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Was ist schöner – Sprachsalz 2012

Wenn die Bäume ihr erstes Gelb zeigen, das Sonnelicht flirrender und blendender wird und so die Dinge noch schöner scheinen in ihrem Glanz, die Abende und die Morgen lauer und kühler werden, dann ist wieder Zeit für Literatur. Die Lesefreudigkeit nimmt zu und so macht sich wieder eine illustre Schar Schreibender, Autorinnen und Autoren auf ins kleine, aber feine Hall, um dort zu lesen, und sich dem Publikum zu zeigen.
Das zehnte Mal war’s heuer schon der Fall. Also stand das zehnte SPRACHSALZ an und konnte mit etlichen Namen der Literaturszene punkten. Als da war der bekannte deutsche Autor Martin Walser, der aus seinem neuen Roman Das dreizehnte Kapitel las. Ein amüsanter Briefroman, der einen Briefwechsel eines Schriftstellers mit einer Theologin zum Inhalt hat. Da war auch Felix Mitterer, der Franz Kafkas Bericht an eine Akademie zum Besten gab, mit dem er schon bei den heurigen Tiroler Volksschauspielen in Telfs reüssiert hatte. Norbert Gstrein, den ich leider nicht hören konnte. Und der amerikanische Autor William H. Gass, der aus seinem über tausend Seiten starken Roman Der Tunnel vortrug. Leider las er nicht den ganzen Roman vor, was eine spannende Geschichte gewesen wäre und dem SPRACHSALZ so vielleicht den Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde verschafft hätte. Aber es wäre ja dazu wohl auch nicht die Zeit gewesen.
Es waren ja immerhin 22 Autorinnen und Autoren – wenn ich richtig gezählt habe – die bei heurigen SPRACHSALZ lasen. Was also hieß, drei Tage lang volles Programm, und fast nicht zu bewältigen. Daher nur mein subjektiver und unzureichender Bericht. Gut gefallen haben mir neben den schon erwähnten Großen der Literaturszene Barbara Bongartz, die eine spannende Geschichte über eine Reinigungsfrau in einem sogenannten Herrenhaus las. Die junge Schweizerein Daniela Dill, die ein wenig slammte und in einem Gespräch mit Martin Sailer über ihre Arbeit am Theater erzählte. Die fein ziselierten Alltagshaikus von Franz Dodel, der schon früher mal beim SPRACHSALZ zu Gast war. Auch wenn sein Vortag einen oft mit seinen Gedanken abschweifen ließ, was aber vielleicht gar nicht unbeabsichtigt war.
Toll fand ich auch den Film Pyongyang Crescendo – a musical bridge to North Korea über ein Musikprojekt in Nordkorea, der in Zusammenarbeit mit dem KLANGSPURENFESTIVAL am Freitagabend im Kurhaus gezeigt wurde.
Bleiben noch zu erwähnen die feine Atmosphäre, die die Lesungen – vor allem auf der Terrasse des Haller Parkhotels – zu einem angenehmen Erlebnis werden ließen, nicht zuletzt auch, da – wie schon die Jahre vorher – alle Lesungen frei zugänglich waren. Ein Umstand der es dank großzügigen Sponsorings auch weniger Begüterten ermöglicht, Literatur vom Feinsten zu genießen.

Text und Foto von Helmut Schiestl

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