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The Drawingroom

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Nur mehr diese Woche ist in der Galerie im Taxispalais eine sehr sehenswerte Ausstellung zum Thema Zeichnung zu besichtigen. In der vom ehemaligen Leiter der Galerie, die heuer übrigens ihr 50jähriges Jubiläum feiert, Peter Weiermair zusammengestellten Schau sind dabei die verschiedensten Richtungen dieses großen Genres vertreten. Also von „gegenständlich“ bis „abstrakt“

 So treibt etwa der Amerikaner Geoff Chadsey ein verfremdendes Spiel mit den Ikonen der amerikanischen Populär- und Subkultur, indem er sie  grotesk verfremdet und dabei unsere „geheimen Erwartungen“ auf die Schaufel nimmt, während die Deutsche Lucie Beppler mittels eines fein gewebten Rasters aus zarten Bleistiftstrichen unser Sehen in neue Dimensionen führt.

 Auf gleich drei Wänden verteilt der Salzburger Christian Schwarzwald seine Arbeiten. Neben geometrischen Abstraktionen sind es verfremdete Porträts von Berühmtheiten aus der Geschichte, welche zu identifizieren Aufgabe der Betrachterin und des Betrachters ist, und dem oder der darin Vertrauten Spaß macht.

 Einen ganz anderen Weg geht wiederum der Pakistani Waqas Khan, der eine sehr subtile Zeichensprache entwickelt, vielleicht dabei an Arabesken aus dem Islam erinnernd, die man erst bei näherem Hinsehen als fein gezeichnete Ornamente entdeckt, kreisförmig angelegt, so wäre es ein Blick in unser eigenes Auge, in die Retina, und uns so vielleicht einen Blick ins Unendliche gewährt.

 Bei Danica Phelps  Arbeiten denkt man eher an Minutenaufnahmen, die sie mit leichtem Strich zu Papier bringt, in denen man den Arbeitsalltag der Künstlerin nachvollziehen kann.

 Beeindruckt und irritiert zugleich haben mich die Zeichnungen des Italieners Agostino Arrivabene. In einer altmeisterlichen Weise bringt er Traumhaft-Phantastisches an Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel Gemahnendes zu Papier. und verstört dabei wohl manche Betrachterin oder Betrachter.

 Sehr melancholisch die Arbeiten von Michael Ziegler. Der aus Wels in Oberösterreich stammende Künstler war ja schon öfter mit Ausstellungen in Innsbruck vertreten. Junge heranwachsende Männer, in einer unschuldigen Weise ihre Körper entdeckend, sind Thema seiner künstlerisch stark überzeugenden Arbeiten.

 Franz Mölk, ein in Amsterdam lebender Innsbrucker Künstler ist mit ein wenig an das Barocke gemahnenden Arbeiten vertreten. Eher im Sinne des klassischen Zeichnens überzeugt er mit einem kräftigen Strich.

 Das Ironisch-Spielerische liegt wiederum dem Deutschen Ralf Ziervogel, der mit seiner Tinte auf großformatigen Blättern das Chaos seiner Seelentiefe auslotet.

 Für mich etwas vom Interessantesten der ganzen Ausstellung sind die Arbeiten der Chilenin Sandra Vasquez de la Horra. Es ist ein Zeichenkosmos voll verstörender zum Teil ins Groteske verzerrter Figuren, deren Pittoreskes einen im ersten Moment des Hinschauens eher belustigt, eher man bei genauerem Betrachten ihre Verletzlichkeit und ihr Bedrohtsein erkennt, die sie für mich zu beinahe zeitlosen Figurinen der allgemeinen Situation des Menschen im eben begonnenen dritten Jahrtausend machen.

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Eine Art Zeichenraum hat der aus Klosterneuburg stammende Nikolaus Gansterer in der Galerie eingerichtet. Bestehend aus  einer Tafel und einem Tisch mit verschiedenen Gegenständen, gemahnt der Raum ein wenig an ein Physiklabor Ein Kegel hängt von einer dreieckigen Vorrichtung, während auf der Tafel Formelhaftes und Blasenförmiges zu sehen ist.

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Leider ist hier nicht der Platz, auf alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten und ihre Künstler/innen einzugehen, obwohl sie es natürlich verdienen würden. Nur noch so viel: es ist eine hervorragend gestaltete Ausstellung, der noch viele Besucher/innen zu wünschen sind. Nützen Sie noch diese Woche die Gelegenheit!  

 Noch zu sehen bis 4. Mai 2014!

Helmut Schiestl

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