glatteis angesagt. Und bei Glatteis stürzten einige immer wieder mal. Fielen hin. Kamen allein oft nicht mehr auf und mussten von der Rettung wieder zusammengeklaubt und im Krankenhaus versorgt werden. So hatten sie auch dort wieder was zu tun.

Beinstingl kratzte sich am Hodensack. Was aber nicht weiter auffiel. Er dachte an Frauen, wie immer … Weil ihm das gefiel. Weil das immer schön war, zumindest für ihn.

Für das Freundschaftsessen mit Judith etwa hatte Beinstingl viel Geld ausgegeben. Weil er sich was von ihr erwartet hatte? Vielleicht, ja. Nachher hatte er sie nach Hause gebracht. Im Schneetreiben. Und hatte sich doch unter der Tür von ihr verabschiedet. So wie es sich gehörte.

Das Fest war schön. Der Unterfraninger und der Oberfranninger waren gut drauf und tranken ihr Bier. Die Vogel Emma tanzte zu den Rhythmen der Band. Die Huber Anna lobte alles über den Klee und die Knapp Emilie war einfach wunderschön.  Der Schobersberger tanzte oder besser hopste ein bisschen herum und war gut drauf.

Der Maler Gustav aß ein Ei. Die Ottinger Ulli eine Packung Mannerschnitten. Und die Stöger Nicolette trank zwei Flaschen Bier, und war – wie könnte es auch anders sein – darauf betrunken. Sie tanzte mit einem Mann, den sie gerne als Freund gehabt hätte und den niemand in der Runde kannte. Der Pfanzelter Toni grüßte sie und sie gab den Gruß nicht mal zurück. Sie tat so, als kannte sie ihn nicht. Das war eine bittere  Erfahrung für den armen Mann. Aber da musste er drüber, da nützte alles nichts.

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Helmut Schiestl

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