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..und dann knallen am Bozner Platz die Korken.

c innsbruck-shopping.at

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Es ist ein durchsichtiges Manöver als ich im Juni 2015 mit einer Journalistin beim Interview zu „Hypoventilieren“ sitze. Als Ort des Interviews habe ich mir das Hypo-Café in der Hypo-Tirol-Zentrale ausgesucht. Wie man das als Strafraumstürmer halt so macht. Und als wir uns über meine Beweggründe über ein Kabarettprogramm zum ganz tiroleigenen Hypo-Desaster (immerhin mehr als eine halbe Milliarde Euro schwer) unterhalten, passiert Folgendes: Ein Mitarbeiter der Hypo-Marketingabteilung kommt zu unserem Tisch, freundlich, ja schon fast freundschaftlich. „Griaß di“. Und:„ Du, wir ham im Herbscht in Reutte . . also magsch da mit deinem Programm auftreten?“. An einen schlechten Scherz und das Interview denkend sage ich, er solle sich per E-mail melden, jetzt gehe es grad gar nicht. Gemeldet hat sich der Herr natürlich nie. Aber das Manöver war ja auch zu durchsichtig: Einen Kabarettisten, der die Landesbank ordentlich auflaufen lässt, umarmen, bis ihm die Luft weg bleibt. Irgendwie passend zum Programmnamen „Hypoventilieren“.

Schau genauSeit damals, über einen Zeitraum von knapp einem Jahr, hatte ich nach jeder einzelnen Aufführung von „Hypoventilieren“ aufgeregte, interessante Gespräche. Nur bei Agrargemein 2012/2013 blieben manchmal ähnlich viele Menschen noch da, um mich zu sehen, sich zu bedanken, mit mir zu reden.
Das Desaster rund um die Hypo Tirol, das Versenken von mindestens 324 Millionen Euro in den italienischen oder deutschen Sand, das Retten der Landesbank mit 210 TIWAG-Mille, war und ist der Öffentlichkeit kaum bekannt.
Zeigt man es auf, wollen es die Leute kaum glauben.

Eine Landesbank ist dann eine Landesbank, wenn es gut läuft. Eine Landesbank ist dann eine „eigenständige Aktiengesellschaft“, wenn es nicht gut läuft. Vor allem, wenn die Politik das ihrige dazu getan hat, dass die Hypo dermaßen ins fast tödliche Straucheln gerät. Es war und ist ein Trauerspiel.
War – weil in der Hypo Tirol mit Geld und Verantwortung umgegangen wurde, wie man es nicht für möglich halten würde.
Ist – weil nach wie vor alles dazu getan wird, zu vertuschen, dass es ärger nicht geht.Günther Platter Obacht

Es soll niemand wirklich Schuld gewesen sein. Schuld waren „die Märkte“. Und die, die etwas wissen könnten, schweigen eisern. Vielleicht auch, weil mehrere hundert tausend Euro geflossen sind. Dass sie geflossen sind, nämlich 612.000 Euro, ist belegt. Warum wirklich, ist nicht ganz schlüssig. Und man soll ja niemandem die Annahme oder das Zahlen von Schweigegeld unterstellen. Drum tue ich das hier auch nicht. Aber seinen Teil denken darf man ja.

c Birgit Pichler

c Birgit Pichler

Das in den Sand gesetzte Hypo-Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Über Umwege fehlt es auch im laufenden Budget, da die Hypo dem Land Tirol normalerweise eine jährliche Dividende zahlt. Die fällt die kommenden Jahre aus. Gut 25 Millionen Euro pro Jahr.
Das alles und noch mehr wird in „Hypoventilieren“ behandelt. Verquickt wird der Hypo-Stoff mit einer schwarz-grünen Zwischenbilanz. Und wer glaubt, die beiden Themen hätten nichts miteinander zu tun, wird am Ende überrascht sein.

c Bullock

c Bullock

Am 28. April, genau 3 Jahre nach der letzten Landtagswahl, wird „Hypoventilieren“ zum letzten Mal aufgeführt. Irgendwann muss leider Schluss sein. Und ein neues Programm, nämlich „AUTsch! Österreich dreht auf“ ist ja auch schon da. Leider, leider ginge sich ein Auftritt mit „Hypoventilieren“ in Reutte und für die Hypo Tirol nun wirklich nimmer aus. Anrufen darf der Herr aus der Marketingabteilung ja gerne trotzdem. Meine Telefonnummer hat sich seit letztem Jahr nicht geändert. Wir können ja Kuchenrezepte austauschen.

Hypoventilieren. Der letzte Atemzug UND AUS.
Donnerstag, 28. April, 20 Uhr
Kurhaus Hall
Karten: Tourismusverband Unterer Stadtplatz und bei Buchhandlung Riepenhausen, Langer Graben.
Reservierungen über die Kartenhotline 0664/4121500 oder E-mail an kleinkunsthall@aon.at

PS: Am Tag danach wird man in Bozner Platz Nähe vermutlich das Knallen von Korken hören können. Endlich ist der Spuk mit diesem Kabarettprogramm vorbei. Das haben wir wieder gut gemacht. Prost.

Markus Koschuh

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