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Traglufthallen sind nicht zum Leben gedacht

traglufthalle arzl

Großquartiere für Flüchtlinge als Symbol politischen Versagens

Nachdem bereits die ehemalige Tennishalle am Paschbergweg für viel Kritik sorgte, heißt die neue Lösung für Tirols Probleme hinsichtlich der Flüchtlingsunterbringung nun Traglufthalle. In Hall in Tirol steht die erste österreichweit, in zahlreichen deutschen Städten gibt es sie bereits seit zwei Jahren.

Dabei ist eines festzuhalten: Traglufthallen sind nicht für die Unterbringung von Menschen gedacht, sondern sie sind zur temporären Überdachung von Sportevents wie Tennisturnieren oder als Lagerhallen konzipiert. In Berlin wurden Traglufthallen 2014 bereits als Notunterkünfte für Obdachlose verwendet. Seitdem sie auch als Unterkunft für geflohene Menschen genutzt werden, stellt die Berliner Stadtmission, die die Hallen betreiben, eines ganz klar: Neuankömmlinge bleiben höchstens bis zu 21 Tage!

Die Halle ist eine Zwischenstation bis bessere Unterbringungen für die Menschen gefunden werden. Es ist zu befürchten, dass die Menschen in Tirol bis zum Abschluss des Asylverfahrens in der Traglufthalle leben müssen; das sind durchschnittlich sieben Monate, teilweise dauert die Wartezeit über ein Jahr.

Hauptanbieter der Traglufthallen ist die Paranet GmbH aus Berlin, die mehr als 120 Traglufthallen weltweit verkauft hat. Laut Jürgen Wowra, Geschäftsführer von Paranet, machen Notunterkünfte inzwischen 20 Prozent des Umsatzes aus. Weiters macht er im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung eines deutlich: „Sie sind nicht dafür gemacht, um dauerhaft darin zu leben.“

In Tirol scheinen alle diese Argumente kaum jemanden zu interessieren, im Gegenteil: Die Haller Traglufthalle wird sogar als Musterlösung an Kolleg_innen in Südtirol empfohlen! Noch immer wird nach einer Lösung gesucht, um die bereits errichtete Traglufthalle in Arzl zu eröffnen; insgesamt wurden in Tirol fünf Traglufthallen angeschafft.
Niemand behauptet, dass es einfach sei, menschenwürdige Unterbringungen zu schaffen. Langfristig macht es nur Sinn, von Beginn an einen Grundstein für ein gelingendes Miteinander zu legen.

Die Umsetzung dessen zeigt sich zuallererst in einer menschenwürdigen Unterbringung. Dafür braucht es die Bereitschaft zu Gesprächen auf Augenhöhe und die Wahrung der Menschenrechte. Es gibt viele positive Beispiele von Gemeinden und Stadtteilen, in denen sich Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Politik und Verwaltung Gedanken über geeignete Unterbringungsmöglichkeiten machen. Solche Initiativen, bei denen das Wohl der Menschen im Mittelpunkt steht, gehören unterstützt und verbreitet. Massenunterkünfte hingegen schaffen nur eines: Probleme, die es ohne diese gar nicht geben würde und dadurch rechten Demagogen in die Hände spielen.

Susanne Meier

Gast

3 Comments

  1. „Niemand behauptet, dass es einfach sei, menschenwürdige Unterbringungen zu schaffen.“ doch. die politik der offenen grenzen, die nicht die begrenzten kompetenzen und kapazitäten im blick hat, tut so, als ob mit dem in- empfang- nehmen alle probleme gelöst wären. wie man, ohne für die derzeitigen menschen einen plan zu haben, weiter „refugees welcome“ skandieren kann, verstehe ich nicht.

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